„In meiner 38-jährigen Tätigkeit bei DHL habe ich so etwas noch nie erlebt“: Reden der Teamsters

„Beschämende Arbeitsbedingungen“, „rassistisch begründete Günstlingswirtschaft“, „verfolgt und bedroht“: Mit deutlichen Worten haben DHL-Beschäftigte aus den USA auf der Hauptversammlung 2024 ihres Arbeitgebers untragbare Arbeitsbedingungen und Repression von Gewerkschaftstätigkeiten geschildert. Wir dokumentieren hier die Redebeiträge der Teamsters, welche erschreckende Missstände und eindeutige Verstöße gegen international und von DHL anerkannte Arbeits- und Gewerkschaftsrechte anprangern:

Francisco Chacon:

“Hallo,

Ich bin Francisco Chacon. Ich bin seit 29 Jahren Mitarbeiter von DHL Express und Mitglied der Teamsters Local 705 in Chicago. Meine Frage bezieht sich auf Tagesordnungspunkt 3 und die Entlastung des Vorstands für das vergangene Jahr. Ich bin hier, um Sie mit den Tatsachen hinsichtlich der Arbeitsbedingungen vertraut zu machen, die ich bei DHL Express in den Vereinigten Staaten erlebe, und frage den Vorstand, ob er beabsichtigt, sich mit dem Versäumnis der lokalen Geschäftsführung, die Werte und Richtlinien von DHL einzuhalten, zu befassen.

Zunächst möchte ich auf die Sicherheitsbedenken an unserem Standort in Chicago eingehen und die Verantwortungslosigkeit der Führung vor Ort aufzeigen. Die Unfallrate am Arbeitsplatz ist an unserem Standort zu hoch und widerspricht dem auf Sicherheit ausgerichteten Modell von DHL. Darüber hinaus bringt das Führungsteam die Mitarbeiter häufig mit Drohungen und Disziplin an die Grenzen ihrer Akzeptanz. Dieser Druck wird durch Weisungen der Geschäftsleitung erzeugt.

In meinen fast drei Jahrzehnten bei DHL Express habe ich rassistisch begründete Günstlingswirtschaft erlebt, bei der bestimmte Mitarbeiter aufgrund ihrer Rasse bessere Lieferrouten und Arbeitseinsätze erhalten. Trotz einer kürzlichen Einigung in Höhe von 8,7 Millionen US-Dollar wegen Diskriminierung hält diese Günstlingswirtschaft an und trägt zu einem feindseligen Arbeitsumfeld bei.

Der Mangel an Vielfalt bei den Führungskräften, bei denen es sich überwiegend um weiße Männer handelt, verschärft das Problem zusätzlich. Bedenken Sie, dass 75 % der Belegschaft Schwarze und Latinos sind. Dieses Ungleichgewicht erhöht den Stress und die Unzufriedenheit der Mitarbeiter.

Ist dem Vorstand bekannt, dass schwarze Gewerkschaftsmitglieder von DHL in Chicago diskriminiert wurden? Bestimmt DHL die Zuweisung der Arbeitsaufgaben deutscher Mitarbeiter aufgrund ihrer Hautfarbe? Warum war die Rassenzugehörigkeit ein Faktor, den die Geschäftsleitung bei der Zuweisung der Hafenarbeit und Routen für Arbeiter in Chicago angewandt hat? Was unternimmt DHL, um solch rassistisches Verhalten in Zukunft zu verhindern?“

Frank Bianco:

„Schönen Nachmittag,

Ich bin Frank Bianco. Ich bin seit 38 Jahren Mitarbeiter von Airborne/DHL und seit etwa 36 Jahren gewählter Vertreter (Steward) der Teamsters-Gewerkschaft. Meine Frage bezieht sich auf Tagesordnungspunkt 3. Ich möchte mir eine Minute Zeit nehmen, um zu erklären, wie sich die Arbeitsbeziehung zwischen der Gewerkschaft und dem US-Führungsteam in letzter Zeit verschlechtert hat, und den Vorstand fragen, was er hinsichtlich der Taktiken der US-Geschäftsführung gegenüber den Mitarbeitern zu tun gedenkt.

