Goliathwatch neue Mitgliedsorganisation im Dachverband / Interview mit Gründer und Geschäftsführer Dr. Thomas Dürmeier

Auf der Mitgliederversammlung am 14. September 2024 wurde Goliathwatch e.V. als neue Mitgliedsorganisation in den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre aufgenommen.
Goliathwatch setzt sich für eine Wirtschaft ein, die sich in den Dienst aller Menschen und der Natur stellt. Während unsere Umwelt immer stärker zerstört wird und die soziale Ungleichheit bedenkliche Ausmaße annimmt, wachsen die größten Konzerne schneller als je zuvor. Viele gesellschaftliche Probleme, wie eine immer ungerechtere Einkommensverteilung, die Zerstörung von natürlichen Lebensgrundlagen und der Funktionsverlust demokratischer Prozesse, hängen wesentlich mit dem Handeln von Großkonzernen zusammen. Diese schließen sich zu Megakonzernen zusammen, die Staaten und Regierungen im internationalen Standortwettbewerb vor sich hertreiben. Mehr Informationen über Goliathwatch: https://goliathwatch.de/
Seit 2023 arbeiten Goliathwatch und der Dachverband vor allem zur Aurubis AG zusammen. Vor der Hauptversammlung von Europas größtem Kupferkonzern mit Sitz in Hamburg organisierte Goliathwatch im Februar 2024 eine Online-Veranstaltung mit dem Titel „Kupfer, Kolonialismus, Kriminalität: die Aurubis AG und ihre Lieferketten“ (https://www.kritischeaktionaere.de/aurubis/kupfer-kolonialismus-kriminalitaet-die-aurubis-ag-und-ihre-lieferketten/).
Dr. Thomas Dürmeier war 2017 maßgeblich an der Gründung von Goliathwatch beteiligt und ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Nichtregierungsorganisation. Der Volkswirt war viele Jahre an der Universität Hamburg und Kassel tätig und hat dort zum Welthandel und der Rolle multinationaler Konzerne in der Weltwirtschaft geforscht. Bereits 2005 war Thomas Dürmeier bereits einer der Mitgründer von Lobbycontrol und dem Netzwerk Plurale Ökonomik.
Frage des Dachverbands: Der Name der Organisation „Goliathwatch“ legt nahe, dass es auch einen David gibt. In einem Interview mit der taz hast Du einmal gesagt: „David konnte Goliath ja nur besiegen, weil er im richtigen Moment die richtige Strategie gewählt hat.“ Was ist die richtige Strategie?
Thomas Dürmeier: Die richtige Strategie kombiniert Druck von der Straße mit der Schaffung politischer Mehrheiten. Wir müssen die Schwachstellen der Konzernriesen ausnützen. Gegen Google #HateSearch, Hass und Fake in den Suchbegriffsvorschlägen, war es der gute Ruf von Google. Gegen Facebook half die Klage mit der Gesellschaft für Freiheitsrechte und bei Aurubis macht die Zusammenarbeit im Dachverband den Unterschied. Schlaue Druckkampagnen, Advocacy-Arbeit in den Parteien und Parlamenten und solidarische Bündnisse in der Zivilgesellschaft sind erfolgreiche Strategien.
Bitte erkläre kurz die wichtigsten Ziele und Methoden der Arbeit von Goliathwatch!
Thomas Dürmeier: Wir wollen Demokratie in der Wirtschaft statt der Übermacht der Konzernriesen. Mindestziele sind das Einhalten der planetaren Grenzen und die weltweite Realisierung der Menschenrechte. Wir haben drei Aufgabenfelder: Druckkampagnen, Wirtschaftsbildung und Bündnisarbeit.
Was hat Goliathwatch dazu bewogen, Mitglied im Dachverband der Kritischen Aktionäre zu werden?
Thomas Dürmeier: Unsere positive Zusammenarbeit gegen die Umwelt- und Menschenrechtsfragen beim Kupferriesen Aurubis war für uns der Anlass, auch in eine feste längere Zusammenarbeit zu kommen. Wir sind wenige Akteure gegen Konzernriesen und der Dachverband ist ein super Netzwerk.
Wie sah die bisherige Zusammenarbeit mit den Kritischen Aktionär*innen aus und was kann gemeinsam erreicht werden?
Thomas Dürmeier: Fachlicher Austausch und die Hauptversammlungen von Aurubis in Hamburg waren unsere bisherige Zusammenarbeit. Wir haben eine sehr gute Gegenöffentlichkeit vor und in der Hauptversammlung geschaffen. Mit Sicherheit haben wir dazu beigetragen, dass Aurubis Menschenrechte teilweise besser berücksichtigt, aber es ist noch ein langer Weg, den wir gerne gemeinsam gehen wollen. Gemeinsam sind wir stärker als getrennt.