Täglich 45 Millionen US-Dollar an die fossile Industrie: Unsere Gegenanträge

Zu Tagesordnungspunkt 3: Entlastung der Mitglieder des Vorstands für das Geschäftsjahr 2024

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, den Mitgliedern des Vorstands die Entlastung zu verweigern.

Begründung:

Der Vorstand der Deutschen Bank AG wird seinem eigenen Bekenntnis zur Einhaltung internationaler Klimaziele und Sustainable Finance nicht gerecht. Die Deutsche Bank bleibt die Großbank in Deutschland, die am meisten in die Finanzierung fossiler Energien und waldzerstörender Geschäftsmodelle involviert ist.

Täglich 45 Millionen US-Dollar an die fossile Industrie

Seit dem Pariser Klimaabkommen bis Ende 2023 hat die Deutsche Bank 132,4 Mrd. US-Dollar über Kredite oder die Ausgabe von Aktien und Anleihen an die fossile Industrie vergeben[1]. Im Durchschnitt sind das täglich mehr als 45 Mio. US-Dollar die an Öl-, Gas oder Kohleunternehmen fließen. Im internationalen Vergleich liegt sie auf Rang 22 der wichtigsten Banken der fossilen Industrie.

Unter den fossilen Kunden der Deutschen Bank befinden sich zahlreiche Unternehmen, die ungeachtet der globale Erderhitzung weiter den Öl-, Gas- und Kohlesektor ausbauen wollen:

So hat die Deutsche Bank im Januar 2025 den Börsengang des US-Unternehmens Venture Global unterstützt[2] und war im April 2025 an einer Anleiheausgabe des Konzerns beteiligt. Venture Global ist der zweitgrößte Exporteur von Flüssigerdgas in den USA mit großen Expansionsplänen, es betreibt, bzw. verfolgt aktuell fünf LNG-Projekte in verschiedenen Planungs-, bzw. Realisierungsstadien: Calcasieu Pass (CP), sowie CP 2 und 3, Plaquemines und Delta LNG, alle in Louisiana.[3] Sie sollen hauptsächlich durch Fracking produziertes fossiles Gas exportieren. Fracking verursacht katastrophale Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen sowie Menschenrechtsprobleme.

Im April 2024 hat die Deutsche Bank gemeinsam mit anderen Großbanken drei Anleihen für den französischen Ölkonzern TotalEnergies über eine Gesamtsumme von 4,25 Milliarden herausgegeben.[4] TotalEnergies ist der größte Öl- und Gasförderer der EU[5] und eines der fossilen Unternehmen mit den meisten Expansionsplänen.[6] Das über die Anleihen eingesammelte Geld ist für den „allgemeinen Unternehmenszweck“ bestimmt und kann somit von TotalEnergies für seine fossilen Expansionspläne verwendet werden. Besonders erschreckend ist die lange Laufzeit der Anleihen. Die Anleihen haben Laufzeiten bis 2064, 2054 und 2034.[7] Das heißt, dass die Investoren, die ihr Geld in die durch die Deutsche Bank herausgegeben Anleihen stecken, bewusst auf die Klimakrise und kein schnelles Ende der fossilen Energie wetten.

Zudem hat sich die Deutsche Bank im Oktober 2024 an der Auflage neuer Anleihen des Öl- und Gaskonzerns Exxon Mobil[8] beteiligt. Der Wert liegt bei über 170 Millionen US-Dollar, die Laufzeit soll bis zum Jahr 2074 betragen. ExxonMobil ist der sechstgrößte Öl- und Gasproduzent weltweit und steht auf Rang 7 der weltweiten Konzerne mit den größten kurzfristigen Expansionsplänen im Öl- und Gasbereich. Nach letztem Stand erforscht oder entwickelt ExxonMobil neue Öl- und Gasfelder in 39 Ländern weltweit. Gegen Vorstöße einzelner Investoren für stärkeren Klimaschutz ging Exxon Mobil sogar gerichtlich vor.

Außerdem ist auch Energy Transfer Kunde der Deutschen Bank. Der US-Ölkonzern hat Greenpeace USA verklagt, weil sie sich mit Protesten gegen die hochumstrittene „Dakota Access“-Ölpipeline solidarisiert hatten. Die verantwortliche Jury im US-Bundesstaat Nord-Dakota hat Greenpeace USA im März 2025 erstinstanzlich zur Zahlung von 660 Mio. US-Dollar verurteilt. Es handelt sich offensichtlich um eine SLAPP-Klage („Strategic Lawsuit against Public Participation“), mit der der Ölkonzern versucht, einen lauten Kritiker gegen seine umweltschädlichen Geschäfte zum Verstummen zu bringen.