Ein Vorfall ereignete sich im November, als einer meiner Kollegen gekündigt wurde, weil er gegen die Anwesenheitsrichtlinien von DHL verstoßen hatte. Der Grund für die Abwesenheit des Mitarbeiters war der vor kurzer Zeit erfolgte Verlust von zwei Familienmitgliedern. Er war 25 Jahre lang bei DHL Express beschäftigt und hatte eine makelloses Beschäftigungsverhältnis.

Typischerweise erlaubt unser Tarifvertrag den Mitarbeitern bei Verstößen dieser Art, weiterzuarbeiten, während der Fall das Beschwerdeverfahren durchläuft. Aber in diesem Fall wurde die Beschwerde nicht eingereicht, weil die DHL Teamsters Local 100 zum Streik gezwungen hatte und die Streikposten an meinem Terminal verlängert wurden. Aufgrund des Rechts, diese Streikpostenkette zu respektieren, war die Beschwerde der Geschäftsführung nicht vorgelegt worden.

Als die Arbeiteraktion beendet war und wir zur Arbeit zurückkehrten, bemerkte ich, dass das eigentliche Beschwerdeformular sich nicht in meinem regulären Lieferwagen befand. Die Geschäftsführung vor Ort teilte mir mit, dass jede Beschwerde zum jetzigen Zeitpunkt unzeitgemäß wäre, dass das Unternehmen die Beschwerde als zurückgezogen erachtete und dass der Arbeitnehmer ohne Regressanspruch gekündigt würde.

In meiner 38-jährigen Tätigkeit bei DHL habe ich so etwas noch nie erlebt. Wann immer es überhaupt ein Problem zwischen einem gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter und DHL gab, konnten wir immer eine Lösung finden. Die derzeitigen Führungskräfte haben eine Kultur geschaffen, die keine gesunde und produktive Beziehung zwischen der Führung und den Arbeitnehmern zulässt.

In der Öffentlichkeit stellt sich DHL als arbeiterfreundliches Unternehmen dar. Wenn DHL sagt, dass es sich zur Achtung der Arbeitnehmerrechte verpflichtet, ist das eine Sache, eine andere ist die Einführung eines rigorosen Prozesses, um sicherzustellen, dass diese Verpflichtung eingehalten wird. Inwieweit wurden die Mitglieder der US-Geschäftsführung von DHL über die Unternehmensrichtlinien in Bezug auf Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Tarifverhandlungen geschult? Wie wird jedes Jahr die Leistung von DHL-Führungskräften und Vorgesetzten in den USA bei Tarifverhandlungen bewertet? Wer führt Bewertungen durch und wie ist der Vorstand in diese Bewertungen eingebunden?

Ein seit 25 Jahren für Sie tätiger Mitarbeiter sollte nicht zu Hause auf die Entscheidung eines Schlichters warten, nur weil eine Ihrer Führungskräfte in den USA die Gewerkschaft bestrafen will.“

Ulises Valdez:

„Hallo,

Ich bin Ulises Valdez. Ich arbeite seit über 28 Jahren bei DHL in Los Angeles und bin stolzes Mitglied der Teamsters Local 986. Heute möchte ich über die gestörte Beziehung zwischen unserer Gewerkschaft und DHL sprechen und den Vorstand fragen, wie er seine arbeitsrechtlichen Praktiken in den USA mit den erklärten Richtlinien von DHL in Einklang bringen will. Meine Frage bezieht sich auf Tagesordnungspunkt 3.

Vor dem Local 100-Streik hätte ich das Verhältnis zwischen Geschäftsführung und Gewerkschaft in Los Angeles als gut bezeichnet. Im Rahmen einer Politik der offenen Tür arbeiteten wir stets mit unseren Managern und Vorgesetzten zusammen, um den Geschäftsbetrieb von DHL und unseren Arbeitsplatz zu verbessern.

