Redebeitrag von Christian Russau auf der Kundgebung zur Bayer-Hauptversammlung am 29.4.2022
Von BAYER in Brasilien (2019) verkaufte Wirkstoffe, die auf EU-Ebene nicht zugelassen sind:
- Carbendazim
- Cyclanilid
- Ethiprole
- Ethoxysulfuron
- Fenamidone
- Indaziflam
- Ioxynil
- Oxadiazon
- Propineb
- Thidiazuron
- Thiodicarb
- Thiram
Zwölf Wirkstoffe also, die von Bayer allein in Brasilien vertrieben werden, aber laut der EU-Pestizid-Database nicht zugelassen sind.
Warum fokussiert dieser Beitrag so auf Brasilien? Weil Brasilien im Zentrum des Wachstumsinteresses von Bayer steht. Herr Baumann, Sie sagten auf der Jahreshauptversammlung 2018, Bayers Interesse an der Übernahme von Monsanto läge im Saatgutbereich, und dort im Wachstum in diesem Sektor. Diese Art von Saatgut, um die es dabei geht, ist meist gentechnisch verändertes, und das braucht die Agrargifte. Setzt man diese drei Variablen – gentechnisch verändertes Saatgut, Agrargifte und Wachstum – zusammen, so kommt weltweit nur ein gemeinsamer Nenner raus: Brasilien. Das ist die traurige Realität. Denn das Wachstum in den Bereichen gentechnisch veränderten Saatgutes und bei Agrargiften hat in den USA bereits seine Grenzen erreicht, die Klagen gegen Monsanto zeugen davon als beredtes Fanal. Und auch in Europa sind die Widerstände in der Bevölkerung mittlerweile zu groß, als dass hier Wachstum noch zu erwarten wäre. In Indien erklären sich mehr und mehr Bundesstaaten „pestizidfrei“, auch China zeigt Besorgnisse über Pestizidverseuchungen. So bleibt also nur Brasilien. Und das hat seinen Grund.
Es sind alarmierende Meldungen aus Brasilien, dass die neue brasilianische Regierung von Jair Bolsonaro weitere hochgiftige, andernorts verbotene Agrargifte freigibt und mit Tereza Cristina – die selbst in Brasiliens größter und renommiertester Tageszeitung den Beinamen „Muse des Giftes“ erhält – eine erklärte Lobbyistin in Sachen Agrargifte Landwirtschaftsministerin geworden ist. Wie ein bekannter Wissenschaftler des staatlichen Forschungsinstituts für Gesundheitsfragen FIOCRUZ es unlängst umschrieb: „Brasilien wird das Paradies der Agrargifte werden“.
Es steht zu befürchten, dass sich auch Firmen wie Bayer weiter, vielleicht gar in verstärktem Maße, an Verkauf und Vertrieb hochgiftiger Wirkstoffe in Brasilien beteiligen werden – und dass es dabei für Bayer – als Frage des Überlebens angesichts der Milliardenkreditschweren Übernahme von Monsanto – letztlich nur um schieres Wachstum gehen wird. Alles Gift, was verkauft werden kann, soll dann auch verkauft werden.
Bayer mischt also kräftig mit im Pestizid-Markt Brasiliens, dem Paradies der Agrargifte, der „Pestizid-Hölle“ dieser Erde. Das wollen und können wir nicht länger tolerieren!