Klage gegen die Niederlande, Kohle-Lieferketten und Datteln 4: Unsere Fragen an den Vorstand von Uniper

Fragen zum Klimaschutz allgemein:

  • In Ihrem Nachhaltigkeitsbericht sprechen sie von „ehrgeizigen CO2-Zielen im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen“. Worauf fußt die Behauptung, dass die CO2-Ziele im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen seien?
  • Bekennt sich Uniper zum 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens?

Fragen zur Energiecharta-Klage:

  • Laut dem Uniper-Nachhaltigkeitsbericht ist ein „[…] entscheidender Baustein [der] Dekarbonisierungsstrategie [der] ehrgeizige Plan zum Ausstieg aus der Kohleverstromung in Europa. Der Zeitplan sieht vor, dass [Uniper] die Erzeugung von Strom aus Kohle […] in den Niederlanden bis 2029 einstell[t].“ Wieso verklagt Uniper die Niederlande vor einem internationalen Schiedsgericht auf Entschädigung, wenn der Kohleausstieg 2029 gleichzeitig vollmundig als Teil der „ehrgeizigen Dekarbonisierungsstrategie“ beworben wird?
  • Sie schreiben im Geschäftsbericht 2020: „Das niederländische Kohleausstiegsgesetz sieht vor, dass das Kraftwerk nach dem Jahr 2029 nicht mehr mit Steinkohle befeuert werden darf und Uniper damit nach aktueller Rechtslage durch den niederländischen Staat gezwungen wird, das Kraftwerk mit einer technischen Nutzungsdauer von 40 Jahren nach nur 14 Betriebsjahren ohne finanziellen Ausgleich stillzulegen.“ Stimmen Sie mit mir überein, dass diese Formulierung falsch ist, weil der niederländische Staat lediglich die Nutzung von Steinkohle verbietet, nicht aber die Stilllegung des Kraftwerks erzwingt, weil eine Nutzung der Anlage mit nicht-fossilen Energieträgern zu keinem Zeitpunkt verboten wurde?
  • Uniper hat bestätigt, ein Schiedsgerichtsverfahren auf der Basis des Energiecharta-Vertrags gegen die niederländische Regierung einzuleiten, um behauptete Verluste in Höhe von mutmaßlich circa 1 Milliarde EUR zurückzufordern. Grund für die Verluste sei die demokratische Entscheidung des niederländischen Parlaments, die Nutzung von Kohle zur Stromerzeugung ab 2030 zu verbieten. Sind Sie bereit, den Text Ihrer Klage der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, und wenn ja, bis wann und über welchen Kanal?
  • Bereits 1998 haben die Niederlande das Kyoto-Protokoll unterzeichnet und 2002 ratifiziert und sich damit auf verbindliche Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen verpflichtet. In den folgenden Jahren gingen die Niederlande mehrere internationale Verpflichtungen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen ein, wie z.B. im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems im Jahr 2005, des EU Klima- und Energiepakets im Jahr 2007, etc.
  • Ging das Management von Uniper (bzw. E.ON) all die Jahre VOR dem Pariser Abkommen 2015 davon aus, dass die Energieerzeugung auf Kohlebasis trotz dieser internationalen Verpflichtungen weiterhin für 40 Jahre – also für die ungefähre Lebensdauer eines Kohlekraftwerks – Bestand haben würde?
  • Musste das Unternehmen nicht davon ausgehen, dass die rechtliche Beschränkung der Energieerzeugung aus Kohle zu einer staatlichen Handlungsoption für Regierungen weltweit werden würde?
  • Welche Entscheidungen hat das Management vor dem Pariser Klimaschutz-Abkommen getroffen, um die wirtschaftlichen Risiken für Uniper zu mindern, die sich durch weitere Investitionen in Kohle angesichts dieser politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen ergaben?
  • Uniper verweist regelmäßig darauf, dass die niederländische Regierung den Bau der Kohlekraftwerke aktiv gefördert habe. Was waren die konkreten Versprechen der niederländischen Regierung an Uniper bzw. E.on in Bezug auf die Investition in das Kraftwerk Maasvlakte 3, denen das Gesetz zum Ausstieg aus der Kohleverstromung widerspricht bzw. die es konterkariert? Können Sie diese Versprechen durch offizielle Schriftstücke belegen?
  • Wer hat damals die endgültige Investitionsentscheidung für den Bau von Maasvlakte getroffen? Die niederländische Regierung oder E.on?
  • Auf welche Summe belaufen sich die bislang für Maasvlakte 3 vorgenommenen Abschreibungen?
  • Eine kürzlich durchgeführte Untersuchung von Ember, IEEFA und SOMO hat gezeigt, dass das Kohlekraftwerk Maasvlakte 3 bereits jetzt wirtschaftlich nicht lebensfähig ist: Seit 2019 läuft es mit einer Auslastung von weniger als der Hälfte der Kapazität. Die Rentabilität der Kohleverstromung, gemessen am Clean Dark Spread, sinkt rapide von durchschnittlich 17 €/MWh im Jahr 2018 auf aktuell etwa 4,6 €/MWh, und so kumuliert das Kraftwerk bereits Verluste. Die Studie errechnet einen Verlust von fast 6 Mio. € im Jahr 2019 und über 23 Mio. € im Jahr 2020.  Es wird erwartet, dass Maasvlakte 3 spätestens 2024 nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden kann. Halten Sie die damalige Investitionsentscheidung für richtig oder würden Sie zustimmen, dass der damaligen Geschäftsstrategie die nötige Weitsicht sowie eine angemessene und effektive Anpassungsstrategie fehlten? Halten Sie eine Entschädigungszahlung durch die niederländischen SteuerzahlerInnen vor diesem Hintergrund für angemessen?
  • Wie hoch ist die Entschädigungssumme, die Sie vom niederländischen Staat in Ihrer Investorenklage fordern? Bitte schlüsseln Sie die Summe auf nach Verlust zukünftiger Gewinne und nach Verlust des Marktwertes der Anlage.
  • Wie hoch ist der Betrag an Subventionen, die Uniper vom niederländischen Staat zur Finanzierung der Umstellung von Maasvlakte 3 auf Biomasse erhalten hat bzw. noch erhalten wird (mindestens bis 2027)? Wie viel von diesem Betrag wurde von der von Ihnen geforderten Entschädigung abgezogen?
  • Warum hat sich Uniper nach dem Versprechen, CCS – Carbon Capture and Storage einzusetzen, aus dem stark subventionierten CCS-Pilotprojekt namens ROAD zurückgezogen? Welche anderen Anstrengungen haben Sie unternommen, um die CO2-Emissionen von Maasvlakte 3 zu reduzieren?