Alles änderte sich, nachdem DHL die Local 100-Mitglieder zum Streik gezwungen hatte. Der Streik fand Ende letzten Jahres statt. Bis heute gibt es in meinem Werk Manager, die nicht mit uns reden – oder wenn sie das tun, dann nur mittels minimaler Kommunikation. Ich glaube, dass diese Atmosphäre von Laurice Bancroft, Senior Vice President of U.S. Network Operations, geschaffen wurde.

Im Januar hielt Herr Bancroft obligatorische Betriebsversammlungen („Town Hall Meetings“) ab, bei denen er falsche Anschuldigungen gegen die Gewerkschaft erhob und abfällige Behauptungen über Gewerkschaftsvertreter (Shop Stewards) und unsere örtliche Gewerkschaftsführung aufstellte. Herr Bancroft hat ähnliche Versammlungen in den gesamten USA abgehalten. Ist sich der Vorstand der falschen und abfälligen Behauptungen bewusst, die Herr Bancroft während dieser obligatorischen Versammlungen aufgestellt hat? Sind diese Versammlungen Teil einer umfassenderen, von Unternehmen unterstützten, gewerkschaftsfeindlichen Kampagne? Hat der Vorstand korrigierende Maßnahmen gegenüber Herrn Bancroft wegen seines Verhaltens ergriffen? Zwingt DHL unsere deutschen Brüder und Schwestern, an ähnlichen obligatorischen gewerkschaftsfeindlichen Versammlungen teilzunehmen?

Ehrlich gesagt habe ich aufgrund der Handlungen der Geschäftsleitung in den USA darüber nachgedacht, DHL zu verlassen, aber ich möchte meine mehr als 28-jährige Tätigkeit für das Unternehmen nicht aufgeben. Seit Jahrzehnten bin ich, wie auch andere der heute hier tätigen Mitarbeiter stolz darauf, bei DHL zu arbeiten, und meine Arbeitsmoral hat sich nicht geändert. Ich möchte zur Arbeit kommen und mein Bestes geben, aber die von der Geschäftsführung geschaffenen Bedingungen machen das schwierig. Ich habe das Gefühl, dass gegen mich Vergeltungsmaßnahmen ergriffen wurden, weil ich meine Gewerkschaftsbrüder und -schwestern in Cincinnati unterstützt habe.“

Ethan Bump

„Schönen Nachmittag,

Ich bin Ethan Bump. Ich arbeite am nordamerikanischen DHL-Hub am Cincinnati/Northern Kentucky International Airport (CVG) und bin stolzes Mitglied von Teamsters Local 100. Meine Frage bezieht sich auf Tagesordnungspunkt 6 und Dr. Heinrich Hiesingers besorgniserregenden Bericht über Arbeitgeber-/Arbeitnehmerbeziehungen

Ein Gegenantrag wurde gegen Dr. Hiesingers Wiederwahl eingereicht, in dem auf seine problematische Bilanz in Bezug auf die Arbeitgeber-/Arbeitnehmerbeziehungen hingewiesen wurde. Wir denken, dass es fair ist, Dr. Hiesinger die Gelegenheit zu geben, auf diese Bedenken zu antworten. Wird Dr. Hiesinger auf der heutigen Jahreshauptversammlung sprechen und die Garantie abgeben, dass er gewerkschaftsfeindliche Aktivitäten am nordamerikanischen DHL-Hub nicht tolerieren wird? Findet Dr. Hiesinger es fair, dass Führungskräfte vor Ort und Mitglieder der Geschäftsleitung in den USA Arbeitnehmern drohen und sie einschüchtern, weil sie bei CVG eine Gewerkschaft gründen wollen? Wenn DHL-Manager und Vorgesetzte in den USA durch das Land reisen und Lügen über Gewerkschaften verbreiten, wie denkt Dr. Hiesinger über die Auswirkungen, die sie auf die Verpflichtung von DHL zur Achtung der Menschenrechte haben? Sicherlich wären meine deutschen Brüder und Schwestern empört, wenn sie ähnlich behandelt würden.“

Steve Fightmaster

“Hallo,

Ich bin Steven Fightmaster. Meine Frage betrifft Tagesordnungspunkt 3. Ich habe mehr als zwei Jahre bei DHL-CVG in Cincinnati gearbeitet. Während dieser Zeit organisierten sich meine Kolleginnen und Kollegen und ich, um Teamsters zu werden. Während unserer Kampagne für den Beitritt zur Gewerkschaft waren wir mit Schikanen, unfairer Behandlung, unsicheren Arbeitsbedingungen und einem völligen Mangel an Respekt seitens der DHL-Führung konfrontiert. Sind dem Vorstand diese Handlungen bekannt?

