„BMW – Freude am Fahren. Richtung Klimakatastrophe.“

Rede von Romy, Fridays for Future München, auf der virtuellen Hauptversammlung der BMW AG am 11.05.2023

Ich bin Romy von Fridays For Future München.

BMW ist als einer der größten Automobilkonzerne weltweit schonmal grundsätzlich schwer mit einer nachhaltigen und umweltgerechten Zukunft vereinbar und damit ein Angriffspunkt der Klimagerechtigkeitsbewegung. Aber auch unabhängig davon, ob das Auto eine Zukunft hat, serviert BMW jedem, der ein Stück an der dreisten Greenwashing-Kampagne des Konzerns vorbeischaut, die Kritikpunkte auf dem Silbertablett: BMW – Freude am Fahren. Richtung Klimakatastrophe.

Im Jahre 2023 muss aber natürlich auch BMW Maßnahmen treffen und Schritte Richtung Klimaneutralität und Nachhaltigkeit gehen. Und das passiert auch, bei unserer Recherche haben wir drei Punkte gefunden, die positiv hervorstechen:

Erstens: alle Werke werden aktuell bereits mit 100% erneuerbaren Energien betrieben. Kurze Randnotiz: Leider ist auch das zu hinterfragen, Strom wird nämlich von Drittanbietern zugekauft und es besteht das Risiko, dass mancher Strom „doppelt gezählt“ wird, also doch nicht alles erneuerbar ist.

Zweitens: Dass der Abbau und die Veredelung von Lithium und Kobalt nicht optimal sind, wird thematisiert, und als Problem benannt. Randnotiz: konkretes Handeln bleibt bisher aus.

Drittens: BMW bekennt sich zum Pariser Abkommen mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2050. Leider eine etwas längere Randnotiz: Das Pariser Klimaabkommen ist ein völkerrechtlich bindendes Abkommen und in Deutschland Bundesgesetz. Ein Bekenntnis dazu ist das absolute Minimum. Und: Klimaneutralität bis 2050 ist dafür nicht genug und selbst die Zwischenziele bis 2030 reichen nicht aus.

Außerdem ist stark anzuzweifeln, ob das angestrebte Ziel der Klimaneutralität bis 2050 überhaupt ernst gemeint ist. Eine Studie vom NewClimate Institute von 2022 untersucht die Netto-Null-Zusagen zahlreicher Firmen. BMW schnitt dabei mit der schlechtesten Kategorie „sehr geringe“ Integrität ab. Das sollte jedem der Aktionär*innen hier zu denken geben.

Einen Zeitpunkt in 27 Jahren festzulegen, ist natürlich einfach. Und klingt gut, progressiv, man macht ja schon. Wenn aber die dringend notwendigen Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen, ausbleiben, wirkt Klimaneutralität 2050 doch eher wie ein Versuch, sich von der eigenen Verantwortung grün zu waschen.

Außerdem verweigert der Konzern jedes Zuständigkeitsgefühl für die eigenen Lieferketten. Ein gutes Beispiel dafür ist der Batteriezulieferer CATL: Der Beweggrund Nr. 1 dieser Firma, das mit dem Klimaschutz anzugehen, ist es, den eigenen Ruf nicht zu gefährden. Das geben sie selbst zu. Allerdings werden nur 22% des Energiebedarfs durch Erneuerbare gedeckt, und eine Strategie zur Erhöhung des Anteils bleibt aus. Gilt das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 somit etwa nicht für die Firmen, mit denen BMW zusammenarbeitet?

Weil BMW sich so scheut, Verantwortung zu übernehmen, wird sie außerdem gern und häufig auf die Politik geschoben, anstatt nachhaltige Umgestaltung selbst in die Hand zu nehmen.

Es wird für den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie wirksame CO2-Preismechanismen plädiert. Und anstatt selbst Kapital aufzubringen, fordert BMW die Investitionen in Recyclingtechnologien von der Politik.

