Bergbaukonzern soll fünf Jahre nach dem Massaker von Marikana Versprechungen einlösen
Kritische Aktionäre am 26. Januar bei Hauptversammlung in London
Der südafrikanische Bischof Johannes Seoka wird zusammen mit internationalen Solidaritätsgruppen am 26. Januar den britisch-südafrikanischen Bergbaukonzern auffordern, bis zum 16. August 2017 die zugesagte Opferentschädigung zu zahlen und die Lebensbedingungen seiner Arbeiter zu verbessern. Das Datum ist der fünfte Jahrestag des Massakers von Marikana, bei dem die südafrikanische Polizei 34 streikende Bergleute erschoss.
WANN? Donnerstag, 26. Januar 2017, 9:30 Uhr – 10:15 Uhr
WO? Vor der Hauptversammlung von Lonmin, Haberdashers’ Hall, 18 W Smithfield,
London EC1A 9HQ
WAS? Eine düstere Hommage für die 34 Bergleute, die am 16. August 2012 von der südafrikanischen Polizei erschossen wurden. Begleitet von einer Klangkulisse, die Gewehrschüsse nachahmt, werden Fotos der ermordeten Bergleute hochgehalten und ihre Namen vorgelesen. Am Protest gegen Lonmin nehmen Bischof Seoka, VertreterInnen der Kampagne Plough Back the Fruits, des London Mining Network und anderer Gruppen teil. Im Anschluss an den Protest werden VertreterInnen der Nichtregierungsorganisationen den Lonmin-Vorstand befragen, warum es kaum Fortschritte in der Entschädigungsfrage und bei der Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in Marikana gibt.
KONTEXT: 2017 jährt sich das Massaker an der Platinmine von Marikana in Südafrika zum fünften Mal. Der Druck auf den an der Londoner Börse gelisteten Bergbaukonzerns steigt, die sozialen Zusagen, die vor und seit dem Massaker gemacht wurden, endlich umzusetzen.
Kritiker heben hervor, dass Lonmin den Opfern eine Entschädigung verweigert und den Lebensstandard seiner Bergleute nicht verbessert hat. Dies war der Kern des Bergarbeiterstreiks, bei dem die Polizei am 16. August 2012 das Feuer auf die Bergleute eröffnete. Die große Mehrheit der Arbeiter von Marikana lebt immer noch in slumartigen Siedlungen mit mangelhafter Versorgung an Trinkwasser, Strom und unzureichenden Sanitäranlagen.
Obwohl gegen mehrere Mitglieder der südafrikanischen Polizei Anklage erhoben wurde und Südafrikas Regierung im Dezember 2016 ankündigte, dass eine Entschädigung an die Familien der Opfer gezahlt werde, wird Lonmin bisher kaum für die Beteiligung am Massaker im August 2012 zur Rechenschaft gezogen.
Das internationale Netzwerk Plough Back the Fruits mit Bischof Seoka (Bench Mark Foundation Südafrika), Barbara Müller (KEESA – Kampagne für Entschuldung und Entschädigung im südlichen Afrika) und Markus Dufner (Dachverband der Kritischen Aktionäre) kommt nach London, um institutionelle Aktionäre aufzufordern, ihre Anlagen bei Lonmin abzuziehen, falls eine Liste von Forderungen nicht bis zum 16. August 2017 erfüllt wird. Diese Forderungen beinhalten, dass Lonmin
- Schritte unternimmt, einen existenzsichernden Lohn (living wage) für Bergleute (12.500 Rand – ca. 850 Euro – im Monat) einzuführen;
- umfassend den Wohnbedarf der Arbeiter ermittelt, solange 33.000 Beschäftigte des Unternehmens in Hütten ohne Zugang zu Strom, grundlegenden Sanitäranlagen und geregeltem Trinkwasser leben. Lonmin muss diesen Bedarf in Abstimmung mit den Arbeitern ermitteln – einschließlich von geförderten Mietwohnungen und verbesserten Lebensbedingungen in den informellen Siedlungen;
- die Opfer des Massakers entschädigt, um den Witwen, Waisen und verletzten Überlebenden eine würdige Existenz zu ermöglichen. Die Bench Marks Foundation hebt hervor, dass eine solche Entschädigung sich auf einen Umfang von 20 Jahren Lohn belaufen sollte. Dies entspräche dem, was die Arbeiter verdient hätten, wenn sie nicht getötet oder schwer verletzt worden wären, als sie ihr Recht, sich gewerkschaftlich zu organisieren, ausübten.
Bischof Johannes Seoka sagt: „Ich nehme an der Hauptversammlung von Lonmin teil, um die Lüge offenzulegen, dass Lonmin seinen Verpflichtung nachgekommen sei, dem Wohnbedarf der Arbeiter gerecht zu werden, ihre Lebensbedingungen zu verbessern oder einen existenzsichernden Lohn einzuführen. Investoren hatten mehr als vier Jahre Zeit, sich darum zu kümmern, dass bei ihren Anlagen ethische Kriterien beachtet werden. Aber sie sind damit gescheitert. Wir werden nicht ruhen, bis den Getöteten, den Verletzten, den Verhafteten sowie den Witwen und Waisen Gerechtigkeit widerfährt. Wir fordern die Investoren bei der Lonmin-Aktionärsversammlung auf, eine Resolution anzunehmen, die das Unternehmen verpflichtet, sich mit den obengenannten Forderungen auseinanderzusetzen und sie bis zum 16. August 2017 zu erfüllen. Sollte dies nicht geschehen, werden wir zu internationaler Solidarität aufrufen, um – laut der Stellungnahme von Präsident Jacob Zuma im Dezember – Lonmin die Bergbau-Lizenz zu entziehen.“
Ntombizolile Mosebetsane, eine der Witwen von Marikana, sagt:
„Mein Ehemann wurde beim Massaker von Marikana getötet. Ich habe jetzt einen Job bei Lonmin, bei der Firma, die dafür gesorgt hat, dass mein Mann starb. Ich fege den Hof, arbeite draußen unter der heißen Sonne, atme den verseuchten Staub ein, der herumweht. Bei dieser Arbeit lerne ich nichts hinzu, was mein Leben besser machen wird. Lonmin sagt mir, dieser Job sei ein freundliches Angebot, damit ich das Geld, wofür mein Mann im Bergwerk gearbeitet hat, verdienen kann, um meine Kinder zu ernähren
Der Protest wird gemeinsam organisiert von der Marikana Miners Solidarity Group, dem Kampagnennetzwerk Plough Back the Fruits, dem London Mining Network, der südafrikanischen Bench Marks Foundation und vom Dachverband der Kritischen Aktionäre.