Klimaschutz und Finanzierung fossiler Energien passen nicht zusammen: Unsere Fragen an den Vorstand der Deutschen Bank

Fragen zur Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Finanzierung von fossilen Energien

  • Recherchen von urgewald zur Finanzierung der weltweiten Kohleindustrie finden die Deutsche Bank in Deutschland bei Krediten an zweiter Stelle hinter der Commerzbank  mit Krediten in Höhe von 2,4 Mrd. Euro. An der Ausgabe von neuen Aktien und Anleihen ist die Deutsche Bank mit 3,9 Mrd. Euro beteiligt. Diese Finanzierungen sind nicht vereinbar mit dem selbst erklärten Anspruch der Deutschen Bank, bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit entscheidend aufgeholt zu haben. Welche konkreten Maßnahmen planen Sie als Vorstand der Deutsche Bank, um die Finanzierung fossiler Energien konsequent zu reduzieren und Ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen?
  • Nach Angaben des Rainforest Action Network war die Deutsche Bank zwischen 2016 und 2020 die 11. größte globale Geldgeberin der Ölsandindustrie. Innerhalb Europas rangiert die Bank auf Platz 3. Die Expansion der Ölsandindustrie ist mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens unvereinbar. Derzeit überprüft die Deutsche Bank nur Finanzierungen für neue Ölsandprojekte, mit Exploration, Produktion, Transport und der Verarbeitung von Ölsanden. Ölsandfirmen sind jedoch nicht betroffen. Dies entspricht nicht den Erwartungen der Investor:innen und steht im Widerspruch zum erklärten Ziel der Deutschen Bank, bis zum Jahr 2050 netto null Emissionen zu erreichen. 
    Wie rechtfertigt die Deutsche Bank diese Widersprüchlichkeit vor Investor*innen, Kund*innen und der gesellschaftlichen Öffentlichkeit?
  • Im Rahmenwerk für den Umgang mit Umwelt- und Sozialrisiken gibt die Deutsche Bank an, bis Ende 2020 Kohlekunden in Europa und den USA zu prüfen und sich von denen ohne glaubwürdige Diversifizierungspläne zu trennen. Im Öl und Gasbereich soll nach dem Rahmenwerk ebenfalls bis Ende 2020 die Exposure im Sektor zu prüfen und auf der Grundlage Reduktionsziele zu formulieren. Nun hat die Deutsche Bank erklärt, ihren Portfolio-Fußabdruck Ende 2022 zu veröffentlichen und „active managament against targets“ für 2023 angekündigt. Heißt das, wir können konkrete Termine für den Ausstieg aus Unternehmen, die keinen Paris kompatiblen Geschäftsplan vorweisen, erst in 2 Jahren erwarten? Warum wurde dieser Zeitpunkt so weit nach hinten verschoben?
  • Im Nicht-Finanziellen Bericht erklärt die Deutsche Bank, dass sie Transformationsrisiken ihrer Portfolien prüft und Szenarioanalysen für Klimarisikobewertung macht. Dazu zieht sie auch Berichte der internationalen Energieagentur (IEA) heran (S. 47f.). Wird die Bank die neuen Szenarien aus dem IEA Net Zero 2050 in die Klimarisikoanalyse einbeziehen? Inklusive des Kohleausstiegs für Europa 2030?
  • Im Nicht-finanziellen Bericht veröffentlich die Deutsche Bank Informationen zu ausstehenden Krediten an besonders kohlestoffintensive Industrien (S. 46). Betrifft dies nur projekt-bezogene Kredite oder auch Kredite an Unternehmen (auch für general corporate purposes)? Und was wird bei Öl und Gas einbezogen: upstream, midstream, downstream, oder nur Teilbereiche? Wie definiert die Deutsche Bank upstream, midstream, downstream, wo wird Infrastruktur einbezogen?
  • Whitehaven Coal ist ein australisches Kohlebergbauunternehmen, dessen Geschäftspläne völlig unvereinbar mit dem Erfolg des Pariser Abkommens sind, zu dessen Unterstützung sich die Deutsche Bank im Rahmen des Paris Pledge for Action verpflichtet hat.  Whitehaven plant, fast 2 Milliarden Dollar für neue Kohleminen und Erweiterungen auszugeben, darunter die neue Kohlemine Vickery und die Erweiterung der Kohlemine Narrabri. Whitehaven rechtfertigt diese Expansionspläne mit dem Verweis auf Szenarien für die Kohlenachfrage, die auf eine globale Erwärmung von fast 3ºC hinauslaufen würden. Mehr als 80 Prozent von Whitehavens Einnahmen im letzten Geschäftsjahr stammten aus dem Verkauf von Kraftwerkskohle. Im Februar 2020 gewährte die Deutsche Bank Whitehaven Coal ein Darlehen in Höhe von 30 Millionen Australische Dollar. Bedeutet dies angesichts der Zusagen der Deutschen Bank, Finanzierungen für den Abbau von Kohle auszuschließen und das Kohle-Engagement bis 2025 auslaufen zu lassen, dass die Bank den aktuellen Kredit von Whitehaven nicht refinanzieren und sich auch nicht an weiteren Finanzierungen oder Schuldenaufnahmen für das Unternehmen beteiligen wird? Falls nicht, warum nicht?
  • Sie wollen den Börsengang von Wintershall DEA organisieren. Wintershall DEA will seine Öl- und Gasgeschäfte entgegen jeder Klimavernunft in den kommenden zwei Jahren um 30 Prozent steigern. Für wann genau ist der Börsengang geplant? Haben Sie dieses Geschäft bzw. das Geschäftsmodell von Wintershall DEA hinsichtlich der Klimarisiken geprüft und wenn ja, mit welchen Ergebnissen?