Es ist eindeutig, dass diese Appelle nicht nur eine Abgabe der Verantwortung, sondern reine Marketingmaßnahmen sind. Denn in der Lobbyarbeit wird sich ironischerweise für das Gegenteil eingesetzt:
2007 erhielt BMW gemeinsam mit Porsche und Daimler bekanntermaßen den „Worst EU Lobbying“-Award für eine gemeinsame Kampagne, deren Ziel die Verwässerung und Verzögerung von verpflichtenden CO2-Reduktionszielen war.
BMW war einer der Gründer des Lobbyvereins EUGT, der fragwürdige Experimente in Auftrag gegeben hat, um die angebliche Unbedenklichkeit von Dieselabgasen zu beweisen.
Und der Konzern versucht weiterhin, mit Lobbyarbeit klimapolitisch wirksame Maßnahmen zu schwächen. Der Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse hatte sich bei einem Treffen mit der EU-Verkehrskommissarin gegen Vorschriften zur Abschaffung des Verbrennungsmotors ausgesprochen. BMW hat durch die Lobbyarbeit aktiv versucht, das Verbrenner-Aus von 2035 auf 2040 zu verzögern.
Diese Praxis widerspricht ganz klar dem Inhalt von PR-Kampagnen, in denen BMW mit „nachhaltiger Mobilität“ wirbt.

Und das Absurde ist: Die Firma macht noch nicht einmal ein Geheimnis daraus, dass die Maßnahmen in keinster Weise ausreichend sind, dass es statt um echte Nachhaltigkeit um billiges Greenwashing geht. Zur Beurteilung der Unternehmensführung setzt sich BMW auf EU-Ebene für ein „principle of effort and not on the principle of result“ ein. Es ist also egal, ob tatsächlich Klimaschäden abgemildert werden, solange das Unternehmen überzeugend behaupten kann, es hätte sich Mühe gegeben.

Das sollte auch die Aktionär*innen hier stutzig machen. Wenn das Unternehmen sich noch nicht mal Mühe gibt, sein Greenwashing konsequent glaubhaft zu machen, sondern ganz offen dazu steht, dann sparen Sie sich die großen Worte über Nachhaltigkeit, Ökostrom und 2050 und stehen einfach zu ihrem klimaschädlichen Kurs.

Die Klimakrise ist kein Automatismus, sondernd ein politisches und systemisches Kalkül, sie wird vorangetrieben und verschärft durch global einflussreiche Großkonzerne wie BMW.

Wenn Sie in BMW investieren, unterstützen Sie diese Doppelmoral und verhindern somit wirksame Lieferkettengesetze, den Ausstieg aus dem Verbrennermotor und einen Wandel hin zu einer klimagerechten, lebenswerten, menschenfreundlichen Mobilität.

Deshalb fordern wir Sie auf: Stimmen Sie gegen die Ausschüttung der Dividenden, gegen die Entlastung der Vorstandsmitglieder und gegen die Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrates, damit der Gewinn stattdessen in Transformationsprozesse von BMW hin zu öffentlichen Verkehrsmitteln investiert werden kann. Aufsichtsratsmitglieder dürfen nicht davon profitieren, effektiven Klimaschutz zu verhindern.

Meine Fragen an Sie:

  • Emissionen dürfen, wenn BMW seine Versprechungen einhalten möchte, nicht einfach in der Lieferkette nach vorne geschoben werden. Wie plant BMW, eine tatsächliche Versorgung durch erneuerbare Energien zu gewährleisten?
  • Wie möchte BMW Zulieferer wie beispielsweise CATL sanktionieren, wenn diese keine Maßnahmen zum Erreichen von Klimaneutralität ergreifen?
  • Wenn dem grünen Anstrich von BMW zu glauben ist, müsste BMW konsequenterweise seine Lobbyarbeit grundlegend umstellen und aus Lobbyverbänden wie dem VDA, SIAM und NAM austreten. Wann ist damit zu rechnen?
  • Was für Maßnahmen wird BMW ergreifen, um die sozialen und ökologischen Kosten von Lithium- und Kobalt-Abbau für vermeintlich nachhaltige Technologien abzuschwächen?

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