Deutsche Bank finanziert Unternehmen, die Menschenrechte missachten

  • Kunden der Bank liefern Waffen für Jemen-Kriegsallianz
  • Betroffene des Dammbruchs in Brasilien fordern Konsequenzen
  • Selbstverpflichtungen der Bank noch immer mangelhaft

Anlässlich der morgigen Hauptversammlung der Deutschen Bank kritisieren die deutschen Nichtregierungsorganisationen Facing Finance, urgewald und MISEREOR grobe Defizite der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht in der Unternehmenspraxis der Bank.

Die Deutsche Bank finanziert Konzerne wie BAE Systems, Rheinmetall oder MTU Aero Engines, obwohl diese erwiesenermaßen Rüstungsgüter an die Länder der von Saudi-Arabien geführten Golf- Allianz liefern, die seit drei Jahren einen brutalen Krieg im Jemen führen“, erklärt Kathrin Petz, Expertin für Rüstungsgeschäfte bei urgewald. Sie bemängelt, dass es keine umfassende Rüstungsrichtlinie der Bank gibt, die Unternehmen, die in Kriegsgebiete liefern, von Kreditvergabe und Investitionen ausschließt. Ebenso gehören Teersandfirmen und Kohleunternehmen zu den Kunden der Bank, die durch den Bau neuer Kohlekraftwerke die Pariser Klimaziele massiv unterlaufen.

Auf der Hauptversammlung werden sich auch Betroffene des Dammbruchs in einem Bergwerk in der brasilianischen Stadt Mariana zu Wort melden. Im November 2015 war dort der Damm eines Rückhaltebeckens für giftige, schwermetallhaltige Minenschlämme gebrochen. Diese ergossen sich in ein Tal und verseuchten den Fluss Rio Doce auf einer Länge von über 600 km. 19 Menschen wurden getötet, mehr als 300 Familien obdachlos und Tausende Fischer verloren ihre Einkommensgrundlage. Obwohl die Gefahr eines Dammbruchs bereits mehrere Monate vor der Katastrophe bekannt war und das Unternehmen diesen trotzdem nicht verhinderte, wurden die Betreiber bis heute juristisch nicht zur Verantwortung gezogen. Die verantwortliche Betreiber-Firma Samarco gehört den Konzernen Vale und BHP Billiton. Beide werden von der Deutschen Bank mitfinanziert, wie der Bericht „Dirty Profits 6 Mining“ von Facing Finance jüngst darlegte.

Ebenso hat die Deutsche Bank die Kupfermine „Buenavista del Cobre“ des Unternehmens Grupo México finanziert, die im August 2014 durch ein Leck den Fluss Rio Sonora in Mexiko verseucht hat. Unmengen Kupfersulfat verursachten eine ökologische Katastrophe, gelangten in die Nahrungskette und führten zu Vergiftungen von Menschen und Tieren, so Umweltexperten.

Die Deutsche Bank benötigt nach wie vor eine verbesserte Rechenschaftspflicht und Kontrolle von im Rohstoffsektor operierenden Finanzinstitutionen sowie eine deutliche Verbesserung der Unternehmens-Selbstverpflichtungen zu Menschen-, Arbeitsrechten sowie Umweltstandards und Klimazielen“, so Thomas Küchenmeister von Facing Finance.

Joceli Andrioli von der brasilianische Bewegung der Staudammbetroffenen – MAB, die von MISEREOR unterstützt wird, erklärt: „Für uns ist es unfassbar verantwortungslos, dass die Deutsche Bank zwei Jahre nach dem Dammbruch von Mariana noch neue Kredite ohne Entschädigungsauflagen an den Mitbetreiber Vale vergeben hat.“ MISEREOR-Bergbauexpertin Susanne Friess erklärt: „Die Deutsche Bank ignoriert seit Jahren unsere Warnungen in Bezug auf Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen im Rohstoffsektor. Der Bank fehlt ein umfassender Ansatz zur menschenrechtlichen Sorgfalt und ein für alle einfach zugänglicher Beschwerdemechanismus. Von dem angekündigten Kulturwandel ist hier noch nichts zu spüren.“

Die Proteste werden unterstützt vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre und der Christlichen Initiative Romero.

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