Frage zur Finanzierung von Rüstungsunternehmen

  • 2018 hat die Deutsche Bank neue Richtlinien zu Geschäften mit kontroversen Waffen veröffentlicht. Doch diese Richtlinien enthalten zahlreiche Schlupflöcher. So vergibt die Deutsche Bank weiterhin Kredite an Atomwaffenhersteller wie Honeywell, BAE Systems und Airbus, so diese zusichern, das Geld nicht für Atomwaffenprojekte zu verwenden. Sieht die Deutsche Bank hier die Notwendigkeit, angesichts des Anfang 2021 in Kraft getretenen UN-Atomwaffenverbotsvertrages, die Richtlinie zu verschärfen und Atomwaffenhersteller kategorisch aus dem Kundenkreis zu entfernen? Wenn nein, warum nicht?
  • Bisher hat die Deutsche Bank keine Richtlinie zu Geschäften mit konventionellen Waffen, die in Kriegs- und Krisengebieten eingesetzt werden (können) oder Menschenrechtsverletzungen Vorschub leisten. Im Nicht-Finanziellen Geschäftsbericht verweisen Sie darauf, aktuelle geopolitische Spannungsfelder zu beobachten (z.B. Jemen, Libyen, Armenien-Aserbaidschan, China-Indien). Welche Konsequenzen haben Sie aus diesen Beobachtungen für die Gewährung von Krediten an Unternehmen gezogen, die Geschäftsbeziehungen mit hier involvierten Kriegsparteien unterhalten und diese aufrüsten?
  • 2020 hat die Deutsche Bank den Börsengang des Rüstungsunternehmens Hensoldt unterstützt. Inwiefern überprüfen Sie im Vorfeld eines solchen Geschäftes, ob das Geschäftsmodell und die Tätigkeiten eines Konzerns kompatibel sind mit Ihren eigenen ESG-Mindeststandards wie z.B. dem UN Global Compact?

Fragen zu umweltbezogenen und menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten und Geschäftsbeziehungen mit Nornickel

Im Mai 2020 sorgte der russische Konzern Nornickel für die größte Ölkatastrophe der Arktis, als 21.000 Tonnen Diesel aus einem Kraftwerkstank ausliefen. Dies ist aber nur ein Fall in einer Reihe von Umweltkatastrophen und Missachtung indigener Rechte durch Nornickel. Nach Informationen des Finanzdatenanalysten Profundo gewährte die Deutsche Bank Nornickel zwischen Januar 2019 und Juni 2020 Kredite in Höhe von 79 Millionen Dollar.

  • Welche Risiken waren der Deutschen Bank vor Beginn der Geschäftsbeziehungen mit Nornickel bekannt?
  • Welche Argumentation gab der Deutschen Bank das Vertrauen, dass Nornickel ein vertrauenswürdiges Unternehmen ist?
  • Welche konkreten Maßnahmen und Recherchen hat die Deutsche Bank durchgeführt, da Nornickel in einem ökologisch sensiblen Gebiet und in einer Region tätig ist, in der indigene Völker leben?
  • Welche Maßnahmen hat die Deutsche Bank nach den katastrophalen Umwelt- und Menschenrechtsauswirkungen der Aktivitäten von Nornickel in der Arktis ergriffen, um auf Nornickel einzuwirken, die Auswirkungen zu mildern und weitere Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen vor Ort zu verhindern?
  • Wie ist die aktuelle Geschäftsbeziehung der UBS zu Nornickel? Bitte nennen Sie, falls vorhanden, auch aktuelle und geplante Kredite sowie Aktienbesitz.
  • Wenn die Deutsche Bank die Geschäftsbeziehung mit Nornickel fortsetzt, was ist die Begründung dafür und ist sie mit Auflagen an Nornickel verbunden? Falls ja, wie sehen diese Auflagen aus?

Frage zum Online-Aktionärsportal:

  • Wieso ist es nicht möglich, Vollmachten an Dritte bzw. Stimmrechtsübertragungen im Online-Aktionärsportal vornehmen zu können? So klappt Digitalisierung nicht und Sie können nicht alle von den Vorteilen des Portals überzeugen, wenn nicht der gleiche Funktionsumfang auch online ermöglicht wird. Andere Banken und Unternehmen tun dies übrigens schon seit Jahren – rechtssicher, einfach zu bedienen und aktionärsfreundlich.

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