Bündnis fordert von Aurubis mehr Transparenz in der Lieferkette

Keine Entlastung wegen Verletzung von Menschenrechten und Umweltstandards in Amerika, Afrika und Europa

Köln/Münster/Göttingen/Berlin – Ein zivilgesellschaftliches Bündnis fordert die Aurubis AG auf, Transparenz sowie menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltsmaßnahmen in der Kupfer-Lieferkette zu gewährleisten. Außerdem soll der Konzern in diesem Jahr auf die Ausschüttung einer Dividende verzichten und die frei werdenden Mittel in Höhe von knapp 57 Millionen Euro für die Einrichtung eines Umweltfonds, eines Gesundheitsfonds und eines Sozialfonds verwenden.

Die Christliche Initiative Romero (CIR), die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), die Kampagne Bergwerk Peru, Goliathwatch und der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre werfen der Aurubis AG vor, keine ausreichenden Anstrengungen zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in den eigenen Lieferketten zu unternehmen. Außerdem werde Europas größter Kupferkonzern den Anforderungen an menschenrechtliche Sorgfaltspflichten, welche die Bundesregierung im Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) formuliert, nicht gerecht.

„Die Kupferproduktion belastet die Umwelt und führt zu gesundheitlichen Schäden bei der Bevölkerung in den Bergbauregionen und an den Standorten der Kupferhütten“, sagt Markus Dufner vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. „Deshalb schlagen wir vor, Vorstand und Aufsichtsrat von Aurubis nicht zu entlasten. Mit einem Dividenden-Verzicht können die Aktionärinnen und Aktionäre einen Beitrag zur Abmilderung der ökologischen, gesundheitlichen und sozialen Schäden, die bei der Kupferproduktion entstehen, leisten.“

Lieferkette für Kupfer transparent machen
Aurubis bezieht den Großteil seines Kupferkonzentrats aus Ländern wie Chile, Peru und Brasilien. Der Kupferabbau in diesen Ländern ist mit hohen gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung sowie Umweltverschmutzung verbunden. Proteste gegen umstrittene Projekte oder Forderungen nach Entschädigung werden oft mit Gewalt unterdrückt. „Wir würden gerne wissen, aus welchen peruanischen Minen genau das in Deutschland verarbeitete Kupfer kommt und wo Aurubis eine Mitverantwortung trägt“, fordert Silvia Bodemer von der Kampagne Bergwerk Peru. „Doch Aurubis verweist immer wieder auf Wettbewerbs- und Vertragsgründe, um die mangelnde Transparenz zu rechtfertigen.“

Giftiger Bergbauschlamm macht Menschen in Mexiko krank
Aurubis hat laut Recherchen der Christlichen Initiative Romero (CIR) Mineralien von dem mexikanischen Bergbaukonzern Grupo México bezogen. Dieser Konzern betreibt das Bergbauprojekt „Buena Vista del Cobre“ im Norden Mexikos, aus dem sich 2014 große Mengen giftiger Bergbauschlamm in zwei Flüsse ergossen. In der Folge wurden bei über 350 Menschen giftige Rückstände in Blut und Urin sowie Haut- und Gefäßkrankheiten festgestellt.
Ein versprochenes Krankenhaus sowie Wasseraufbereitungsanlagen hat Grupo México immer noch nicht in Betrieb genommen. Erst im Oktober 2020 stellte eine staatliche Institution fest, dass das kontaminierte Grundwasser nach wie vor eine Gesundheitsgefährdung darstellt. „Aurubis muss bei solchen gravierenden Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette endlich wirksame und transparente Abhilfemaßnahmen ergreifen“, fordert CIR-Referent Christian Wimberger.

Kein Kupferabbau in Nordnorwegen ohne Zustimmung der Sami
„Aurubis hat sich zu einer sorgfältigen Auswahl seiner Vertragspartner im In- und Ausland verpflichtet. Das muss auch für Norwegen gelten“, fordert Yvonne Bangert von der Gesellschaft für bedrohte Völker. Aurubis betont in seiner Nachhaltigkeitsstrategie seine Verpflichtung für Umwelt- und Klimaschutz. Das Unternehmen bekennt sich außerdem zu den Menschenrechten der indigenen Völker in seinen Projektgebieten. Die Sami, die in der Region der künftigen Mine von Nussir Rentierherden halten, lehnen den Kupferbergbau ab. Sie sehen ihr Recht auf freie, vorherige, informierte Zustimmung verletzt. Aurubis sollte ohne die ausdrückliche Zustimmung der samischen Rentierhalter seinen Kupfervertrag mit Nussir nicht erfüllen. Nils Utsi, der Vorsitzende der Repparfjord Rentierhalter: „Die Mine ist der Kreißsaal unserer Herden. Wenn sie wirklich die Arbeit aufnimmt, werden wir unsere Herden verlieren.“

Arsen in Kupferkonzentraten
„Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die Aurubis AG weder in ihrem Geschäfts- noch in ihrem Nachhaltigkeitsbericht über die Problematik der gesundheitsschädlichen Arsenkonzentrationen in Kupferkonzentraten in ihren Werken informiert“, bemängelt Ulf Georgiew. „Arsen ist ein hoch toxischer anorganischer Schadstoff, der nicht nur eine Gefahr für die Gesundheit des Menschen darstellt, sondern für das gesamte Ökosystem. Die Information zu gesundheitlichen Risiken sind ein Menschenrecht und kein Betriebsgeheimnis.“

Kontakt:

Yvonne Bangert, Gesellschaft für bedrohte Völker,0551/49906-14, y.bangert@gfbv.de

Silvia Bodemer, Kampagne „Bergwerk Peru – Reichtum geht, Armut bleibt“Tel. 030/37443878, silvia.bodemer@kampagne-bergwerk-peru.de

Christian Wimberger, Christliche Initiative Romero, Tel 0251/67 44 13 – 21, Mobil-Tel. 0172 – 9801600, Wimberger@ci-romero.de

Ulf Georgiew, Mobil-Tel. 01577 – 433 38 00, ulf.georgiew@gmx.de

Markus Dufner, Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre,
Tel. 0221/599 56 47, Mobil-Tel. 0173 – 713 52 37,  dachverband@kritischeaktionaere.de


Gegenanträge: https://www.kritischeaktionaere.de/aurubis/gegenantraege-2021-48-3/

Fragen an den Vorstand der Aurubis AG:
https://www.kritischeaktionaere.de/aurubis/kupfer-lieferkette-umweltschutz-menschenrechte-bilanzgewinn-und-unternehmensgeschichte-unsere-fragen-an-den-aurubis-konzern/

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