„Wie können Sie behaupten, Klimaziele einzuhalten, wenn sie weiter Öl- und Gasprojekte finanzieren?“ Rede von Denise Ney, Jetzt oder Nie – Eltern gegen die Fossilindustrie

Guten Tag,

vorab möchte ich mich beim Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre bedanken, heute hier dieses Rederecht wahrnehmen zu dürfen.

Mein Name ist Denise Ney. Ich komme aus Berlin, bin Mutter zweier Söhne und spreche heute zu Ihnen als Frau, Wirtschaftsingenieurin, Lehrerin und Vertreterin der Gruppe „Jetzt oder Nie – Eltern gegen die Fossilindustrie“.

Jetzt oder Nie – das ist die Botschaft des 6. Sachstandsbericht des IPCC.

Die besten Wissenschaftler*innen der Welt haben die Forschungen der letzten Jahre gesichtet und zusammengefasst – die Botschaft lautet:

Wir müssen jetzt handeln, sonst zerstören wir die Lebensgrundlagen der Kinder dieser Welt und der nachfolgenden Generationen so gründlich, dass wir ihnen ihre Zukunft nehmen.

Frauen und Kinder sind in Krisen- und Katastrophenzeiten diejenigen, die am meisten unter den Folgen leiden.

Deshalb haben heute langjährig ehrenamtlich engagierte Mütter, Väter, Großmütter, junge Menschen, Wissenschaftler*innen und andere Unterstützende die Berliner Filiale der Deutschen Bank Unter den Linden blockiert.

„Quartier Zukunft“ nennen Sie ihre Filiale in der benachbarten Friedrichstraße, legen dort Klimabücher auf pseudo nachhaltigen Holztischchen aus, mahnen an den Waschbecken zum Wassersparen und lassen Kund*innen Korken zum Recyceln abgeben.

Auch Marit Schatzmann, Mutter eines 3-jährigen Sohnes, war heute bei der Blockade dabei. Sie sagt dazu:

“Die Deutsche Bank erhält mit Milliarden die fossile Wirtschaft künstlich am Leben.

Dass parallel im sogenannten „Quartier Zukunft“ zelebrierte Greenwashing ist zynisch und gefährlich, weil es den Menschen vorgaukelt, es kümmere sich schon jemand um die ökologischen Krisen – während UN-Generalsekretär Antonio Guterres den letzten Weltklimabericht zusammenfasst mit:

„Fossile Brennstoffe sind eine Sackgasse – für unseren Planeten, für die Menschheit, und ja, auch für die Volkswirtschaften.“

Die Deutsche Bank ist in unserem Land die Bank mit den höchsten Investitionen in fossile Industrien.

Laut Fossil Fuel Finance Report, Stand 2023 hat die Deutsche Bank seit 2016 mehr als 94 Milliarden US-Dollar für den Aus- und Neubau fossiler Infrastruktur zur Verfügung gestellt.

Selbst 2022 waren es trotz eindringlicher Warnung der Wissenschaft noch rund 7,4 Milliarden Dollar.

Passt dazu ein Standort mit der Bezeichnung „Quartier Zukunft“?

Oder zeigt uns das nicht einfach nur, dass Greenwashing zum schmutzigen Geschäft ihres Konzerns gehört?

Daraus ergeben sich sehr ernstgemeinte Frage: Welche wissenschaftlichen Grundlagen und Studien liegen ihrem Ziel Net Zero bis 2050 zugrunde?

Wie können Sie behaupten, die Klimaziele des Pariser Klimaschutzabkommens einzuhalten, wenn sie weiter Öl- und Gasprojekte in Milliardenhöhe finanzieren, die auf Jahrzehnte hinaus Treibhausgasemissionen verursachen und die Umwelt vor Ort zerstören?

Wie rechtfertigen Sie ihren Aktionär*innen gegenüber die Zerstörung der Zukunft unserer und ihrer Kinder?

Warum investieren Sie auch im Jahr 2023 weiter in fossile Förderprojekte und Infrastruktur, die in absehbarerer Zeit Stranded Assets sein werden?

Ein Physiker und Mathematiker von Scientist Rebellion unterstützte die Eltern gegen die Fossilindustrie heute bei der Blockade in Berlin. Er sagt:

Aktuell fließt das Geld der Deutschen Bank in neue fossile Projekte auf der ganzen Welt. 

  • Die Deutsche Bank ist eine der Hauptorganisatoren der finanziellen Unterstützung und Investor des spanischen Ölriesen Repsol, der für die verheerende Ölpest in Peru im Januar dieses Jahres verantwortlich ist.
  • Die Deutsche Bank ist bereit Kredite an Kohleunternehmen in Australien zu vergeben, wie z.B. Whitehaven Coal, die damit neue Kohleminen planen und eröffnen. 
  • Die Deutsche Bank zeigt weiterhin Interesse, die East African Crude Oil Pipeline (EACOP), die weltweit größte neue beheizte Ölpipeline, zu finanzieren und 
  • Die Deutsche Bank ist einer der größten Finanzierer von Fracking in Lateinamerika, eine fossile Technologie, die in Deutschland verboten ist.

Damit trägt die Deutsche Bank aktiv zum “kollektiven Selbstmord” bei, wie UN-Generalsekretär António Guterres die Situation sehr treffend beschreibt.

Wann stoppen Sie Unterstützung und Finanzierung der genannten Projekte?

Petra Nielsen war heute ebenfalls Unter den Linden dabei. Sie ist Mutter von zwei Töchtern unter 7 Jahren und fragt Sie dazu:

„Wie kann es sein?

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind so eindeutig: Neue fossile Infrastruktur und das Pariser Klimaschutzabkommen sind nicht vereinbar.

Warum lassen Sie es trotzdem zu, dass fossile Profit-Interessen weiter priorisiert und die Zukunft unserer Kinder wortwörtlich verheizt werden?

Ist es nicht an der Zeit, die Forderung nach vollständiger Dekarbonisierung mit Nachdruck und angesichts der eskalierenden Klimakrise sofort mit aller Konsequenz anzugehen? Muss die Finanzierung fossiler Projekte nicht sofort eingestellt werden?

Ich frage Sie heute auf dieser Hauptversammlung zusätzlich:

Wann werden Sie als Vorstand und Aktionär*innen endlich verantwortlich handeln und unseren Kindern, allen Kindern auf diesem Planeten beistehen?

Wir als Eltern, Großeltern, Onkel und Tanten, Menschen, die sich verantwortlich fühlen, wir als „“Eltern gegen die Fossilindustrie“ fordern die Aktionär*innen auf, diesen Vorstand heute nicht zu entlasten, sondern in die Verantwortung zu nehmen für die fossile Zerstörung unserer Lebensgrundlagen.

Leitlinie muss ein: People over Profit!

Ich bedanke mich für ihre Aufmerksamkeit, hoffe, dass Sie gut zugehört haben und erwarte ehrliche Antworten auf unsere Fragen.

Vielen Dank.

Eltern gegen die Fossilindustrie

Twitter: https://twitter.com/parents_riseup?s=20

Instagram: https://www.instagram.com/parents_riseup/

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://www.kritischeaktionaere.de/deutsche_bank/wie-koennen-sie-behaupten-klimaziele-einzuhalten-wenn-sie-weiter-oel-und-gasprojekte-finanzieren-rede-von-denise-ney-jetzt-oder-nie-eltern-gegen-die-fossilindustrie/

Kommentare sind deaktiviert.