- Italiens Energieversorger Enel trennt sich von Lieferanten in Kolumbien
- Damit wächst der Druck auf Bergbaukonzerne Drummond und Prodeco
- EnBW hält bisher an umstrittenen Kohleproduzenten fest
Anlässlich der morgen stattfindenden Hauptversammlung des Energiekonzerns EnBW in Karlsruhe fordern das Werk für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR und die NGO urgewald, dass EnBW dem Beispiel europäischer Konkurrenten folgt und umgehend die Geschäftsbeziehungen mit den umstrittenen Lieferanten Drummond (USA) und Prodeco/Glencore (Schweiz) unterbricht. Der italienische Energieversorger Enel hatte vergangene Woche bestätigt, die Steinkohle-Importe von diesen Unternehmen aus der kolumbianischen Region Cesar auszusetzen.
Enel folgt damit dem Beispiel von DONG Energy in Dänemark und bezieht vorerst keine „Blutkohle“ mehr von Drummond und Prodeco/Glencore. Beiden wird vorgeworfen, illegale paramilitärische Einheiten in Kolumbien finanziert und unterstützt zu haben und damit Mitschuld an schweren Menschenrechtsverletzungen zu tragen. Nachdem Enel vergangenes Jahr auf die Vorwürfe aufmerksam gemacht wurde, führte der Energieversorger eigene Untersuchungen vor Ort durch. Auch EnBW sind die Vorwürfe bekannt. Doch während Enel handelt, hält EnBW an Drummond und Prodeco/Glencore fest. „Enel hat erkannt, dass mit dem Verletzen der Menschenrechte in Cesar eine rote Linie überschritten wurde. Die EnBW sollte diesem Beispiel folgen, statt weiter herumzulavieren“, sagt Sebastian Rötters, Energieexperte der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald.
Auch Susanne Breuer, MISEREOR-Expertin für Energiefragen in Lateinamerika, kritisiert: „Seit 2014 dokumentiert die Gemeinde El Hatillo in Cesar eine steigende Anzahl von Drohungen gegen Gemeindemitglieder, seit 2016 wird auch über die Präsenz von bewaffneten Männern berichtet. Die Sicherheitslage in der Region spitzt sich zu, doch Regierung und Minenbetreiber reagieren absolut unzureichend. Während sich andere Stromkonzerne bewegen und ihren Einfluss nutzen, ziehen deutsche Energieversorger keinerlei Konsequenzen.“
In den vergangenen Monaten wurden in Cesar drei Vertreter der Zivilgesellschaft ermordet. Zuletzt starb am 4. Februar 2017 Edilberto Cantillo Mesa, der sich für Landrückgaben an Vertriebene eingesetzt hatte. Zwischen 2012 und September 2016 wurden mehr als 200 Menschen Opfer von Einschüchterung und Gewalttaten. In vielen Fällen gaben die Täter an, die Interessen der Kohlekonzerne zu verteidigen. Während Drummond und Prodeco/Glencore jede Verantwortung von sich weisen, leben die Menschen in Cesar weiter mit Morddrohungen und Gewalt. MISEREOR und urgewald betonen, dass den vom Land Baden-Württemberg kontrollierten Konzern EnBW diese Menschenrechtslage nicht kalt lassen dürfe. EnBW müsse von seinen Lieferanten die Einhaltung der Menschenrechte und verbindliche Verbesserungen verlangen oder die Geschäfte ganz beenden.
Sowohl Enel als auch DONG Energy erwägen die Wiederaufnahme der Geschäftsbeziehungen nur unter der Bedingung, dass Drummond und Prodeco/Glencore ihre Menschenrechtsbilanz verbessern.