Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat,
Ich bin Liva Schäfer und spreche für den Dachverband der Kritischen Aktionär*innen. Ich nehme Bezug auf unsere Gegenanträge, die ich hiermit auch formal stelle.
Wie schon für das Geschäftsjahr 2022 legen Sie im aktuellen Geschäftsbericht nicht genügend transparent und spezifisch dar, inwiefern Sie Ihre konzerneigenen Klimaziele erreichen wollen – von der Reduzierung der Scope 1- bis Scope 3-Emissionen.
Zwar konnten Sie die logistikbezogenen Treibhausgasemissionen 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 9,1 Prozent senken. Sie merken dazu jedoch selbst an: „Der Rückgang der THG-Emissionen ist vor allem durch die rückläufige Entwicklung der Sendungsvolumina beeinflusst“.
Im Vergleich zu 2019 haben sich diese Emissionen sogar erhöht. Und im Rahmen der Scope 3-Emissionen haben die CO2-Emissionen Ihrer Geschäftsreisen um 14 Prozent zugenommen.
Die durch Ihre Geschäftstätigkeit verursachten THG-Emissionen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wollen Sie lediglich „verringern, um die Auswirkungen [Ihrer] Geschäftstätigkeit auf das globale Klima zu mindern“.
Angesichts der Tatsache, dass Ihr Unternehmen mit 40,23 Millionen THG-Emissionen insgesamt fast so viele THGs wie die gesamte deutsche Landwirtschaft im Jahr 2022 und rund 27 Prozent der gesamten CO2e-Emissionen des Autoverkehrs emittiert, sollten umfassendere und verbindlichere CO2e-Reduktionsziele ausgearbeitet werden.
Sie setzen weiter auf Wachstum, was Ihre Klimaschutzambitionen noch weniger glaubwürdiger macht – auch unter Ihrer Leitung, Herr Meyer.
Um Ihre Klimaschutzziele zu erreichen, setzen Sie auf nachhaltige Treibstoffe. Dabei gehen Sie davon aus, dass diese für den Transport für Luft- und Seefracht in Zukunft ausreichend verfügbar sein werden und neben der Elektrifizierung Ihrer Fahrzeugflotte die Lösung für Ihre Klimaneutralität sein werden.
Kann es jedoch sein, dass Sie nicht genügend finanzielle Mittel in die Entwicklung und Produktion nachhaltiger Kraftstoffe stecken – insbesondere vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Emissionen, die im Jahr 2023 durch den Lufttransport Ihres Unternehmens angefallen sind, sogar um 0,9 Prozent gestiegen sind?
Nach einer Warnung des Europäischen Verbraucherverbands haben die Europäische Kommission und die EU-Verbraucherschutzbehörden in einem Schreiben an 20 Fluggesellschaften vergangenen Monat verschiedene Arten potenziell irreführender umweltfreundlicher Angaben aufgezeigten. U.a. die Verwendung des Begriffs „nachhaltige (Flug-)Kraftstoffe“, ohne dabei jedoch die Umweltauswirkungen solcher Kraftstoffe ausreichend zu berücksichtigen.
Als Flugzeugflotten-Betreiberin nutzen auch Sie den Begriff nachhaltige Kraftstoffe und stellen diese als eine klimaneutrale Lösung dar. Werden Sie in Zukunft die Auswirkungen von nachhaltigen Treibstoffen auf Umwelt und Mensch vermehrt berücksichtigen und in Ihre Klimaschutz-Kalkulation mit aufnehmen?
Angesichts der Tatsache, dass Sie nicht planen, die aus der Verbrennung von Biomasse (zur Herstellung von Biokraftstoff) entstandenen Emissionen mit in Ihre CO2e-Bilanz mit aufzunehmen, stellt sich diese Frage ein weiteres Mal.
Nur durch einen Einbezug dieser kann jedoch das netto null Ziel bis 2050 erreicht werden. Warum halten Sie dies nicht für notwendig?
Außerdem: Weiterhin berücksichtigen Sie die Interessen von Bürger*innen, die in jeglicher Hinsicht unter dem Ausbau Ihrer Frachtflugkapazitäten leiden, ungenügend.
In Anbetracht der Tatsache, dass die DHL mehr als 69 Prozent ihrer gesamten logistikbezogenen Treibhausgasemissionen in Höhe von 33 Millionen Tonnen pro Jahr mit ihrer Luftfrachtflotte verursacht, stelle ich im Namen der Anti-Fluglärm-Bürger-Initiativen folgende Fragen an Sie:
Wie will DHL angesichts nicht vorhandener und nicht absehbarer Wasserstoffflugzeuge ihre Klimaziele in diesem entscheidenden Bereich erreichen?
DHL will den Frachtflughafen Leipzig-Halle weiter ausbauen lassen, um die Umschlagsleistung dort bis 2032 annähernd verdoppeln zu können.
Wie verträgt sich dieses Mehr an Luftfrachtverkehr mit dem Ziel, den Beitrag von DHL zum Klimawandel bis 2030 deutlich senken zu können und wäre es nicht im Sinne dieses Zieles sinnvoller, auf diesen Ausbau zu verzichten?
Für den Autoverkehr und die Binnenschifffahrt wird schwefelreduziertes Benzin seit langem eingesetzt. Ab wann plant DHL an den deutschen Standorten, beginnend mit Leipzig-Halle nur noch schwefelreduziertes Kerosin einzusetzen?
Apropos gesellschaftliche Verantwortung. Flieger verursachen einen immensen Lärm. Insbesondere diejenigen, die in der Nähe des Nachtflughafens Leipzig-Halle wohnen. Anstatt die Abflüge herunterzufahren, wollen Sie sie ausbauen.
Leipzig-Halle ist ein Nachtflughafen. Im 2-4 Minuten-Takt starten und landen dort jede Nacht die schwersten, lautesten und mitunter ältesten Frachtflieger. Circa 60.000 Menschen im unmittelbaren Einzugsbereich werden dort jede Nacht in ihrem Schlaf gestört. Wie verträgt sich…
- diese Beeinträchtigung der Gesundheit der Anwohnenden mit dem Anspruch von DHL auf ein „nachhaltiges Handeln für Gesellschaft und Umwelt“ und
- wann gedenkt DHL, auf den Nachtflugbetrieb in Leipzig verzichten zu können?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.