Statement für Pressekonferenz „RWE, jetzt ist Schluss!“ am 26.04.2021
Mein Name ist Line Niedeggen und ich bin Klimagerechtigkeitsaktivistin bei Fridays for Future. Bevor es Fridays for Future gab, habe ich 2018 mit tausenden Menschen für den Erhalt des Hambacher Waldes und gegen die fossile Kohleindustrie demonstriert. Die augenscheinlich so einfache Frage: “Wollen wir unsere Lebensgrundlagen, die Dörfer und Wälder erhalten oder weiterhin fossile Konzerninteressen schützen?” Erschien mir glasklar.
Doch im aktuellen Wirtschaftssystem, das durch Lobbyismus unsere Politik bestimmt, ist diese Frage überhaupt nicht einfach zu beantworten. Niemand möchte Arbeitsplätze für schädlich erklären, doch anstatt diese von ihrer fossilen Abhängigkeit zu befreien und zu zukunftsfähigen Arbeitsplätzen zu transformieren, wird die Klimakrise gegen sie ausgespielt. Anstatt langfristige Krisenprävention zu betreiben und konsequent umzusteuern, setzt sich RWE für einen möglichst späten Kohleausstieg ein.
RWE bleibt weiter ein Klimakiller mit weltweiten Konsequenzen. RWE muss als eines der klimaschädlichsten Unternehmen Europas viel zurückzahlen an die heute schon von Klimakatastrophen betroffenen Menschen. Auch im Jahr 2020 war RWE ein fossil-atomarer Stromkonzern, der 79 % seines Stroms aus Kohle, Gas und Uran erzeugt. Mit leeren Versprechen durch RWE-Chef Rolf Martin Schmitz und Finanzvorstand Markus Krebber betreibt der Konzern pures Greenwashing. Das 1,5-Grad-Ziel ist nicht mit Stillstand und langem Aufschieben zu 100% erneuerbaren Energien vereinbar.
Während wir hier noch diskutieren, wie lange Maßnahmen aufgeschoben werden, sind Millionen Menschen schon heute mitten in der Klimakatastrophe. Deswegen möchte ich hier aus einem Brief zitieren, den Aktivist:innen der MAPA anlässlich des Klimagipfels letzte Woche geschrieben haben (MAPA steht für Most Affected People and Areas, also die am stärksten betroffenen Menschen und Regionen):
“Kennen Sie das Gesicht der Klimakrise, das die am meisten Betroffenen jeden Tag anstarrt? Kennen Sie das Gesicht der Bedrohung, die Sie weiter befeuern? Überall auf der Welt sind Gemeinden mit extremen Dürren, sintflutartigen Regenfällen, dem Anstieg des Meeresspiegels und steigenden Temperaturen konfrontiert, die Menschen und den Planeten gefährden. In Afrika hat sich die Ausbreitung von Krankheiten und landwirtschaftlichen Schädlingen durch die Klimakrise verschlimmert. In Lateinamerika kam es zu massiven Zerstörungen durch das Abbrennen von Regenwäldern wie dem Amazonas, wobei die Flammen die Artenvielfalt vernichteten und enorme Auswirkungen nicht nur auf die Region, sondern auf die ganze Welt hatten. Asien sieht sich mit zunehmend tödlichen Hitzewellen und Dürren, die die Wasserversorgung bedrohen, und mit rasant steigenden Zahlen von vertriebenen Menschen durch Extremwetter konfrontiert. In Ozeanien haben Menschen ihre Häuser evakuiert, da ganze Inseln vom Meer verschluckt werden. [..]
Weiterhin sagen sie:
Anführer aus dem Globalen Norden bezeichnen sich als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Aber sagen Sie uns, wie wollen Sie Ihre Sonnenkollektoren, Ihre Windturbinen, Ihre Elektroautos und -züge bauen? Unter der gegenwärtigen Weltordnung wurde ein Großteil Ihres Reichtums im Norden durch die systematische Ausplünderung der natürlichen Ressourcen und der menschlichen Arbeitskraft im globalen Süden aufgebaut. Wenn Ihr „grüner Aufschwung“ im Globalen Norden für MAPA mehr Ressourcenabbau, mehr Zerstörung, mehr Ausbeutung und mehr Unterdrückung bedeutet, dann denken Sie nicht einmal daran, sich nachhaltige Anführer zu nennen. Der Weg in Ihre grüne Zukunft kann nicht durch die Verewigung rücksichtsloser Politiken und Gewohnheiten gepflastert werden, die den Profit über die Menschen stellen.
deshalb:
Sollte eine engagierte Klimapolitik, die die Bedürfnisse und Forderungen von MAPA in den Mittelpunkt stellt, eine Priorität sein, aber das passiert nicht. Wir sehen es an all den schmutzigen Subventionen für fossile Brennstoffe, der unerbittlichen Extraktion natürlicher Ressourcen in MAPA, den ungerechten und schädlichen Handelsabkommen… die Liste geht weiter. Wenn die Dinge so weitergehen, wird MAPA zu dem Zeitpunkt, an dem Sie Ihre grüneren Gesellschaften entwickeln, eine noch nie dagewesene Katastrophe erleben. Aber lassen Sie sich nicht täuschen, früher oder später wird es auch für Sie eine Katastrophe sein.” (Zitat Ende)
Vor über 5 Jahren hat Saúl Luciano Lliuya, Kleinbauer aus Huaráz in Peru, Klage gegen RWE eingelegt, da die Klimakrise lokale Überflutungen verursacht. Es ist klar nachzuweisen, dass das Abschmelzen der Gletscher vor Ort durch die menschgemachte Klimakrise beschleunigt wird.
Aufgrund von Gletscherschrumpfung nimmt das Überflutungsrisiko durch die veränderte Lage des Palcacocha-Sees oberhalb von Huaraz zu. Es sei zwar unwahrscheinlich, dass der Moränendamm bricht; aber ein Erdrutsch oder eine Lawine könnte jederzeit eine Welle auslösen, die über den Damm schlägt. Dabei würde das Dorf und das Haus von Saúl überflutet werden, während Peru an 44ster Stelle der Liste der jährlichen Emittenten weltweit steht.
Als größter CO2-Emittent Deutschlands steht RWE damit symbolisch für die Zerstörung, die deutsche Konzerne durch Kohle, Zement oder die Automobilindustrie in die ganze Welt exportieren.
Am Mittwoch hält also Deutschlands größter Klimakiller seine Aktionärsversammlung ab, um zu schauen, wie rentabel heutzutage noch Ausbeutung von Mensch und Natur ist. Vor der RWE-Zentrale wird unübersehbar sein, was die Menschen von der Kohleindustrie und Kohlepolitik der Landesregierung NRW durch Armin Laschet, einem angehenden Kanzlerkandidaten, halten. Es wird unübersehbar sein was Klimagerechtigkeit stattdessen bedeutet: soziale Gerechtigkeit, Antirassismus und gesellschaftliche Solidarität statt Aufschieben und Ausspielen.
Wir sitzen also heute wieder hier, um zu zeigen: Wir wissen was nötig ist und wir wissen, dass es möglich ist! Wir können 100% erneuerbar, wir können fossile Subventionen abschaffen, wir können die 1,5-Grad-Grenze noch einhalten. Wir können uns wehren und das tun wir. Seit Jahren im Wald, auf den Straßen und auch am Mittwoch wieder vor der Aktionärsversammlung Deutschlands größten Klimakillers.
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