Als Arbeiter, der versuchte, eine Gewerkschaft zu gründen, wurde ich fast jede Nacht schikaniert und eingeschüchtert. DHL hat einen Sicherheitsdienst damit beauftragt, mir innerhalb und außerhalb des Firmengeländes zu folgen. DHL drohte mit der Einschaltung der Polizei und versuchte, mir meinen SIDA-Ausweis wegzunehmen, was mich meinen Job gekostet hätte. Ich war nicht der Einzige, der während unserer Organisierungskampagne solch inakzeptabler Behandlung ausgesetzt war. Viele meiner ehemaligen Kolleginnen und Kollegen erleben weiterhin die gleiche Einschüchterung, selbst nach Vorstandsbeschlüssen und Einigungen.

Ist dem Vorstand bekannt, dass die US-Regierung DHL im Januar 2024 angewiesen hat, Fälle von illegalem gewerkschaftsfeindlichem Verhalten am Cincinnati Air Hub zu beseitigen? Diese Anordnung beinhaltete die Aufhebung rechtswidriger Disziplinarmaßnahmen gegen Arbeitnehmer, der illegalen Überwachung von Gewerkschaftsanhängern und die Beendigung der Einschüchterung von Arbeitnehmern. Die Einigung sah vor, dass DHL die Arbeitnehmer in Cincinnati, die wegen der Ausübung ihres Rechts auf Vereinigungsfreiheit zu Unrecht gekündigt wurden, wieder einstellen und ihnen Lohnnachzahlungen leisten muss. Wie steht der Vorstand zu dieser Einigung? Würden unsere deutschen Brüder und Schwestern solche Verletzungen ihrer Rechte am Arbeitsplatz tolerieren?“

Ron Seamans Jr.

„Schönen Nachmittag,

Ich bin Ron Seamans, Jr. Ich bin ein Gewerkschaftsvertreter für die Teamsters Local 986 in Südkalifornien. Seit Jahren vertrete ich mit Stolz die hart arbeitenden DHL-Mitarbeiter in unserem Zuständigkeitsbereich und stehe ihnen in allen Angelegenheiten zur Seite. Meine Frage betrifft Tagesordnungspunkt 3.

Ich möchte den Vorstand fragen, wie er die gewerkschaftsfeindlichen Taktiken von DHL überwacht, insbesondere das Verhalten der Geschäftsführung in den USA.

Nach dem Streik bei Local 100 hat das nordamerikanische Führungsteam von DHL einen Weg der Einschüchterung, von Drohungen und Respektlosigkeit gewählt. Der nationale Vertrag in den USA zwischen DHL und der Teamsters-Gewerkschaft enthält eine seit Langem bestehende Vereinbarung über friedliche Arbeitsbeziehungen zwischen Geschäftsführung und Arbeitern. Die Vereinbarung sieht „Neutralität und Nichtverunglimpfung bei allen Organisierungskampagnen“ vor. Ist dem Vorstand bekannt, dass die Geschäftsleitung von DHL in den USA die Vereinbarung zur friedlichen Beziehung zwischen Geschäftsführung und Arbeitern durch persönliche Angriffe gegen die Teamsters aufgegeben hat? Ist dem Vorstand bekannt, dass die Geschäftsführung von DHL Arbeitnehmer, die ihre Gewerkschaft gründen wollen, einschüchtert, unter Druck setzt und ihre Rechte verletzt? Welche Auswirkungen wird diese Missachtung der Arbeitnehmerrechte nach Ansicht des Vorstands auf das Unternehmen und seine Beziehung zu den Teamsters haben?