Frage zum CA100+ Benchmark:

Es ist zu begrüßen, dass Uniper die Dekarbonisierung in den Mittelpunkt der eigenen Geschäftsstrategie stellt. Wir nehmen das Bestreben von Uniper zur Kenntnis, seine gesamten Kohlenstoffemissionen in Europa bis 2050 um 50 Prozent zu reduzieren und dass alle europäischen Aktivitäten des Unternehmens bis 2050 kohlenstoffneutral sein sollen.

Laut der Einreichung des Unternehmens zum CA100+ Benchmark besteht jedoch eine Diskrepanz zwischen Unipers erklärten Ambitionen und den Investitionsplänen des Unternehmens. Die CA100+-Bewertung ergab, dass Uniper keines der Kriterien erfüllt, die darauf hinweisen, dass der Capex-Ausblick des Unternehmens die Dekarbonisierung oder die Ausrichtung auf ein 1,5C-Ergebnis unterstützt.

  • Könnte der Vorstand bitte erstens die Schritte mitteilen, die er unternimmt, um Unipers Capex mit den selbst erklärten Klimazielen und dem 1,5-Grad-Ziel im weiteren Sinne in Einklang zu bringen, und zweitens ein Datum nennen, bis zu dem die Aktionäre ein Update über die Fortschritte erwarten können?

Fragen zu Gas/Methan:

