Rede von Robert Raschper

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrte Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats,

mein Name ist Robert Raschper und ich spreche hier heute für den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

Leider gibt es auch in diesem Jahr einiges an der Deutschen Telekom zu kritisieren.

Zum Beispiel beim Thema Netzneutralität: Die Deutsche Telekom plant Spezialdienste gegen Zahlung von Gebühren bei der Datenübertragung zu bevorzugen. Das ist die vielbeschworene Überholspur auf der Datenautobahn. Damit soll Start-Ups und kleinen Unternehmen geholfen werden. Da frage ich mich – und Sie natürlich auch Herr Höttges:

Wie wollen Sie verhindern, dass große Unternehmen diese Möglichkeit auch nutzen?

Und falls alle Unternehmen dies nutzen können, wo genau ist dann der Vorteil für kleine Unternehmen?

Denn letztlich wird es drauf hinauslaufen, dass alle aus Wettbewerbsgründen sich auf der Überholspur einkaufen müssen, um nicht abgehängt zu werden. So sprechen Start-Up Vertreter von „Erpressung.“ Die Kosten aber, werden an den Endkunden weitergegeben. Fazit: Ein tolles Geschäft für die Telekom, aber gleichzeitig hagelt es in der Öffentlichkeit Kritik und die Telekom verspielt das letzte bisschen an gutem Ruf, das ihr noch geblieben ist.

Allerdings ist das Vorgehen der Telekom abhängig von den neuen Richtlinien der BEREC, das ist das europäische Regulierungsorgan. Meine Frage an Sie: Wie nimmt die Deutsche Telekom Einfluss auf diesen Prozess? Oder erledigt das, wie vor wenigen Wochen in einem anderen Fall bekannt geworden, die Bundesregierung für die Deutsche Telekom?

Man muss sich das einmal vorstellen: Das veröffentlichte Papier ist ein Entwurf für eine Stellungnahme der Bundesregierung, die in wesentlichen Formulierungen mit der Stellungnahme der Telekom übereinstimmt. Meine Frage dazu: Musste die Deutsche Telekom in diesem Fall überhaupt Lobbyismus bei der Bundesregierung betreiben, um diese Stellungnahme zu beeinflussen? Oder erledigt das die Bundesregierung als größter Anteilseigner von selbst aus? Denn die Forderungen aus der Stellungnahme sind weder im Sinne der Verbraucher noch im Sinne des Wettbewerbs in der Telekommunikation.

Zum Beispiel wird dort eine teilweise Umstellung der ex-ante Regulierung zugunsten der ex-post Regulierung gefordert.  Das heißt etwa beim Vectoring legt die Telekom erst mal drauflos und wenn hinterher herauskommt, dass die Wettbewerber vom Markt verdrängt sind, kann die Bundesnetzagentur sagen: Stopp, so nicht. Das dies keine wirklich gute Idee ist, ist eigentlich offensichtlich.

Allgemein Vectoring:

In Deutschland waren im Juni 2014 nur 1,1% der Breitbandanschlüsse Glasfaseranschlüsse. In Japan dagegen über 70% oder in  Südkorea 66%. Möchte die Deutsche Telekom diesen Rückstand ändern oder lieber lange öffentliche Debatten darüber führen, inwieweit Vectoring ihre Wettbewerber illegitim benachteiligt?

Und meine letzte Frage: Wie wäre es denn, wenn sich die Deutsche Telekom als Zukunftskonzern präsentiert, der mutig die Herausforderungen in unser digitalen Gesellschaft angeht und dabei fair mit Wettbewerbern, Mitarbeitern und Kunden umgeht, anstatt konstant in Aussicht kurzfristiger Gewinne mit ihren Geschäftspraktiken schlechte Presse zu machen und sämtliche Stakeholder gegen sich aufzubringen?

Ich denke dies ist in Ihrer aller Interesse und insbesondere im Interesse der Bundesrepublik Deutschland.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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