Rede von Irene Thesing

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte hier zur Nachhaltigkeitsstrategie von TUI sprechen.

Die TUI AG hat im letzten Jahr 60% mehr Umsatz in der Kreuzfahrtsparte gemacht. Aber bereits 2015 verbrauchten TUIs Schiffe 80.000 Tonnen Treibstoff, davon 80% Schweröl. Schweröl ist ein hochgiftiges Abfallprodukt aus der Petrochemie. An Land ist es auf Grund seiner Umwelt- und Gesundheitsschädlichkeit verboten. Eine Kreuzfahrt stößt auf gleicher Strecke soviel Schadstoffe aus wie 5 Millionen PKW und treibt so den Klimawandel voran. Bei Unfällen verteilt sich Schweröl auf dem Meeresboden, im Meer und an den Küsten und richtet verheerende Schäden an.

Daher frage ich: Welche Kreuzfahrtschiffe von TUI können auch mit Marinediesel oder Dieselkraftstoff fahren? Wie sieht das bei den im Bau befindlichen Schiffen aus? Wie viel fuhren diese 2016 mit den umweltschonenderen Kraftstoffen, wie viel mit Schweröl? Warum setzt TUI überhaupt noch Schweröl ein?

Bei der riesigen Flugzeug- und Kreuzfahrtschiffsflotte frage ich mich, wie TUI sich als nachhaltig bezeichnen kann. Im letzten Jahr ist der CO2- Ausstoß bei den TUI-Airlines um 5% gestiegen, bei den Kreuzfahrten um 7,5%. Damit treibt TUI den Klimawandel und damit auch die Zerstörung schöner Urlaubsgebiete voran. Wie soll der CO2- Ausstoß bei den Flugzeugen gesenkt werden?

Im Kreuzfahrtbereich werden vor allem Umweltschutzmaßnahmen vorgegaukelt. Sogenannte Scrubber waschen Schadstoffe aus und leiten sie ins Meer statt in die Luft. Laut Branchenverband CLIA hatten 2016 23 Schiffe eingebaute Rußpartikelfilter, auf Nachfrage konnten sie jedoch kein einziges nennen. Der NABU konnte 2016 auf keinem Schiff eine Kreuzfahrt aus Umwelt- und Gesundheitssicht empfehlen.

Deshalb frage ich: Bei wie vielen der von TUI betriebenen Kreuzfahrtschiffen sind Rußpartikelfilter eingebaut? Bei wie viel Prozent der Liege- und Fahrzeiten wurden diese 2016 tatsächlich eingesetzt?

Auf der einen Seite spricht TUI von Nachhaltigkeit, zufriedenen Mitarbeiter*innen, sozialer Balance und intakter Umwelt. Auf der anderen Seite fahren die „Mein Schiff“ Kreuzfahrtschiffe unter maltesischer Flagge, was zu weniger Umweltauflagen und geringen bis keinen arbeitsrechtlichen Standards führt – und auch dazu, sich der Besteuerung und damit Zahlungen für soziale Balance zu entziehen.

Wie viele Steuern wurden 2016 durch die Beflaggung in Malta gespart? Mit welchen NGOs arbeitet TUI im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie 2015-2020 zusammen?

Darüber hinaus ist die TUI AG über die Hapag-Lloyd Containerschifffahrt weiterhin an der Durchführung von Atomtransporten beteiligt – und damit an den Umweltzerstörungen durch Uranabbau in Kanada und Australien. Mir ist bekannt, dass es in den letzten Jahren auch diesbezügliche Proteste vor TUI-Reisebüros gab.

Gab es im letzten Jahr weitere Proteste gegen die TUI-Firmenpolitik? An welchen Orten? Wie wurde darauf reagiert? Warum werden auch auf dieser Hauptversammlung gezielt kritische Fragen nicht exakt beantwortet?

Dem „Nur die Preise zählen“, wie einer meiner Vorredner sagte, kann ich mich nicht anschließen. Auch wir als Aktionärinnen und Aktionäre haben Verantwortung für das, was dieser Konzern in der Welt anrichtet. Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit sind hier nicht in Sicht. Dass sich der reichere Teil der Welt leisten kann, in die noch schönen Teile der Welt zu fliegen ist nichts Wünschenswertes. Es gilt den Reichtum zu überwinden und die Umwelt zu schützen um zu einer lebenswerten Welt zu kommen.

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