  • In ihrem Nachhaltigkeitsbericht sprechen Sie von grünem, blauem und türkisem Wasserstoff als Bausteinen der Uniper-Strategie. Welchen prozentualen Anteil an den Gesamtimporten bzw. dem gesamten Gashandel von Uniper werden die genannten Farben ihren Prognosen zufolge 2025, 2030 und 2035 ungefähr ausmachen? Bitte benennen Sie best case und worst case-Szenarien. 
  • Welche Maßnahmen wird Uniper zur Reduzierung der Upstream- und Midstream-Methanemissionen ergreifen, die über die Mitgliedschaft in der Oil and Gas Methane Partnership 2.0 (OGMP 2.0) hinausgehen?
  • Die OGMP 2.0 verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel, die Methanemissionen bis 2025 um 45 Prozent zu reduzieren. Bitte erläutern Sie, durch welche Schritte dies konkret geschehen soll.
  • Uniper hat einen Langzeit-Abnahmevertrag mit der kanadischen Firma Pieridae über die Abnahme von fossilem Gas über das geplante LNG-Terminal Goldboro abgeschlossen. Über Goldboro soll vor allem Frackinggas gehandelt werden. Pieridae hat kürzlich versucht, Klimaaktivisten einzuschüchtern und diesen Klagen angedroht. Wie beurteilt Uniper dieses harsche Vorgehen von Pieridae, das indirekt auch Uniper als Hauptabnehmer des Frackinggases betrifft? 

Fragen zu TAP/Aserbaidschan

  • Uniper hat im Dezember 2020 begonnen, fossiles Gas über die Trans Adriatic Pipeline von dem aserbaidschanischen Staatskonzern SOCAR zu beziehen. Der Abnahmevertrag hat eine Laufzeit bis 2045. Wie viel Gas wurde bislang über die Pipeline von SOCAR bezogen?
  • Wird Uniper 2021 die maximale Abnahmemenge von 1,5 Milliarden Kubikmetern beziehen?
  • Wann wurde letztmalig eine Compliance-Prüfung von SOCAR vorgenommen? Zu welchem Ergebnis kam diese?
  • Wie bewerten Sie die enge Verbindung zwischen SOCAR und dem aserbaidschanischen Diktator Ilham Aliyev, dem schwere Menschenrechtsverletzungen zur Last gelegt werden?
  • Teilen Sie die Einschätzung, dass die Einnahmen aus dem Öl- und Gas-Geschäft SOCARs eine wichtige Einnahmequelle für das Regime Aliyev darstellen und so die massive Aufrüstung des Regimes ermöglichen?
  • Wurde dies bei der Compliance-Prüfung von SOCAR bzw bei der Gründung der SOCAR-Uniper LLC bedacht?
  • Wie bewerten Sie die Überführung von SOCAR in die Azerbaijan Investment Holding, auf die Aliyev direkten Zugriff hat? Ist die SOCAR-UNIPER LLC davon betroffen?
  • Nach einem Bericht des Deutschlandfunks hat die UEFA vor wenigen Wochen den Sponsorvertrag mit SOCAR still und heimlich beendet. Grund hierfür könnte die fortgesetzte offene Kriegspropaganda SOCARs auf Seiten Aliyevs während des Krieges um Berg-Karabach im letzten Herbst gewesen sein. Sind Ihnen diese Vorgänge bekannt? Erfüllt ein solcher Geschäftspartner ihre Compliance-Anforderungen?
  • Was wissen Sie über die Verwicklungen von SOCAR in die Ermordung der maltesischen Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia im Jahr 2017? Sind Sie über die aktuellen Ermittlungen informiert?
  • Ihr Mutterkonzern Fortum antwortete auf unsere Frage zu SOCAR, dass die Menschenrechtslage in Aserbaidschan nicht zufriedenstellend, Uniper aber überzeugt sei, über das Engagement mit seinen Geschäftspartnern aktiv zu einer Verbesserung beitragen zu können. Bitte legen Sie unter Berücksichtigung der oben geschilderten Vorwürfe dar: Wie genau soll dies geschehen?  

Fragen zu NordStream 2/Gazprom

  • Uniper ist Finanzpartner der NordStream2-Pipeline und schon seit Jahren einer der wichtigsten Abnehmer von fossilem Gas aus Russland. Welche Angaben kann Uniper machen zur Herkunft des Gases und zu den Umweltauswirkungen der Gas-Extraktion?
  • Welche Fördergebiete hat Uniper in den Jahren 2018-2020 einer umfassenden Prüfung auf Einhaltung von Umwelt- und Menschenrechtsstandards unterzogen?
  • Ein großer Teil des fossilen Gases aus Russland stammt aus dem autonomen Gebiet der Jamal Nenzen. Diese indigenen Rentierhirten leben mit ihren Herden in der westsibirischen Arktis, in einer der am stärksten von der Gas- und Ölextraktion betroffenen Gegenden Russlands. Große Teile ihres Weidelandes sind durch die Gas- und Ölförderung verloren gegangen, das Grundwasser an vielen Stellen stark verschmutzt. Unabhängige Recherchen sind in dieser sogenannten „Grenzregion“ kaum möglich, weil der Zugang nur mit Erlaubnis des russischen Geheimdienstes möglich ist und kritische Stimmen jederzeit mit Repressionen rechnen müssen. Sind Uniper diese Probleme bekannt?
  • Kann Uniper ausschließen, fossiles Gas aus den Gebieten zu beziehen, wo es zu Menschenrechtsverletzungen der Jamal-Nenzen kommt? Waren die geschilderten Probleme Teil der Compliance-Prüfung ihrer russischen Gas-Lieferanten, beispielsweise von Gazprom oder Novatek?   

