Steueroasen, ESG-Kriterien und Risiken bei fossilen Energien: Unsere Fragen an den Vorstand der Allianz

Zu Tagesordnungspunkt 2: Verwendung des Bilanzgewinns

Vorstand und Aufsichtsrat schlagen vor, fast 90 Prozent des für das Geschäftsjahr 2019 erzielten Bilanzgewinns als Dividende auszuschütten. Doch die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung EIOPA fordert Versicherungen angesichts der weiterhin kaum absehbaren Folgen der Corona-Pandemie dazu auf, keine Dividenden zu zahlen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Allianz in Zukunft für deutlich mehr Versicherungsschäden als üblich aufkommen muss.

  1. Warum zahlen Sie angesichts der möglichen Belastungen durch die Corona-Pandemie eine erhöhte Dividende, statt mehr Liquidität für das Unternehmen zu sichern?
  2. Haben Vorstand und Aufsichtsrat Gründe erörtert, die eine niedrigere Dividende rechtfertigen würden und wenn ja, welche?
  3. Zahlt die Allianz bei abgeschlossenen Betriebsschließungsversicherungen wegen Infektionsgefahr oder Pandemieversicherungen in aktuellen Fällen nicht, weil das Virus „SARS-CoV-2“ in den Vertragsbedingungen nicht namentlich in den Verträgen genannt ist? Wenn ja, um wie viele Fälle handelt es sich und wieso wird hier nicht kulant mit Kundinnen und Kunden umgegangen, die mitunter um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten?
  4. Wie hoch wären die Kosten, wenn die Allianz kulant abgeschlossene Betriebsschließungs-, Betriebsunterbrechungs- oder Ertragsausfallversicherungen auf die Corona-Pandemie und ihre Folgen anwenden würde?
  5. Die Allianz verfolgt nach eigenen Angaben keine Strategie, um mittels Steueroasen eigene Steuerzahlungen zu verringern. Wie erklärt sich der Vorstand den Umstand, dass sich acht Tochterfirmen der Allianz in Steueroasen laut Schwarzer Liste der EU befinden und wie hoch ist der Betrag, der somit nicht als Steuer in Deutschland gezahlt werden musste?
  6. Gemäß des Corporate Tax Haven Index befinden sich 215 Tochterfirmen der Allianz in Steueroasen, mit Abstand nutzt kein Dax-Konzern in so einem großen Umfang Steueroasen. Könnten Sie daher auflisten, in welchen Ländern, die sowohl laut Schwarzer Liste der EU als auch laut Corporate Tax Haven Index als Steueroasen gelten, Sie wie viel Gewinn erzielen und Steuern zahlen? Bitte geben Sie die Beträge in Euro an.

Zu Tagesordnungspunkt 3: Entlastung der Mitglieder des Vorstands

In unserem Gegenantrag zu TOP 3 kritisieren wir, dass der Vorstand der Allianz nicht hinreichend seiner Verantwortung nachkommt, wirksamere Maßnahmen für den Klimaschutz umzusetzen und menschenrechtliche Sorgfaltspflichten einzuhalten.

  1. Bringt Allianz Global Investors in allen Angeboten für Kunden Nachhaltigkeitsaspekte/ESG-Fragen an – auch ungefragt (als Hinweis), oder nur bei Kunden, die speziell danach fragen?
  2. Wird Allianz seine Kohle-Policy bei selbstaufgelegten Fonds von Allianz Global Investors anwenden und wenn ja bis wann?
  3. Um welche inhaltlichen Themen geht es bei den 67 Prozent ESG-Engagements im Öl und Gasbereich (Nachhaltigkeitsbericht S. 32)? Wie erfolgreich sind diese und was sind Beispiele für konkrete Ergebnisse der Engagements?
  4. Welchen Anteil an den Eigenanlagen machen Öl- und Gasunternehmen und -projekte aus?
  5. Laut eines aktuellen Berichts des Business & Human Rights Resource Centre und der ZHAW School of Management and Law erfüllt die Allianz weiterhin nicht vollständig die Anforderungen der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGPs) an unternehmerisches Verhalten. Im Vergleich mit den 20 größten deutschen Konzernen sind gleich 14 Konzerne besser aufgestellt als die Allianz. Die Allianz belegt demnach nicht ausreichend, wie und ob Menschenrechtsrisiken identifiziert, bewertet und minimiert werden. Wie wird der Vorstand sicherstellen, die Anforderungen der UN-Leitprinzipien vollumfänglich zu erfüllen?
  6. Wie wird der neue Allianz ESG Framework konkret angewandt?
  7. Es ist unklar, wie die Allianz die eigenen ESG-Kriterien in konkreten Fällen industrieller Großprojekte anwendet, insbesondere bei Versicherungen für Staudämme von Wasserkraftwerken sowie für Tailings der Bergbauindustrie. Die Fälle der gebrochenen Rückhaltebecken im Eisenerzabbau in Brasilien (Mariana mit 19 Toten, 2015 und Brumadinho mit 270 Toten, 2019) werden nicht die einzigen Katastrophen bleiben, wenn die Kriterien zur Vermeidung solcher Tragödien nur auf dem Papier existieren. Derzeit wird das neue „Global Tailing Review“ erarbeitet, initiiert u.a. vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), um einen internationalen Standard für die sichere Bewirtschaftung von Tailings festzulegen. Bitte legen Sie ausführlich dar, ob und inwieweit sich die Allianz explizit für robuste und klare Kriterien für den Schutz von Umwelt und Mensch im Rahmen dieses Prozesses eingesetzt hat?
  8. Hat sich die Allianz von Investments, Fonds, Anleihen oder Aktien getrennt, weil sie unter die Ausschlusskriterien des Allianz ESG Framework bei Wasserkraft und Bergbau fallen? Falls ja, um welche Fälle handelt es sich konkret?
  9. Wird die Allianz die Versicherung der besonders gefährlichen Upstream-Dämme bzw. Upstream-Tailings ablehnen, um so die Praxis dieser enorm bruchgefährdeten Dämme schnellstmöglich zu beenden?
  10. Hält die Allianz zurzeit (wieder) Aktien oder Anleihen des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale und des britischen Bergbaukonzerns Anglo American? In welchen Anlagen sind die Allianz und oder Tochterfirmen und/oder Fonds direkt oder indirekt an Vale und/oder Anglo American beteiligt? Bitte schlüsseln Sie die Daten je Unternehmenseinheit auf.

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