BASF-Vorstand weicht den Vorwürfen des Bischofs aus

  • Aktionäre entsetzt über Marikana-Massaker
  • Viel Applaus für Rede des südafrikanischen Bischofs Jo Seoka
  • BASF lehnt Einzahlung in Entschädigungsfonds ab
  • Kritische Aktionäre: BASF muss Verantwortung für Lieferkette ernst nehmen

Der südafrikanische Bischof Johannes Seoka erhielt für seine beeindruckende Rede bei der Hauptversammlung des BASF SE am 30. April in Mannheim viel Applaus von den Aktionärinnen und Aktionären des Chemie-Konzerns. Der anglikanische Bischof aus Pretoria, dem der Dachverband der Kritischen Aktionäre Stimmrechte übertragen hatte, verlangte eine Entschädigung für die Opfer des Marikana-Massakers und forderte BASF auf, als Hauptkunde des Platin-Produzenten Lonmin Verantwortung zu übernehmen.Im Anschluss an seine Rede übergab Seoka dem BASF-Vorsitzenden Kurt Bock ein Buch und einen Dokumentarfilm, die beide das Massaker von Marikana analysieren (siehe: „Das Massaker von Marikana“: https://marikanabuch.wordpress.com und „Miners Shot Down“ http://www.minersshotdown.co.za). Bock zeigte sich „bestürzt über die Vorgänge in Südafrika“ am 16. August 2012. „Aus der Distanz ist es für die BASF aber schwer, sich ein eigenes Urteil zu bilden.“ Zurzeit könne sein Unternehmen nichts tun, da der Bericht der Marikana-Untersuchungskommission bei Präsdient Zuma liege und noch nicht veröffentlicht sei. Deshalb könne die BASF auch keinen Beitrag zum Entschädigungsfonds leisten, so Bock. Die Hinterbliebenen der 34 getöteten Minenarbeiter sollen 3,4 Millionen Euro aus dem von der südafrikanischen Bench Marks Foundation eingerichteten Fonds erhalten.

Mehrere Aktionärinnen und Aktionäre bezogen sich in ihren nachfolgenden Reden auf die schrecklichen Tatsachen, die Bischof Seoka präsentiert hatte. „Es ist unglaublich, dass im 21. Jahrhundert die Menschen, die das wertvollste Metall der Welt ausgraben, das BASF zu Katalysatoren weiterverarbeitet, unter inhumanen Bedingungen leben und arbeiten. Und es ist eine Schande, dass die BASF bisher nichts getan hat, um Mitverantwortung zu übernehmen“, sagte eine Aktionärin. BASF hat 2014 von Lonmin Metalle der Platingruppe im Wert von 450 Millionen Euro bezogen.

Nach der Hauptversammlung sagte Bischof Seoka: „Ich habe den Eindruck, dass die BASF-Verantwortlichen aufmerksam zugehört haben. Sie haben respektiert, dass ich von weit her nach Deutschland gekommen bin, um den Aktionären vom Massaker in Marikana und den Arbeits- und Lebensbedingungen der Minenarbeiter zu berichten. Offensichtlich waren die meisten Aktionäre über die Beziehung von BASF zu Lonmin in Südafrika nicht informiert.“ Seoka wies auf einen Widerspruch in der Aussage von BASF-Chef Bock hin: „Er sagte, er hat von der schwierigen Situation in Marikana gewusst. Wie kommt es dann, dass er sich kein klares Urteil bilden kann?“ Bock hatte in seiner Antwort auf Seokoas Rede auch davon gesprochen, dass BASF nichts unternehmen könne, solange der Abschlussbericht der Marikana-Untersuchungskommission nicht veröffentlich sei. Der Bericht liegt dem südafrikanischen Präsidenten Zuma seit einigen Wochen vor. Tatsächlich sind wesentliche Teile der Beweisaufnahme, in der schwere Vorwürfe gegen Lonmin, die Polizeiführung und die politisch Verantwortlichen erhoben werden, seit Monaten öffentlich zugänglich. Während skeptische Stimmen es für wahrscheinlich halten, dass der abschließende Bericht niemals an die Öffentlichkeit kommen wird, verschanzte sich der BASF-Vorsitzende hinter dem politisch schwer angeschlagenen Jakob Zuma.

Bishof Seoka, der im Vorstand der Bench Mark Stiftung ist, lud das Management und die Aktionäre von BASF ein, nach Südafrika zu kommen, um aus erster Hand zu erfahren, wie Lonmin sein Geschäft betreibt. „Danach können sie Lonmin tatsachenbasiert und konstruktiv auf dem Weg in eine bessere Zukunft begleiten.“

Auch Jakob Krameritsch, der gemeinsam mit Maren Grimm und KASA (Kirchlicher Arbeitsdienst Südlisches Afrika) den Aufenthalt von Seoka in Deutschland organisierte, zeigte kein Verständnis für die Ausflüchte des BASF-Managements. „Einerseits behauptet der Vorstandsvorsitzende Bock voller Stolz, sein Konzern agiere global und sei weltweit erfolgreich. Andererseits gibt er vor, die BASF könne wegen der ‚großen Distanz’ zu Südafrika ‚nichts tun’. Dieses Ausweichmanöver ist zynisch und beschämend. Ein Betrieb, der jährlich rund 450 Millionen Euro für Rohstoffe einer Mine bezahlt, weiß genau Bescheid. Er weiß auch, dass er in Südafrika billige Arbeitskraft ausbeutet.“

Maren Grimm wies in der Hauptversammlung darauf hin, dass BASF, gemeinsam mit den Großbanken Goldman Sachs, HSBC und Standard Bank, in den USA wegen jahrelanger Manipulationen des Platinweltmarktpreises angeklagt ist. Kurt Engel, BASF-Vorstandsmitglied und Leiter der BASF Catalyst Group, sagte in seiner Stellungnahme, die Rechtsabteilung der BASF halte diese Vorwürfe für gänzlich unbegründet.

„Die Kritischen Aktionäre werden genau verfolgen, wie sich die BASF nach der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts verhält“, kündigte Geschäftsführer Markus Dufner an. „Wir sind auch gespannt zu erfahren, was die BASF tut, falls Präsident Zuma den Bericht nicht frei gibt. Entscheidend ist, dass die BASF die Verantwortung für ihre Lieferkette, auf die sie sich selbst verpflichtet hat, auch ernst nimmt.“

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