Das Verhalten hochrangiger DHL-Führungskräfte in den USA hat eine einst harmonische Beziehung beschädigt. Insbesondere das Verhalten von Laurice Bancroft, Senior Vice President of U.S. Network Operations bei DHL, war inakzeptabel. Die Taktiken von Herrn Bancroft, insbesondere seine obligatorischen gewerkschaftsfeindlichen Versammlungen, haben sich negativ auf unsere Mitglieder und die Zusammenarbeit zwischen unseren Organisationen ausgewirkt.“

Juan Campos

“Hallo,

Ich bin Juan Campos. Ich bin hauptverantwortlicher Vertreter (Principal Officer) der Teamsters Local 705 in Chicago und internationaler Vice President At-Large der Teamsters-Gewerkschaft. Meine Frage betrifft Punkt 3 der Tagesordnung. Ich möchte heute mit Ihnen über das Verhalten von Laurice Bancroft, Senior Vice President of U.S. Network Operations bei DHL, sprechen und darüber, wie wir gemeinsam die Beziehung zwischen DHL und den Teamsters reparieren können. Ich möchte auch CEO Dr. Tobias Meyer ersuchen, persönlich einzugreifen, um die Situation zu bereinigen.

Letztes Jahr ist Herr Bancroft einfach aus den Vertragsverhandlungen mit der Teamsters Local 100 am Cincinnati Air Hub ausgestiegen. Ist dem Vorstand bekannt, dass Herr Bancroft den Verhandlungstisch verlassen hat, aber nicht die Gewerkschaft? Ist dem Vorstand bekannt, dass seine Weigerung zu verhandeln der Auslöser für einen Streik während der arbeitsintensiven Feiertage war?

Der Tarifvertrag von Local 705 mit DHL läuft nächstes Jahr aus. Während der Zwangsversammlungen mit meinen Mitgliedern erinnerte Herr Bancroft sie daran, dass er bald in Verhandlungen mit unserer örtlichen Gewerkschaft stehen würde, und stellte persönlich meine Führungskompetenz in Frage. Die unverantwortliche Rhetorik von Herrn Bancroft gefährdet produktive Vertragsverhandlungen. Bei Bedarf sind wir bereit, diesen Umstand den DHL-Kunden direkt mitzuteilen. Beabsichtigt der Vorstand, diese Verhandlungen zu überwachen? Ich verpflichte mich, in gutem Glauben mit DHL zu verhandeln. Der Streik in Cincinnati im letzten Jahr kostete DHL innerhalb von 12 Tagen schätzungsweise 6 Millionen US-Dollar oder etwa eine halbe Million pro Tag. Ein weiterer, durch die Arroganz von Herrn Bancroft verursachter Streik wird weder den Arbeitnehmern noch den Kunden oder der Bilanz dieses Unternehmens zum Vorteil gereichen.

Im Februar schrieb Teamsters General President Sean M. O’Brien persönlich an CEO Dr. Tobias Meyer und forderte zu einem Treffen auf, um die Arbeitspraktiken von DHL in den USA zu besprechen. Es ist enttäuschend, dass der CEO das Ersuchen abgelehnt und stattdessen den General President von Teamsters gebeten hat, sich mit den Herrn Meyer unterstellten Mitarbeitern bei DHL in Amerika zu treffen.

Wird Herr Meyer einem Treffen mit dem General President der Teamsters zustimmen, um zu besprechen, wie wir die arbeitsrechtlichen Herausforderungen in den USA meistern können, die von DHL-Führungskräften, darunter Herrn Bancroft, verursacht wurden? General President O’Brien ist bereit, sich in Deutschland oder in den USA zu treffen, und er weiß, dass er Faktor Zeit dabei eine entscheidende Rolle spielt. War dem Vorstand das Ersuchen der Teamsters um ein Treffen bekannt, bevor Dr. Meyer die Einladung ablehnte?“

James Perrault

„Hallo,

Ich bin James Perrault. Ich arbeite bei DHL-CVG in Cincinnati und bin stolzes Mitglied der Teamsters Local 100. Meine Frage betrifft Tagesordnungspunkt 4. Ich möchte dem Personalausschuss von DHL ein paar Fragen stellen und über Vorfälle sprechen, die ich bei meiner Arbeit bei DHL in den USA erlebt habe.

