Sehr geehrter Herr Zetsche, sehr geehrter Herr Kälenius, sehr geehrte Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre!
Mein Name ist Willi Schwope, ich bin 18 Jahre alt, komme aus Berlin und mache gerade mein Abitur. Ich gehe, wie viele tausend andere Menschen, darunter viele
Schülerinnen und Schüler, wöchentlich auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.
Wir wissen und sind dabei durch die Wissenschaft bestätigt, dass wir auf dem eingeschlagenen Weg mit übermäßigen CO2-Emissionen in eine globale Klimakatastrophe rennen. Die Katastrophe besteht darin, dass Naturkatastrophen
öfter und heftiger kommen und das in Regionen, aus denen wir es heute noch nicht gewohnt sind. Außerdem befinden wir uns dann in einer Spirale des Klimawandels,aus der wir selber nicht mehr ausbrechen können.
Ich bin hier, um Sie wach zu rütteln. Ihre Augen zu öffnen für das, was passiert,
wenn Sie weitermachen wie bisher. Wenn Sie glauben, dass es sich schon richten wird. Oder wenn Sie glauben, dass Ihre bisherigen Bemühungen ausreichend sind.
Sie, als Unternehmerinnen und Aktionärinnen haben nicht nur eine Verantwortung für die Entwicklung Ihres Unternehmens und damit auch der Entwicklung der Klima-Krise, sondern als erfolgreiches Unternehmen auch die Möglichkeiten entschieden umzusteuern. Und genau das müssen Sie tun, wenn Sie Ihrer Verantwortung gegenüber allen Menschen auf dieser Erde und aller kommenden Generationen gerecht werden wollen.
Deshalb fordern wir von Ihnen und allen anderen Handelnden eine klimaneutrale
Mobilität und das in kürzester Zeit. Und eine klimaneutrale Mobilität kann man nicht erreichen, indem man millionenfach Elektro-SUVs produziert. Wer hier im Saal, der oder die einen Funken von Physik versteht, will mir erzählen, dass solch ein Fahrzeug, wie es hinter mir steht, klimaneutral produziert werden kann.
Sie haben es geschafft, das Verlangen nach SUVs durch Werbung zu wecken. Ich bin mir sicher, dass Sie das gleiche mit nachhaltigen Mobilitätskonzepten könnten. Und damit meine ich nicht jedes Auto durch ein Elektro-Auto zu ersetzen. Wenn man von nachhaltigen Mobilitätskonzepten spricht, muss man sich von der Vorstellung lösen, dass jeder Mensch ein Auto besitzen kann.
Ich bin gerade volljährig geworden und stehe am Anfang meines eigenen Weges.
Wenn ich mir den Zustand unseres Planeten ansehe und ich mir klar mache wie wir ihn Tag für Tag ein Stück mehr zerstören, bekomme ich Angst. Ich habe keine Angst davor, irgendwann einfach tot umzufallen. Ich habe Angst davor, dass ich die Folgen des Klimakrise jeden Tag zu spüren bekomme. Ich möchte später eine Familie haben. Ich möchte meine Kinder aber nicht in einer Welt aufziehen, in der auch sie sich ständig fürchten müssen.
Wenn ich mir das alles vor Augen führe, habe ich den Drang zu Handeln. Und ich
hoffe, dass auch Sie langsam diesen Drang dazu verspüren. Und so frage ich Sie: Wann wollen Sie anfangen, wenn nicht jetzt?
Vielleicht werde ich mich später an genau diese Versammlung erinnern und mich
fragen, warum die Menschen hier nichts getan haben, obwohl doch allen die Lage so klar war. Und ich werde, genauso wie die Meisten in meinem Alter, die Gesichter der Menschen in meinem Kopf haben, die maßgeblich dafür Verantwortung trugen.
Aber genauso werden wir uns auch an diejenigen erinnern, die sich uns angeschlossen haben und mit uns das Problem angegangen haben.
Ich bin hier und ich bin laut, weil man meine Zukunft klaut!
„Herr Zetsche, wir fordern von Daimler eine klimaneutrale Mobilität!“: Rede von Willi Schwope, Fridays for Future
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