„Praktizierte Klima-Ungerechtigkeit“

  • Konzern trennt sich nur zögerlich von Kohle-Anlagen
  • Beteiligung an zynischem Klimaversicherungs-Modell
  • Weltweite Beteiligung an Landgrabbing

Zur morgigen Hauptversammlung der Münchener Rück kritisieren Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen die zögerliche Haltung des Konzerns bei klimaschädlichen Kohlegeschäften. Während der weltweit größte Rückversicherer selbst immer wieder vor der Rolle des Klimawandels bei Unwettern warnt, hinkt er gleichzeitig der Branchenkonkurrenz bei Richtlinien zum Abbau von Kohle-Investitionen stark hinterher. Lediglich bei ihren Aktienanlagen meidet die Münchener Rück Unternehmen, die mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle oder Kohleerzeugnissen machen. „Das ist deutlich schwächer als die 30-Prozent-Schwelle beim norwegischen Pensionsfonds oder bei der Allianz. Anleihe- und Versicherungsgeschäfte werden davon gar nicht berührt. Von einem Unternehmen, das sich selbst für seinen Klimaschutzansatz rühmt, erwarten wir deutlich mehr“, sagt Barbara Happe von der Organisation urgewald.

Angesichts dessen kritisiert Christian Russau von den Kritischen Aktionären aktuelle Klimaversicherungskonzepte für Entwicklungs- und Schwellenländer als „zynisch“. Das auf einer Initiative der G7-Staaten basierende Konzept soll Millionen Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern Versicherungsschutz gegen Wetterkatastrophen infolge des Klimawandels ermöglichen, die Münchener Rück will sich daran beteiligen. „Das ist praktizierte Klima-Ungerechtigkeit“, kritisiert Russau. „Die Betroffenen sollen selbst für einen Großteil des Versicherungsschutzes aufkommen, obwohl sie den Klimawandel nicht verursacht haben.“ Da die Münchener Rück selbst noch nicht fossil-frei bei ihren Anlagen, Anleihen und Versicherungen ist, offenbare sie hier ihre Doppelmoral. „So hilft die Münchener Rück auch noch kräftig mit bei den Ursachen für dieses neue Geschäftsmodell.“

Martin Glöckle von Pro Regenwald kritisiert zudem den Kauf von Agrarflächen durch die Münchener Rück. Im Jahr 2015 übernahmen die Münchener insgesamt 2.300 Hektar landwirtschaftliche Fläche von 14 Tochtergesellschaften der KTG Agrar, damals Deutschlands größter Ackerbaukonzern. Die Felder hätten jedoch laut Gesetz zuerst ortsansässigen Bauern angeboten werden müssen. „Dieses Aus-dem-Markt-Drängen von lokalen Kleinbauern ist nicht akzeptabel“, so Glöckle. Auch darüber hinaus ist die Münchener Rück weltweit an Landgrabbing beteiligt. Laut Zahlen von April 2015 besitzt der Rückversicherer weltweit Anteile an Landflächen in Höhe von 100.000 Hektar: 32 % davon in Nordamerika, 44 % in Asien, Ozeanien und Australien, in Südamerika 16 %, in Afrika 5 % und 3 % in Europa.

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