4. RWE-Tribunal: Der Konzern steuert bis heute mit fossilen Strategien gegen die Energiewende
Nach den ersten Tagungen in Lützerath, Essen und Düsseldorf traf sich das RWE-Tribunal am 11. und 12. März 2023 in Köln. Nach zwei Verhandlungstagen und der Anhörung vieler Zeugen und Sachverständigen kam die Jury zu dem Ergebnis, dass RWE für Klimaschäden und vorzeitige Todesfälle verantwortlich ist.
Der Initiator des RWE-Tribunals, Alfred Emilio Weinberg, gab vor Beginn des 4. RWE Tribunals in Köln einen Überblick (Link zum Statement auf dem Youtube-Kanal von „Der Pilger“).
Jürgen Becker, der bekannte Kabarettist („Mitternachtsspitzen“) und Buchautor, stellt in seinem Grußwort an das RWE-Tribunal klar, dass der Begriff „Klimaterroristen“, das Unwort des Jahres, sehr gut auf RWE passe. Becker, der krankheitsbedingt nicht persönlich auf dem RWE-Tribunal sprechen konnte, wünschte diesem „ne jroße Erfolch“.
Jahrelang weigerte sich der Landwirt Eckardt Heukamp, seinen Hof in Lützerath an den Kohlekonzern RWE zu verkaufen. „Immer wieder kamen von RWE kleine ‚Nadelstiche‘, bis alle, die umgesiedelt werden sollen, mürbe geworden sind. Im Endeffekt Psychoterror.“
„Damit die schon heute viele Millionen zählenden Opfer von Hitze- oder Klimawellen, von Extremwetterereignissen oder Dürren sich nicht hinter einem schulterzuckenden ´Das ist eben so´ verlieren, haben wir am 29. September 2022 Strafanzeige wegen Tötungsdelikten gegen die leitenden Mitarbeiter und aufsichtführenden Personen der RWE Power AG erstattet“, berichtete der Kölner Rechtsanwalt Dr. Heinrich Comes. „Da die Staatsanwaltschaft bisher noch nicht tätig geworden ist, informieren wir nun NRW-Justizminister Benjamin Limbach darüber.“
„Die aus den Kohleschloten der RWE-Braunkohlekraftwerke von Niederaußem, Neurath, Weisweiler emittierten Ultra-Feinstäube sind krebsauslösend. Es ist wissenschaftlich belegt, dass durch die Schadstoff-Emissionen der RWE-Kraftwerke, selbst bei vorsichtig angewandten Berechnungsmodellen, von 1.880 statistischen Todesfällen im Jahr 2016 auszugehen ist“, warnte Christian Döring, Kinderarzt aus Köln (Link zum Vortrag auf dem Youtube-Kanal von „Der Pilger“).
„Wir empfinden die für uns aus der Luft gegriffen Schuldzuweisungen von Innenministers Reul als unerträglich, dass die Erbauer*innen der Hängebrücke Schuld an Steffens Tod seien“, sagte Elisabeth Meyn, die Mutter des 2018 während der Räumung des Hambacher Walds zu Tode gekommenen Dokumentarfilmers Steffen Meyn. „Uns treibt die Frage um, warum die Landesregierung nicht das Gerichtsurteil und die Ergebnisse der Kohlekommission abwarten konnte, bevor die Räumung angeordnet wurde. Auf Brandschutz- oder Baumängel hätte man auch mit Gesprächen reagieren können. Für uns sind das vorgeschobene Gründe, um RWE die Rodung zügig zu ermöglichen.“
„In der Vergangenheit haben führende Manager von RWE wie Fritz Vahrenholt öffentlich wissenschaftliche Erkenntnisse zur Klimakrise in Zweifel gezogen, um den Kohleausstieg zu verzögern – leider mit Erfolg“, berichtete Prof. Dr. Niko Froitzheim (TU Bonn) auf dem RWE-Tribunal in Köln.
Hans-Josef Fell, einer der Väter des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, stellte als Sachverständiger auf dem RWE-Tribunal dar, wie Konzerne, vor allem RWE, mit fossilen Strategien gegen die dezentrale Energiewende steuern (Link zum Referat auf dem Youtube-Kanal von „Der Pilger“). Fell ist Mitglied der Energy Watch Group.