„Wann weiten Sie Ausschlüsse auf Gasinfrastruktur und Gaskraftwerke aus?“: Rede von Regine Richter, urgewald

Guten Tag,

mein Name ist Regine Richter, ich arbeite bei der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald und vertrete hier den Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.
Wir besuchen die Hauptversammlung der Allianz seit vielen Jahren, notfalls sogar im Internet. Und ich habe einige Fragen:

  1. Wir begrüßen Ihr Statement on Oil and Gas Business Models von letztem Jahr, in dem Sie ankündigen, ab Januar dieses Jahres keine Sach- und Unfallversicherung mehr für Erkundung und Entwicklung von neuen Öl- und Gasfeldern zu vergeben, ebenso wenig für den Bau neuer Ölinfrastruktur und von neuen Ölkraftwerken. Jedoch fehlen die Ausschlüsse von Gasinfrastruktur und Gaskraftwerken. Gas ist keine Brückentechnologie und der globale massive Ausbau von Gasinfrastruktur wie Flüssiggasterminals z. B. in den USA und Südostasien führt zur Erschließung neuer Gasfelder. Auch die Importstrukturen z. B. in Europa und die Errichtung neuer Gaskraftwerke kurbeln die Nachfrage nach neuem Gas an und fördern somit die Erschließung neuer Gasressourcen. Das führt uns in einen jahrzehntelangen Lock-in in fossile Energien, während die Emission bis 2030 halbiert werden müssen, wenn wir eine Chance behalten wollen, die 1,5°C Grenze noch einzuhalten. Wann kommen Sie Ihrer Verantwortung in dieser Hinsicht nach und weiten die begrüßenswerten Ausschlüsse in Ihrer neuen Öl- und Gasrichtlinie auf Gasinfrastruktur und Gaskraftwerke aus? Sie haben bereits im letzten Jahr gesagt, dass es nach dieser ersten Öl- und Gasrichtlinie weitere geben wird – wann können wir damit rechnen?
  2. Können Sie beziffern zu wieviel Rückgang versicherter Treibhausgasemissionen die neue Öl- und Gasrichtlinie führen wird und mit welchen Prämienverlusten rechnen Sie durch diese?
  3. Trotz guter Kohle-Policy erscheint die Allianz-Gruppe in Recherchen zur Finanzierung der Kohleindustrie immer wieder an vorderer Stelle, was vor allem an Pimco Investitionen liegt. Allianz Global Investors hat inzwischen eine eigene Kohlerichtlinie. Beide, AGI und Pimco, haben keine öffentlichen Richtlinien im Öl- und Gasbereich anders als der Mutterkonzern Allianz SE. Wie plant der Allianz Vorstand diesen Widerspruch zu adressieren?
  4. Anfang des Jahres wurde über den Kompensationszertifizierer Verra sehr kritisch berichtet, dass die von ihm zertifizierten Waldschutzprojekte tatsächlich keinen zusätzlichen Waldschutz beinhalten. Laut den Berichten gehört auch die Allianz zu den Kunden von Verra. Haben Sie sich mit den Problemen auseinandergesetzt und welche Konsequenzen haben Sie daraus gezogen?

Vielen Dank!

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