Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
sehr geehrter Vorstand, sehr geehrter Aufsichtsrat der Uniper SE,
mein Name ist Cedric Hoyer, ich bin 17 Jahre alt und ich habe die Ehre hier und heute stellvertretend für mindestens 300.000 Schülerinnen und Schüler, Studierende und Auszubildende, junge und inzwischen auch zahlreiche ältere Erwachsene deutschlandweit zu sprechen. Eine lebendige und ständig wachsende Gruppe von Menschen, die längst mehr als die Summe all derer ist, die unter dem Motto “Fridays For Future” jeden Freitag auf die Straße gehen. Wir sind weltweit über zwei Millionen Aktivistinnen und Aktivisten – mit wahrscheinlich noch viel mehr Unterstützern.
Eine so unbekannt breite Unterstützung – auch durch den Dachverband der Kritischen Aktionäre, dank dem ich heute hier sprechen darf – eine so unbekannt breite Unterstützung kommt nur durch eine bisher unbekannt bedrohliche Krise zu stande.
Im Nachhaltigkeitsbericht der Uniper heißt es: “Der Klimawandel ist eine größten globalen Herausforderungen und eines unerer wesentlichen langfristigen Themen. Das gilt insbesondere für die Klimaauswirkugen, der direkten CO2-Emissionen aus unseren fossil befeuerten Anlagen”
Ich sage: Der Klimawandel ist nicht nur eine der größten Herrausforderungen. Er ist die Krise unserer Zeit. Eine Krise, die wir seit Jahrzehnten lösen könnten, es aber aus Bequemlichkeit, Trägheit und wirtschaftlichen Interessen nicht tun.
Genau das ist es, was ich diesem Unternehmen vorwerfe und für das ich seinen Aufsichtsrat und den Vorstand verantwortlich mache: Bequemlichkeit, Trägheit, mangelnde Weitsicht, Fahrlässigkeit und mangelndes Verantwortungsbewusstsein. Und das im Hinblick auf Ihre Kinder, Enkelkinder und die Zukunft des gesamten Planeten.
Über ein Viertel des von Uniper produzierten Stroms stammen aus der Kohle, allein in Deutschland betreibt Uniper nach wie vor 7 Kohlekraftwerke. Obwohl alle hier Anwesenden wissen, dass ein baldiger Kohleausstieg unausweichlich ist, will man am Kraftwerksblock Datteln 4 festhalten, der 2020 ans Netz gehen soll. Die Anlage soll mit Steinkohle aus Übersee gefüttert werden, die unter fragwürdigen ökologischen und menschenrechtlichen Bedingungen abgebaut und von Uniper eingekauft wird. Uniper beteiligt sich so an rückwärtsgewandter Energiepolitik nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit. Datteln 4 ist seit 2007 in Bau und wurde seitdem mehrmals gestoppt. Uniper hat nichts unversucht gelassen um Politik, Bürger und beteiligte Behörden zu täuschen und zu übergehen. Die Begründung: Datteln 4 sei größer, effizienter und würde Datteln 1-3 ersetzen, für die die Betriebsgenehmigung eigentlich schon vor 7 Jahren endete. Statt die Gelegenheit zu ergreifen, den Standort stillzulegen, will Uniper unter allen Umständen ein neues Kraftwerk eröffnen.
Ich frage den Vorstand:
Wie rechtfertigt Uniper das Festhalten an Bau und Betrieb von Datteln 4?
Wie viel CO2-Emissionen sind durch Datteln 4 bei einem Betrieb von 2020-2030 bzw bis 2038 zu erwarten?
Für welches Jahr plant die Uniper die Stilllegung von Datteln 4?
Fridays For Future fordert ein Drittel der deutschen Kohle-Kapazität noch bis Ende dieses Jahres abzuschalten. Das betrifft auch die Anlagen der Uniper. Bis 2030 müssen alle Kohlekraftwerke in Deutschland stillgelegt werden. Anders wird das 1,5-Grad-Ziel nicht einzuhalten sein. Das bestätigt uns eine überwältigende Mehrheit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Ich frage den Vorstand:
Gibt es einen Plan, ihr Unternehmen in Zukunft so zu gestalten, dass sie mit dem Pariser 1,5-Grad-Ziel übereinstimmt?
Wenn nicht, welcher Plan zum Erreichen der Klimaneutralität existiert dann?
Der finnische Umweltminister Kimmo Tiilikainen hat schon im April letzten Jahres den Kohleausstieg für sein Land beschlossen. 2029 wird die Kohleverstromung in Finnland verboten. Es gibt sogar ein Subventionsprogramm für Unternehmen, die früher aufhören fossilen Kohlenstoff zu unser aller Nachteil in die Atmosphäre zu pumpen. Damit ist Finnland Vorreiter in Sachen Energiewende. Der Uniper-Großaktionär Fortum gehört zu über 50% dem Staat Finnland, wird also auch von dieser, der finnsichen Energiepolitik, gelenkt.
So will auch ich heute genauere Angaben zu den Plänen Fortum haben.
Meine Frage an Aufsichtsratsmitglied Markus Rauramo:
Wird sich Fortum als größter Aktionär der Uniper dafür einsetzen, dass das Unternehmen dem finnischen Vorbild folgt und bis spätestens 2029 aus der Kohleverstromung aussteigt?
Ich appelliere an alle Aktionärinnen und Aktionäre:
Es geht um Ihre Zukunft und die Zukunft Ihrer Kinder und Enkel. Sie sitzen nicht nur hier und sprechen über die Zukunft dieses Unternehmens, sie sitzen hier und verhandeln über die Zukunft dieses Planetens. Die Uniper SE trägt Verantwortung für ihre Rolle in der Klimakrise. Es gibt keinen anderen Weg als den raschen Ausstieg aus den fossilen Energien und den Umstieg auf die Erneuerbaren. Befragen sie ihr Gewissen und helfen sie diesem Konzern auf den rechten Weg.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.