Ich möchte damit beginnen, über die gewerkschaftsfeindlichen Taktiken zu sprechen, die DHL während unserer Organisierungskampagne anwendete. DHL behauptet, ein „Arbeitgeber erster Wahl“ zu sein, doch die Handlungen des Unternehmens spiegeln dies nicht wider. Während unserer Organisierungskampagne wurde ich Zeuge, wie das Führungsteam einen gewerkschaftsfeindlichen Kreuzzug der Belästigung, Einschüchterung und Desinformation startete. Nachdem wir unsere Gewerkschaft gewonnen hatten, weigerte sich DHL, einen fairen Tarifvertrag auszuhandeln. Tatsächlich hat DHL während der arbeitsintensiven Feiertage die Verhandlungen eingestellt und uns damit zum Streik gezwungen.

Der Streik in Cincinnati/Louisville hätte vermieden werden können, wenn sich das US-Führungsteam von DHL unvoreingenommen zu Verhandlungen mit den Teamstern verpflichtet hätte. Der Personalausschuss von DHL überwacht den Stand der Tarifverhandlungen. Im Jahr 2023 tagte dieser Ausschuss viermal.

Ich frage den Ausschussvorsitzenden: Wie oft hat der Ausschuss den Stand der Verhandlungen am nordamerikanischen DHL-Hub bei CVG überprüft? Welche leitenden Angestellten haben über CVG berichtet? Welche unabhängigen Quellen hat der Ausschuss bei seinen Überprüfungen von CVG herangezogen, beispielsweise Zeitungsberichte oder Gerichtsdokumente? Welche Maßnahmen hat der Personalausschuss abschließend ergriffen, um sicherzustellen, dass das Verhalten von DHL vor Ort bei CVG dem US-Arbeitsrecht und den unternehmenseigenen Richtlinien zu Arbeitnehmerrechten entspricht?“

Bethany Robertson

„Hallo,

ich bin Bethany Robertson. Ich arbeite am DHL-Air Hub in Cincinnati und bin stolzes Mitglied der Teamsters Local 100. Meine Frage betrifft Punkt 7 der Tagesordnung. Ich möchte heute mit Ihnen über die Mitarbeiterbefragung, auch bekannt als EOS, sprechen, die die Grundlage für den KPI „Mitarbeiterengagement“ bildete, der zur Berechnung von Boni in Höhe von mehreren Millionen Euro für leitende Angestellte verwendet wurde.

Letztes Jahr wurden meine Kolleginnen und Kollegen täglich von einem anderen Mitarbeiter belästigt und attackiert. Die Geschäftsführung und die Personalabteilung wurden auf dieses Problem aufmerksam gemacht, und obwohl das gleiche Problem auch nach drei Monaten weiterhin bestand, wurde dennoch nichts dagegen unternommen. Schließlich wurde ich in eine andere Abteilung versetzt. Ich glaube, ich wurde versetzt, weil DHL befürchtete, meine Kolleginnen und Kollegen hätten das Gefühl, sie könnten dieses anhaltende, inakzeptable Problem direkt und vertraulich mit mir besprechen.

Nach meiner Versetzung wurde ich einem neuen Vorgesetzten unterstellt und von einem CVG-Direktor gefragt, wie ich beim EOS abschneiden würde. Ich teilte ihm mit, dass meine EOS-Bewertung die Belästigungen und Übergriffe widerspiegeln würde, denen meine Kolleginnen und Kollegen ausgesetzt waren. Erst nachdem ich meinen Vorgesetzten mitgeteilt hatte, dass ich beim EOS schlecht abschneiden würde, wurden Maßnahmen ergriffen, um diese Belästigungen und Attacken zu stoppen.