Fragen zu Biomasse

  • In den Niederlanden verbrennt Uniper vermehrt Biomasse. Aus welchen Ländern und von welchen Produzenten stammt diese Biomasse genau?
  • Kann Uniper garantieren, dass nur minderwertiges Holz bzw. Holzreste bezogen werden?
  • Was ist die Berechnungsgrundlage für die „vermiedenen CO2-Emissionen“, die im Nachhaltigkeitsbericht mit 685 kt angegeben werden?

Fragen zu Transparenz und Lieferkette

  • Im Nachhaltigkeitsbericht schreiben Sie: „Durch den computergestützten globalen Kohlehandel, bei dem eine einzelne Kohlelieferung häufig durch mehrere Hände geht, wird es schwieriger, die Herkunft von Kohle zweifelsfrei nachzuvollziehen. Dadurch ist die Überwachung der ESG-Leistung und die Durchsetzung unserer Richtlinien entlang der Kohlelieferkette in besonderem Maß eine Herausforderung. Um diesem Problem entgegenzuwirken, haben Bettercoal und die World Coal Association, die Standard-Vertragsvorlagen für Handelsgeschäfte herausgibt, 2020 darüber gesprochen, zur Verbesserung der Rückverfolgbarkeit eine Bettercoal-Klausel in die Verträge aufzunehmen. Wir erwarten, dass sich in dieser Sache 2021 weitere Entwicklungen ergeben.“ Das Problem der fehlenden Transparenz ist seit über 10 Jahren bekannt und hinlänglich thematisiert worden. Bettercoal gibt es seit 2012. Halten Sie ein bislang folgenloses Gespräch zwischen Bettercoal und der World Coal Association tatsächlich für berichtenswert?
  • Für wann rechnen Sie mit einer verbindlichen Transparenzklausel in alle Kohle-Lieferverträge?
  • Wie sehen die Bemühungen um Transparenz im Gas-Bereich aus?

Fragen zu Kohleimporten und Menschenrechtsverletzungen

  • Uniper bezieht seit vielen Jahren Blutkohle der Unternehmen Drummond und Prodeco/Glencore aus Kolumbien. Seit Dezember 2020 steht der aktuelle CEO von Drummond Kolumbien ebenso wie sein Vorgänger aufgrund der Verwicklungen in schwerste Menschenrechtsverbrechen vor Gericht. Die Opfer der Menschenrechtsverletzungen warten seit mittlerweile zwei Jahrzehnten auf Gerechtigkeit, Entschädigung, die Rückgabe ihres Landes usw. Während Sie im Nachhaltigkeitsbericht schreiben, dass „Menschenrechtsverletzungen für Uniper nicht hinnehmbar [seien], weder in unserem eigenen Unternehmen, noch in unserer Lieferkette“, machen Sie weiter unbeeindruckt Geschäfte mit Drummond. Es verwundert daher nicht, dass es „keine Vertragspartner [gibt], die aufgrund der vorliegenden Informationen für inakzeptabel befunden wurden.“ Was muss eigentlich passieren, bevor ein Unternehmen für inakzeptabel befunden wird?
  • Uniper verteidigt das Festhalten an der Geschäftsbeziehung zu Drummond und Prodeco immer mit dem Argument, dass es Verbesserungen vor Ort gebe. Von der paramilitärischen Gewalt im Cesar hat Drummond mindestens profitiert. Wahrscheinlicher ist, das legt auch die Anklage gegen die CEOs nahe, dass Drummond die Paramilitärs aktiv unterstützt und finanziert hat. Vor diesem Hintergrund bitten wir Sie daher: Was sind die durch Uniper und/oder Bettercoal erzielten KONKRETEN Verbesserungen für die Opfer der paramilitärischen Gewalt im Cesar?
  • Stimmen Sie zu, dass Uniper aufgrund der jahrelangen Geschäftsbeziehungen zu Drummond und Prodeco und den seit mindestens 10 Jahren bekannten Aussagen gegen die Unternehmen eine historische Verantwortung dafür trägt, dass die Menschenrechtsverletzungen angemessen adressiert werden? Wenn ja, wie gedenken Sie, dieser Verantwortung nachzukommen?
  • Welche Auswirkungen wird die Beschwerde des Global Legal Action Networks (Januar 2021) gegen die drei Eigner von Cerrejón (Anglo America, BHP und Glencore) bei den Nationalen Kontaktstellen Australiens, der Schweiz und Großbritannien auf ihre Geschäftsbeziehungen mit dem Kohle-Lieferanten Cerrejón haben?
  • Bitte legen Sie dar, wie es um die Umsiedlung des Ortes El Hatillo in der Region Cesar, Kolumbien steht? Nach Angaben von Uniper und Bettercoal gibt es hier seit Jahren Fortschritte, nach unseren Informationen jedoch kam die Umsiedlung in den letzten Monaten nahezu gänzlich zum Erliegen und ist weit davon entfernt, jemals erfolgreich durchgeführt zu werden.
  • Ist es aus Ihrer Sicht angemessen, hier noch von einem verantwortungsvollen Vorgehen der beteiligten Kohlekonzerne – ihrer Geschäftspartner – zu sprechen?

