Desaster für die DWS

Viele Anteilseigner haben kein Vertrauen in den Vorstand und den Aufsichtsrat

„Goldener Handschlag“: Scheidender CEO Asoka Wöhrmann (links) und Aufsichtsratsvorsitzender Karl von Rohr

Die Hauptversammlung der DWS Group zeigte, dass die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank mit einem massiven Vertrauensverlust ihrer Aktionärinnen und Aktionäre konfrontiert ist.

„Die DWS verkennt die zunehmende Bedeutung authentischer, strenger und konsequent angewandter ESG-Kriterien, nach denen immer mehr Banken, Vermögensverwalter und institutionelle Investoren Anlageprodukte bewerten“, resümierte Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionär*innen.

Der Vertrauensschwund in das DWS-Management spiegelte sich auch im Abstimmungsergebnis der Hauptversammlung am 9. Juni 2022 wieder: Beim Tagesordnungpunkt 3 (Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafterin) stimmten zwar 82,38% der Aktionärinnen und Aktionäre mit „Ja“, aber 17,62% gewährten dem Vorstand – und damit dem scheidenden CEO Asoka Wöhrmann – keine Entlastung. Das Misstrauensvotum für den Aufsichtsrat (TOP 4) und damit auch für den Vorsitzenden Karl von Rohr fällt noch etwas deutlicher aus: 81,82% Ja- und 18,18% Nein-Stimmen.

Die DB Beteiligungs-Holding GmbH (also de facto die Deutsche Bank) hält 79,49% der Anteile an der DWS. Nach eigenen Angaben war sie bei den Tagesordnungspunkten 3 und 4 nicht stimmberechtig und hat sich enthalten. Zweitgrößter Anteilseigner ist die Nippon Life Insurance mit 5,0%.

USA: Ermittlungen der Börsenaufsicht und Proteste der Gewerkschaft gegen DWS

Mitgliedern der US-Dienstleistungsgewerkschaft Service Employees International Union (SEIU) überreichten vor den Büros der DWS und der Deutschen Bank rosa Protestnoten (Fotos: 32BJ SEIU)

In den USA ermitteln seit Monaten das Justizministerium und die Börsenaufsicht SEC wegen Greenwashing-Vorwürfen gegen die DWS. Der Vermögensverwalter der Deutschen Bank hat auch die US-Gewerkschaft Service Employees International Union (SEIU) gegen sich aufgebracht. Am 8. protestierte in der SEIU organisiertes Reinigungspersonal wegen Verletzung von Arbeitnehmerrechten vor Büros der DWS und der Deutschen Bank in New York City und in Florida. Der Dachverband hatte in seinen Gegenanträgen der DWS unter anderem vorgeworfen, dass sie nichts gegen die Verletzung der „Richtlinie für verantwortungsbewußte Auftragnehmer“ unternommen habe. In der Hauptversammlung wies ein Vorstandsmitglied den Vorwurf zurück: „Die von den Fondsgesellschaften beauftragten Auftragnehmer in Südflorida haben der DWS bescheinigt, dass sie die Definition eines verantwortungsbewussten Auftragnehmers im Sinne dr Richtlinie erfüllen.“ Die DWS sehe „keinen Anlass, an dieser Bestätigung zu zweifeln“.

Das Medienecho:
tagesschau.de, 09.06.2022: Suche nach Fehlern und Verantwortlichen
Deutschlandfunk, 09.06.2022: Greenwashing? – Hauptversammlung der DWS
Süddeutsche Zeitung, 09.06.2022: DWS-Chefs kassieren Klatsche auf der Hauptversammlung
Finanzbusiness, 08.06.2022: Kritische Aktionäre machen Front gegen die DWS

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