Sehr geehrter Herr Sewing, sehr geehrter Vorstand, Aufsichtsrat sowie Aktionär*innen,
mein Name ist Regine Richter, ich arbeite bei der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald und bin heute über den Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre hier.
Uns treibt vor allem die Klimakrise um, deshalb gefällt mir natürlich Ihre Aussage, Herr Sewing: der Klimawandel lässt sich nicht von Stimmungen aufhalten – es braucht Taten.
Da sehen wir bei Ihnen aber noch einige Luft nach oben. Denn Sie reden über die nachhaltigen Finanzierungen, die Sie getätigt haben, aber leider finanzieren Sie auch nach wie vor sehr viele fossile Energien. Dazu habe ich eine Reihe von Fragen:
Öl und Gaspolicy
1. Auch im vergangenen Jahr waren Sie wieder an Kreditvergaben, Anleiheausgaben und Börsengängen für fossile Unternehmen auf Expansionskurs beteiligt, u.a. Venture Global, TotalEnergies, ExxonMobil. Expansion fossiler Energien ist nicht vereinbar mit den Klimazielen. Wann können wir mit Ihrer lange angekündigten Öl- und Gaspolicy rechnen? Wird Expansion dort eine Rolle spielen und in welcher Form? Werden Sie dem Beispiel französischer Banken folgen und die Anleiheausgabe für Öl- und Gasunternehmen davon abhängig machen, dass diese neue Öl- und Gasförderprojekte beenden?
NZBA
2. Aus der Net Zero Banking Alliance sind Anfang dieses Jahres einige prominente Banken ausgestiegen. Im April einigten sich die verbliebenen Mitglieder auf niedrigere Ambitionen: Statt 1,5°C kompatiblen Netto Null Zielen, werden nun nur noch solche verlangt, die deutlich unter 2°C kompatibel sein sollen. Dies soll die Flexibilität der Mitglieder erhöhen, ihre Portfolios aufzuräumen. Hat diese Aufweichung einen Einfluss auf Ihre eigenen Ziele? Und sehen Sie Ihre eigenen Ziele als kompatibel mit 1,5°C an? Wie bewerten Sie aktuell die Bedeutung der NZBA und haben Sie Pläne, um die Initiative am Leben zu halten?
Klimarisiken
3. Sie setzen sich in Ihrem Geschäftsbericht mit der Gefahr physischer Klimarisiken für die Bank auseinander, also Kreditausfälle durch Überschwemmungen, Feuer, Dürren, Stürme etc. Beeinflusst dies Kreditvergaben in bestimmten Regionen oder Sektoren und wenn ja in welchen? Haben Sie Zahlen dazu, in welcher Höhe Kredite wegen Naturkatastrophen ausgefallen sind und in welchen Ländern dies der Fall war?
Verfolgen Sie, dass sich Versicherer z.B. in den USA aus der Hausversicherung in Regionen, die besonders anfällig für Naturkatastrophen sind, zurückziehen? Im unversicherten Schadensfall sind ja noch mehr Kreditausfälle zu erwarten. Halten Sie solche Entwicklungen im Auge? Nehmen Sie diese in Ihre Risikobewertung auf? Ziehen Sie irgendwelche Konsequenzen daraus? Und wenn ja, welche?
Thermalkohle versus metallurgische Kohle/MTR
4.Halten Sie im Rahmen Ihrer internen Transparenz nach, ob Kredite, Anleiheausgabe oder sonstige Finanzdienstleistungen für Thermalkohleprojekte und -unternehmen bzw. metallurgische Kohleprojekte und/oder -unternehmen getätigt werden? Wenn ja, wie? Wie ist das Verhältnis zwischen Geschäften im Bereich Thermalkohle und metallurgische Kohle? Prüfen Sie bei metallurgischer Kohle (Projekte wie auch Unternehmen), ob diese Ihrer Kohlerichtlinie entsprechen? Wenn ja, wie?
5. Ist Ihnen bewusst, dass die Glencore Tochter Elk River in der Provinz Alberta vier Tagebaue für metallurgische Kohle betreibt, die nach kanadischer Definition Tagebaue sind, aber tatsächlich nach der Methode des Mountain Top Removals betrieben werden? Diese MTR Methode ist nach Ihren Richtlinien ausgeschlossen. Glencore gehört zu Ihren Kunden, im Jahr 2024 haben Sie Finanzdienstleistungen für das Unternehmen getätigt. Sie werden zu einzelnen Projekten nichts sagen können, aber grundsätzlich stellen wir uns die Frage, ob auch bei Projekten/Unternehmen metallurgischer Kohle Policies wie die zum Ausschluss von Mountaintop Removal geprüft werden und wie?
VIP
6. Sie haben Ihre Meeresschutz Richtlinien im vergangenen Jahr erweitert und wollen so sensitive Meeresgebiete stärker schützen. Wie wird in dem Zusammenhang geprüft? Was wird ausgeschlossen? Und wie passt das zusammen mit der Anleiheausgabe für die philippinische San Miguel Corporation, deren massive fossilen Ausbaupläne die Verde Island Passage bedroht, ein Meeresgebiet in den Philippinen, das wegen seiner Artenvielfalt auch Amazonas der Meere genannt wird. Zumal ihre Tochter DWS dieses Unternehmen inzwischen aus ESG Gründen ausgeschlossen hat.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Antworten!