Die Geschäftsführung von DHL sollte als Reaktion auf Belästigungen und Attacken nicht nur dann korrigierende Maßnahmen ergreifen, wenn das Unternehmen den Eindruck hat, es würden dadurch die EOS-Werte beeinträchtigt. Ich ersuche den Vorstand, den Investoren eine Kopie der Meinungsumfrage unter Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen, die die Grundlage für den KPI zum Mitarbeiterengagement bildete, der im Jahresbonus für leitende Angestellte verwendet wird. Worum geht es im Einzelnen beim Mitarbeiterengagement-Score und bei der Beteiligungsquote nach Standort, Beruf, Geschlecht, Rasse, ethnischer Zugehörigkeit und Gewerkschaftsvertretung?

Das Meinungsforschungsinstitut Gallup warnte kürzlich, dass nicht alle Mitarbeiterbefragungen gleichermaßen anspruchsvoll, aufschlussreich und umsetzbar seien. Ich glaube, dass dies bei der EOS-Umfrage von DHL der Fall ist. `

Laut Gallup „ist es leicht, Organisationen mit schwerwiegenden Kulturproblemen, einem schlechten Ruf bei der Kundenerfahrung oder einem schlechten Geschäftsergebnis zu finden, die sagen, dass 80 % der Mitarbeiter ‚engagiert‘ sind.“ Gallup riet Unternehmen dazu, „transparent“ zu sein und die KPI-Umfrage sowie die gesamte Bandbreite der Antworten auf der gesamten Skala zu veröffentlichen.

DHL behauptet, dass EOS-Ergebnisse anonym sind und nicht von der Geschäftsführung beeinflusst werden, aber das ist nicht meine Erfahrung in Cincinnati. Unser Führungsteam drängt uns immer dazu, positive EOS-Bewertungen abzugeben, und mehrere meiner Kolleginnen und Kollegen wurden von der Geschäftsführung direkt gefragt, warum sie schlecht abgeschnitten haben. Es ist verblüffend, dass die Geschäftsführung heute auf der Grundlage eindeutig manipulierter Umfragen für das Recruiting, die Verwaltung und Entwicklung des Humankapitals des Unternehmens belohnt wird. Die Art und Weise, wie DHL meine Kolleginnen und Kollegen und mich in Cincinnati behandelt hat, steht in krassem Widerspruch zum Ziel von DHL, „Arbeitgeber erster Wahl“ zu sein – und unsere EOS-Bewertungen spiegeln diese Behauptung nicht wider.“

Freddie Torres

„Hallo,

Ich bin Freddie Torres. Ich arbeite seit 7 Jahren bei DHL und bin stolzes Mitglied von Teamsters Local 107 in Philadelphia. Meine Frage bezieht sich auf Tagesordnungspunkt 3 und den Nachhaltigkeitsbericht von DHL. Ich bin der festen Überzeugung, dass Arbeitnehmer das Recht haben, sich gemeinsam zu organisieren und mit ihren Arbeitgebern zu verhandeln. Ab 2022 begann ich, Arbeitern am nordamerikanischen DHL-Hub am Global Air Hub in Cincinnati bei der Gründung ihrer Gewerkschaft zu helfen. Während meines Aufenthalts in Cincinnati/Louisville wurde ich Zeuge von alarmierendem gewerkschaftsfeindlichem Verhalten der DHL-Geschäftsführung. Unter anderem wurden Arbeiter in Cincinnati außerhalb der Arbeit von Vorgesetzten verfolgt und bedroht, weil sie mit mir gesprochen hatten. Während der Organisierungskampagne in Cincinnati/Louisville bemerkte ich landesweit einen dramatischen Wandel in der Haltung von DHL gegenüber meiner Gewerkschaft. Aufgrund der Handlungen des US-Führungsteams von DHL glaube ich nicht mehr, dass sich dieses Unternehmen der Vereinigungsfreiheit und den Tarifverhandlungen verpflichtet fühlt.

