Der Mitgründer und Direktor des Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit (BITS), Otfried Nassauer, ist unerwartet verstorben. Seine Arbeit und Expertise zu Rüstungskonzernen wird fehlen – nicht nur dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.
von Dr. Barbara Happe, Vorstandsmitglied Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre
Alle in der Familie kannten ihn, „den Otfried“. Vom Telefon. Wenn seine Nummer auf dem Display blinkte, wussten alle, dass wieder Zeit war für längere Diskussionen und Gespräche rund um rüstungspolitische Fragestellungen. Keiner konnte so ausdauernd und detailversessen über die Rheinmetalls und Heckler und Kochs dieser Welt informieren und streiten wie er.
Und kaum einer kannte sich besser aus. Er kannte wirklich „jede verdammte Schraube an den Kampfdrohnen, die die Bundeswehr beschaffen wollte, an den U-Booten, die nach Israel geliefert wurden, an den Leopard-Panzern, die Saudi-Arabien von Krauss-Maffei Wegmann kaufen wollte“, wie Ulrike Winkelmann in ihrem Nachruf für die taz treffend hervorhob. Vor Hauptversammlungen von Rüstungskonzernen schickte er uns oft lange Listen mit Detailfragen zu – immer auf der Suche nach neuen Entlarvungen und Erkenntnissen. So manches Mal brachte er damit den einen oder anderen Vorstandsvorsitzenden an den Rand der Verzweiflung und lieferte uns Nicht-Regierungsorganisationen die notwendigen Fakten für schlagkräftige Kampagnen.
Jetzt ist ihm plötzlich die Puste ausgegangen. Wir werden weiter für mehr Frieden in der Welt streiten. Lieber Otfried, danke für Deine Leidenschaft und Deine nie endende Bereitschaft, Dein Fachwissen mit uns zu teilen. Du wirst uns und der gesamten NGO-Szene, die zu Friedensthemen arbeitet, fehlen!