Gegenantrag

Zu Tagesordnungspunkt 3: Beschlussfassung über die Entlastung des seinerzeitigen Vorstands der KWS SAAT SE für das Geschäftsjahr 2018/2019

Den Mitgliedern des Vorstandes wird die Entlastung verweigert.

Begründung:

Die KWS beteiligt sich an der begrifflichen Verwirrung in Diskussionen, um die Öffentlichkeit über die Verwendung gentechnischer Verfahren zu täuschen.

In der aktuellen Diskussion um den Einsatz und die Regulierung gentechnisch veränderter Pflanzen in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion hat der Vorstand der KWS Saat SE & Co. KGaA (KWS) den Konzern unangemessen positioniert. Der Vorstand folgt blind den Argumenten anderer Unternehmen der Branche, ohne aktuelle Forschungsergebnisse ausreichend zu berücksichtigen. Auch neue Gentechniken sind weder natürlich noch ohne Risiken.

Begriffe und Formulierungen wie „naturidentisch“ oder „könnten auch von selbst in der Natur (…) entstehen“ sind reine Nebelkerzen und tragen nicht zu einer offenen und fairen Auseinandersetzung bei.

Gerade wenn das Unternehmen die gentechnischen Methoden des Genome Editing für wesentlich hält, sollte der Vorstand die gesellschaftliche Diskussion ernst nehmen, unterstützen und sich angemessen und zukunftsweisend beteiligen. Es ist zweifelsfrei, dass diese Methoden wissenschaftlich betrachtet gentechnische Methoden sind. Und auch juristisch besteht nach aktueller Klarstellung durch den Europäischen Gerichtshof (Rechtssache C-528/16 vom 25. Juli 2018) in dieser Frage kein Zweifel. Methoden des Genome Editing sind in der Europäischen Union als Gentechniken anzusehen. Pflanzen, die mit diesen Methoden bearbeitet wurden, sind gentechnisch veränderte Organismen. Das sollte von Vorstand und Mitarbeiter*innen der KWS auch so benannt werden.

Auch in der Sache ist die Position der KWS nicht geeignet, den Konzern in einem positiven Licht erscheinen zu lassen. Die Argumente sind mindestens unpräzise, teilweise sind sie falsch, denn Produkte, die mittels Genome Editing modifiziert worden sind und auf den Markt kommen könnten, fallen unter die bestehenden Regularien für gentechnisch veränderte Organismen (engl. GMOs) [vgl. Duensing, Nina et al. (2018): Novel Features and Considerations for ERA and Regulation of Crops Produced by Genome Editing. Frontiers in Bioengineering and Biotechnology].

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://www.kritischeaktionaere.de/kws/gegenantrag-2019-14/