Angesichts der massiven fossilen Ausbaupläne von den Kunden der Deutschen Bank wirkt das Klimaversprechen der Deutschen Bank, „die Treibhausgasemissionen aus unserem Geschäftsbetrieb und aus unseren Portfolios bis spätestens 2050 auf netto Null zu senken“ vor allem: unglaubwürdig. Die Deutsche Bank rechnet nicht die zukünftigen Emissionen ein, die durch ihre Finanzierungen entstehen. Für die eigene Rechnung ist das nützlich, für das Klima fatal.

Zu Tagesordnungspunkt 4: Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 2024

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, den Mitgliedern des Aufsichtsrats die Entlastung zu verweigern.

Begründung:

Der Aufsichtsrat ist seiner Aufgabe als Kontrollorgan des Vorstands nicht hinreichend nachgekommen. Er hat es weiterhin versäumt, auf die Behebung eklatanter Mängel bei der Achtung und Einhaltung internationaler Klimaziele und Sustainable Finance hinzuwirken.

Ausschlusskriterien für fossile Energien nicht kompatibel mit dem Pariser Klimaziel

Mit ihrer momentanen Kohlerichtlinien verpasst es die Deutsche Bank erneut, konsequente Ausschlusskriterien für Kohleunternehmen zu formulieren. Nur im Bereich der Projektfinanzierungen schließt sie neue Kohlekraftwerke, neue Kohleminen und neue Kohleinfrastruktur aus. Unternehmen, die den Kohleausbau weiter vorantreiben, können dagegen problemlos weiter Geld von der Deutschen Bank bekommen.

Generell formuliert die Deutsche Bank keine Ausschlusskriterien, sie verlangt aber von Unternehmen mit einem Thermalkohleanteil von mehr als 30 Prozent am Umsatz oder mit mehr als 10 Millionen Tonnen abgebauter Kohle jährlich oder 10 Gigawatt (GW) installierter Kohlestromkapazität einen „nachvollziehbaren Transformationsplan“. Die Transformationspläne müssen ein Bekenntnis zum Kohleausstieg bis 2030 in OECD- Ländern und bis 2040 weltweit beinhalten. Was die Unternehmen bis dahin machen dürfen oder auch nicht, ist nicht weiter geregelt. Dass ein ambitionierterer Umgang mit Kohlekonzernen möglich ist, zeigt zum Beispiel der französische Mitstreiter der Deutschen Bank die Bank BNP Paribas: Unternehmen, die neue Kohlekraftwerke bauen oder neue Kohleminen erschließen, können von der BNP Paribas nicht mehr finanziert werden.

Öl und Gas: Kaum Einschränkungen

Die Richtlinie für den Öl- und Gassektor der Deutschen Bank schließt lediglich einige Projekte im Bereich Fracking, in der Arktis oder Ölsände aus. Unternehmen, die genau diese Projekte vorantreiben werden hingegen nicht ausgeschlossen. Das es auch anders geht zeigen andere Banken: die niederländische ING Bank schließt Projektfinanzierungen für neue Öl und Gasfelder aus, sowie Projekte aus dem Midstream-Bereich, die die Entwicklung neuer Öl- und Gasfelder bedingen. Ab 2026 fallen auch LNG-Export-Terminals unter den Ausschluss. BNP Paribas beteiligt sie sich nicht mehr an der Ausgabe von Anleihen, die an der Öl- und Gasexploration und Produktion beteiligt sind.

Greenwashing bei der DWS

Wie schon länger bekannt, hat die Deutsche-Bank-Tochter DWS bei Nachhaltigkeitsversprechen massiv übertrieben. Die DWS war deswegen bereits mit einer Strafe von 19 Millionen Euro durch die US-Börsenaufsicht belegt worden. Anfang Mai 2025 verhängt nun auch die Staatsanwaltschaft Frankfurt, die wegen des Anfangsverdachts des Kapitalanlagebetrugs ermittelt hatte, ein Bußgeld von 25 Millionen Euro.