Fragen zu Kohleimporten aus Russland

  • Der 2021 erschienene Bericht „Race to the Bottom – Consequences of massive coal mining for the environment and public health of Kemerovo Region“ der russischen Nichtregierungsorganisation Ecodefense zeichnet ein verheerendes Bild von der Lage in der Kohleregion Kuzbass. Der Kohlebergbau führt zu massiver Umweltverschmutzung und einer dadurch bedingten, sehr schlechten Gesundheitslage der lokalen Bevölkerung. Ist Ihnen der Bericht von Ecodefense bekannt?
  • Wie beurteilt Uniper die aktuelle Situation im Kuzbass?
  • Ihr Kohlelieferant Kuzbassrazrezugol – kurz KRU – steht seit Jahren in der Kritik, weil das Unternehmen mit Geldwäsche, Steuerflucht und organisiertem Verbrechen in Verbindung gebracht wird. Der schwedische Energieversorger Vattenfall hat vor drei Wochen bestätigt, dass die beiden Handelsunternehmen für Kohle von KRU, Carbo One und KRU Overseas, nach eingehender Compliance-Prüfung nicht mehr zu den genehmigten Lieferanten gehören. Uniper hat letztes Jahr mitgeteilt, keine Kohle mehr von Carbo One zu kaufen. Unterhält Uniper aber weiterhin Geschäftsbeziehungen zu KRU bzw. KRU Overseas? Wenn ja, wie erklären Sie sich, dass Vattenfall so drastische Maßnahmen ergreift?

Fragen zur Verstromung von Gas:

  • Wie lange können Gaskraftwerke wie das geplante in Scholven voraussichtlich betrieben werden?
  • Woher wird das Gas bezogen, das in Scholven verbrannt werden soll?
  • Wieviel Methan entweicht bei der Produktion und beim Transport des von Uniper bezogenen Gas?
  • Wie hoch veranschlagt Uniper die Klimaschädlichkeit des von Uniper verursachten Methan-Emissionen im Vergleich zu CO2-Emissionen?
  • Ist Uniper bekannt, dass laut einer Studie der Energy Watch Group von 2019 Methanemissionen aus Erdgasleitungen die CO₂-Einsparungen von Erdgas im Vergleich zu Kohle oder Erdöl wieder wett machen?
  • Sie verschweigen, dass es sich bei Gas auch um einen fossilen Energieträger handelt, der für die zukünftige Stromproduktion kaum zugelassen werden dürfte. Auf den Kohleausstieg wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Gasausstieg folgen. Sind sie sich dieser Risiken nicht bewusst oder klammern Sie die Risiken wissentlich aus?
  • Planen Sie das Risiko von massenhaften Schließungen aufgrund der internationalen Klimaschutzbemühungen auch bei ihren Gaskraftwerken ein?
  • Erneuerbare Energien werden in Zukunft fähig sein, den Energiebedarf in Deutschland zu decken. Bereits 2020 lag der prozentuale Anteil der Erneuerbaren Energie bei 45,5 Prozent. Des Weiteren sind diese durch ihre niedrigeren Produktionskosten wettbewerbsfähiger als fossile. Sehen sie Gas als Energieträger in wenigen Jahren auf dem Markt abgehängt, besonders wenn staatliche Subventionen für fossile Energieträger wegfallen?