Im Nachhaltigkeitsbericht von DHL bekennt sich das Unternehmen zur Vereinigungsfreiheit und zu Tarifverhandlungen. Welche Prozesse und Berichte sind vorhanden, um sicherzustellen, dass DHL dieser Verpflichtung nachkommt? Hat der Vorstand seine eigene unabhängige Untersuchung der weit verbreiteten Verstöße gegen diese Verpflichtung am nordamerikanischen DHL-Hub durchgeführt? Ist sich der Vorstand darüber im Klaren, dass an den US-Standorten von DHL „Zwangsversammlungen“ stattfinden und andere Formen gewerkschaftsfeindlicher Handlungen wie illegale Kündigungen, Überwachungstaktiken und Einschüchterung von Arbeitnehmern zum Einsatz kommen? Ist der Vorstand der Ansicht, dass diese Praktiken mit der erklärten Unternehmenspolitik von DHL im Einklang stehen? Als stolzes Gewerkschaftsmitglied hoffe ich sehr, dass meine DHL-Brüder und -Schwestern in Deutschland nicht auf die gleiche Weise behandelt werden.“

Michael Morency

„Schönen Nachmittag,

Ich bin Michael Morency. Ich arbeite bei der Paketabfertigung am Global Air Hub von DHL in Cincinnati und bereite mich derzeit darauf vor, Teamster zu werden. Meine Frage bezieht sich auf Tagesordnungspunkt 3. Ist sich der Vorstand der beschämenden Arbeitsbedingungen und schlechten Sicherheitsstandards am nordamerikanischen DHL-Hub bewusst?

Als Reaktion auf unsere Organisationskampagne in Cincinnati/Louisville hat das lokale Führungsteam von DHL eine Kultur der Angst, Einschüchterung und ständigen Respektlosigkeit etabliert. Einige Arbeitnehmer haben keine garantierten Pausen, erhalten keine Benachrichtigung über Planänderungen und sind verpflichtet, stundenlang äußerst anstrengende Arbeit ohne Pause zu leisten. Berichten zufolge haben einige Arbeiter in Cincinnati beim Sortieren von Paketen Windeln getragen.

Darüber hinaus mangelt es in Cincinnati an Sicherheitsbedingungen. Während des Streiks wurde ich unfreiwillig zum Streikbrecher gemacht. Nach nur einem einstündigen Schulungsseminar, das normalerweise eine wochenlange Schulung erfordert, musste ich ohne entsprechende praktische Einschulung eine gefährliche Arbeitsstelle auf einer Rampe übernehmen. Dies hätte zu einer Verletzung führen können und aufgrund dieser Situation erlitt ich eine psychische Krise. Ich leide an einer Autismus-Spektrum-Störung und musste per Begleitperson zu meinem gewohnten Arbeitsplatz zurückgebracht werden, da ich eine bevorstehende Panikattacke verspürte, während ich gezwungen war, Fracht zu bewegen. Erst vor wenigen Wochen wurde ein Arbeiter durch einen Sturz von einer Leiter schwer verletzt und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden, nachdem er sich eine Platzwunde am Kopf zugezogen hatte. Vorfälle wie diese und die mangelnde Reaktion der DHL-Führung haben mich letztendlich zum Befürworter der Gewerkschaft gemacht.

Ist sich der Vorstand der beschämenden und gefährlichen Arbeitsbedingungen in Cincinnati/Louisville bewusst? Ist sich der Vorstand den Verletzungen grundlegender Menschenrechte durch DHL bewusst? Müssen Arbeiter in Leipzig äußerst anstrengende Arbeitsstunden ohne Pausen ertragen? Ich hoffe sehr, dass dies nicht der Fall ist! Brauchen Arbeiter in Leipzig eine Erlaubnis, um die Toilette aufzusuchen? Ich hoffe nicht! Tragen unsere deutschen Brüder und Schwestern beim Sortieren von Paketen Windeln, weil DHL ihnen den Toilettengang nicht gestattet? Auch hier hoffe ich, dass das nicht der Fall ist. Glaubt der Vorstand, dass der durchschnittliche deutsche Kunde oder Aktionär diese Misshandlung von Arbeitnehmern in den USA dulden würde?“

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