Noch sind aber längst nicht alle Vorwürfe und Fragen geklärt. Insbesondere die Kooperation der DWS mit dem WWF Deutschland zum „DWS ESG Blue Economy“-Fonds wirft schwerwiegende Fragen hinsichtlich Transparenz, Glaubwürdigkeit und unternehmerischer Verantwortung auf. Der Fonds wurde öffentlichkeitswirksam als nachhaltiges Investmentprodukt beworben – unter Mitverwendung des renommierten Panda-Logos des WWF – obwohl sich im Portfolio zahlreiche Unternehmen befinden, die weder strenge ökologische Kriterien erfüllen noch mit dem Schutz der Meeresökosysteme vereinbar sind. Darunter etwa Royal Caribbean, ein Kreuzfahrtanbieter mit hohem Emissionsaufkommen, und Coca-Cola Europe Pacific Partners, ein Konzern, dem eine zentrale Rolle bei der Plastikverschmutzung der Meere vorgeworfen wird.

Interne Dokumente des WWF zeigen, dass selbst Mitarbeitende des Umweltverbands erhebliche Zweifel an der Nachhaltigkeit zahlreicher Fondsbestandteile äußerten. Trotzdem hielt die DWS an der Vermarktung des Produkts als nachhaltig fest.

Der Aufsichtsrat hat es versäumt, die Deutsche Bank, die mit Abstand größte Aktionärin der DWS, bzw. den Vorstand dazu zu bringen, diese Vorgänge angemessen und transparent aufzuarbeiten, um die Integrität nachhaltiger Finanzprodukte sicherzustellen. Dies beschädigt nicht nur das Vertrauen der Anleger*innen, sondern auch den Ruf der Deutschen Bank insgesamt.

Inakzeptabel ist außerdem, dass die Deutsche Bank über die Lizenzierung des WWF-Logos und weitere Projekte offenbar jährlich Zahlungen in Millionenhöhe leistet, ohne Interessenkonflikte wie beim WWF-Bankenrating 2021 offenzulegen. Dort erhielt die Deutsche Bank ein positives Nachhaltigkeitsurteil – ohne Hinweis auf die finanzielle Verflechtung mit dem bewertenden Umweltverband.

Zu Tagesordnungspunkt 14: Satzungsänderung zur Erneuerung der Ermächtigung des Vorstands, die Abhaltung einer virtuellen Hauptversammlung vorzusehen

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, den Beschlussvorschlag abzulehnen, den Vorstand erneut zu bevollmächtigen, über die Durchführung einer virtuellen Hauptversammlung entscheiden zu können.

Begründung:

Unsere Begründung, warum wir diese Ermächtigung des Vorstands ablehnen, bleibt auch nach zwei Jahren Erfahrungen mit virtuellen Hauptversammlungen unverändert: Das Format und die Art und Weise, wie eine Hauptversammlung durchgeführt wird, betreffen elementare Aktionärsrechte. Daher sollte die Hauptversammlung – und nicht der Vorstand – darüber entscheiden, zu welchen Bedingungen bzw. in welchem Format zukünftige Hauptversammlungen durchgeführt werden sollen.

Die Hauptversammlung sollte darüber entscheiden können, ob als weitere Option ein hybrides Format umgesetzt werden soll, welches die Vorteile einer Präsenz-Hauptversammlung mit jenen einer rein virtuellen Veranstaltung vereint.

Höchst problematisch ist allgemein das von Aktionärsseite schwindende Interesse an Hauptversammlungen, wenn diese nur virtuell stattfinden. Viele schalten ihren Computer erst gar nicht an, dies ist auch ein Abstimmen mit den Füßen über dieses Format.

Daher kritisieren wir auch die Entscheidung von Vorstand und Aufsichtsrat, die diesjährige Hauptversammlung rein virtuell durchzuführen. Da reicht es auch nicht aus, vage in Aussicht zu stellen, künftig mindestens alle vier Jahre zu einer Präsenz-Hauptversammlung einzuladen.


[1] Zahlen aus dem Bericht „Banking on climate chaos“, https://www.bankingonclimatechaos.org/. Ein Update der Zahlen für das Jahr 2024 wird im Juni 2025 eingefügt.

[2] https://ventureglobal.com/2025/01/23/venture-global-inc-announces-pricing-of-its-initial-public-offering/

[3] https://ventureglobal.com/

[4] https://toxicbonds.org/who-are-the-investors-funding-totalenergies-long-dated-bonds/

[5] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/total-bp-shell-die-groessten-oel-und-gaskonzerne-der-welt-im-ranking-/25342258.html

[6] urgewald GOGEL 2024: https://gogel.org/

[7] https://cbonds.com/news/2803741/

[8] https://investor.exxonmobil.com/sec-filings/all-sec-filings/content/0001193125-24-228477/d831859d424b2.htm#sup831859_3

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