Fragen zur Verstromung von Kohle, Kraftwerk Datteln 4

  • Zum Ausstieg aus der Steinkohleverstromung in Deutschland haben sie konkrete Daten genannt. Wann wird Uniper die Steinkohleverstromung in den anderen Ländern, in den Uniper aktiv ist, beenden? 
  • Ist es richtig, dass Uniper bei einer möglichen gesetzlichen Abschaltung von Datteln 4, für eine Entschädigung die Baukosten abzüglich der bisher mit Datteln 4 erzielten Abschreibungen/Gewinne als Verhandlungsgrundlage heranziehen würde?
  • Welche Treibhausgase und Schadstoffe und jeweils wieviel davon hat das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 seit Inbetriebnahme bis einschließlich dem 1. Quartal 2021 emittiert?
  • Wie viele Haushalte wurden im vergangenen Jahr vom Kraftwerk Datteln 4 mit Wärme beliefert?
  • Wie hoch schätzt Uniper das Risiko ein, dass das Oberverwaltungsgericht Münster beim Verfahren im August 2021 den Bebauungsplan 105a für ungültig erklärt?
  • Wird Uniper bei einem entsprechenden Urteil (und ggf nach Bestätigung des Urteils durch das Bundesverwaltungsgericht) das Kraftwerk Datteln 4 zurückbauen und der Restitutionsverpflichtung von 2007 nachkommen?
  • Sind Rückstellungen für die Durchführung von Rückbau und Restitutionsverpflichtung vorhanden und wenn ja, in welcher Höhe?

Fragen zur Strategie und Zukunftsplänen

  • Sie sprachen von Gas als „Brückentechnologie“, aber es fehlen Angaben, zu welcher Technologie diese Brücke führen soll. Womit will das Unternehmen nach Gas und Kohle Energie erzeugen?
  • Verpasst Uniper nicht die Umstrukturierung auf Erneuerbare Energie, wenn es so stark auf Gas als Energieträger setzt?
  • In ihrem Berichten hat das Uniper Unternehmen, die Erneuerbare Energien als zukunftsfähiges Wirtschaftskonzept weitestgehend ausgeklammert. Es kann bisher auch keine Wind- oder Solar-Anlage sein Eigen nennen. Besitzt Uniper das nötige Know-How für Wind und Solar-Energie? 
  • Welchen erneuerbaren Energieträger (Wind, Wasser oder Solarenergie) haben Sie im Blick, um an ihre Brückentechnologie anzuknüpfen? Ist ein Ausbau dieser Technologien in Planung?
  • Wie hoch werden die Investitionen (nicht der Zukauf) in die Errichtung von Kraftwerken der erneuerbaren Energien bis einschließlich 2025 sein?

Frage zu Arbeitsbedingungen und Gesundheit

  • 800m von dem Kraftwerk Datteln 4 liegt eine Kinder-Lungenklinik. Die Mehrbelastung der Lunge durch Schadstoffe wie Feinstaub, Blei, Nickel, Quecksilber, Chrom, Arsen, Cadmium, Russ, Stickoxid, (NOx), Ozon (o2) ist in diesem Gebiet erheblich und können in Kombination mit einer Corona-Erkrankung tödlich sein. Gab es Gespräche den Energiebetrieb des Kraftwerks Datteln 4 in besonders brenzlichen Corona-Phasen auszusetzen?

Fragen zu Atomkraftwerken:

  • Welche Atomkraftwerke betreibt Uniper bzw. an welchen Atomkraftwerken ist Uniper in welchem Umfang beteiligt?
  • Welche meldepflichtigen Ereignisse gab es in 2020 in den von Uniper betriebenen AKW oder in AKW, an denen Uniper beteiligt ist (bitte jedes meldepflichtige Ereignis mit Datum und Ursache)?
  • Wann sind die von Uniper betriebenen AKW oder diejenigen AKW, an denen Uniper beteiligt ist, jeweils zur Stilllegung vorgesehen? 

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