DWS missachtet ihre eigenen Richtlinien

Protest von Mitgliedern der US-Dienstleistungsgewerkschaft Service Employees International Union (Screenshot aus Video von SEIU)
  • US-Gewerkschaft protestiert gegen die Verletzung von Arbeitnehmerrechten durch Auftragsunternehmen von DWS
  • Reinigungskräfte wollen heute in DWS-Büros in den USA Forderungen überreichen
  • DWS-Aktionärsversammlung am 9. Juni soll Vorgehen des Managements nicht billigen

New York City/Frankfurt am Main – Die US-Gewerkschaft Service Employees International Union (SEIU) wirft der Deutsche Bank-Tochter DWS vor, ihre eigenen Unternehmensrichtlinien zu missachten, die vorsehen, dass sie marktübliche Löhne und Sozialleistungen, sichere Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von Arbeitsgesetzen durch ihre Auftragsunternehmen unterstützt. Einen Tag vor der Hauptversammlung der DWS werden die gewerkschaftlich organisierten Reinigungskräfte die Aktionärinnen und Aktionäre auffordern, den Aufsichtsrat des Unternehmens nicht zu entlasten. Die Gewerkschaft kündigte außerdem an, sie werde in den DWS-Büros in New York City und Miami eine Petition überreichen. 

Helene O’Brien, eine Sprecherin der Gewerkschaft, sagte, die DWS sei letztlich dafür verantwortlich, dass sie weiterhin ein gewerkschaftsfeindliches Reinigungsunternehmen beschäftigt, das die Rechte seiner Mitarbeiter missachtet. Ein entsprechender Gegenantrag der Reinigungskräfte wurde einige Tage vor einer Razzia der Bundespolizei in der Zentrale der DWS Group in Frankfurt, Deutschland, eingereicht. Die Razzia fand im Rahmen einer Untersuchung statt, bei der es um den Vorwurf ging, das Unternehmen habe hinsichtlich Umwelt, Soziales und guter Unternehmensführung (environmental, social and governance, kurz: ESG) Greenwashing betrieben.

Die Gewerkschaft kündigte an, dass die Reinigungskräfte in den DWS-Büros in New York City und Miami eine Petition überreichen würden. „Dies verleiht unserer Forderung Nachdruck, dass das Unternehmen seine eigenen Policies in Bezug auf Arbeitsstandards in Gewerbeimmobilien in Südflorida einhalten muss“, sagte SEIU-Sprecherin Helene O’Brien.

Der Reinigungsdienstleister der DWS Group in mehreren ihrer Luxus-Bürogebäude in Südflorida ist Coastal Building Maintenance („CBM“). CBM hat Reinigungskräften, die sich gewerkschaftlich betätigt haben, bedroht und eingeschüchtert, sie nicht mit persönlicher Schutzausrüstung und Reinigungsmitteln versorgt, sie während eines Streiks überwacht und von Reinigungskräften in einem Bürogebäude in Miami-Dade verlangt, außerhalb der Arbeitszeit zu arbeiten.

Maria, eine CBM-Reinigungskraft, sagte: „Ich arbeite hart, um eine gründliche Reinigung durchzuführen, und bin eine fleißige Mitarbeiterin. Das Unternehmen hat mir jedoch nicht die Mittel an die Hand gegeben, um die Toiletten gründlich zu reinigen, und hat keine Bedingungen geschaffen, die es mir ermöglichen, meine Arbeit sicher auszuführen. Es gibt nicht genügend Material, und ich muss mich hetzen, um meine mir zugewiesenen Aufgaben zu erfüllen. Hinzu kommt, dass sich Vorgesetzte gegenüber uns Reinigungskräften respektlos verhalten. Wenn ich mich über die mangelnde Sicherheit bei der Arbeit beschwert habe, wurde mir gesagt, dass ich jederzeit kündigen kann.”

Die DWS-Gruppe unterhält eine Richtlinie für verantwortungsbewusste Auftragnehmer (Responsible Contractor Policy – RCP), die besagt, dass sie marktübliche Löhne und Sozialleistungen, sichere Arbeitsbedingungen und die Einhaltung des Arbeitsrechts unterstützt. Trotz dieser Richtlinie hat die DWS Group die Hinweise der Gewerkschaftsvertretung SEIU Local 32BJ ignoriert, dass das Unternehmen möglicherweise gegen seine eigenen Vorgaben verstößt.

Die gewerkschaftlich organisierten Reinigungskräfte haben die Frage aufgeworfen, ob sich die Investoren der DWS Group möglicher Unstimmigkeiten zwischen den Auftragsvergabestandards des Unternehmens in Südflorida und seiner offiziellen Policy für verantwortungsbewusste Auftragnehmer bewusst sind oder nicht.

In Miami haben kürzlich fast 1.000 Reinigungskräfte eine Gewerkschaft gebildet und einen Tarifvertrag für Luxusbürogebäude in Südflorida abgeschlossen. Auftragnehmer, die die Mehrheit des Marktes repräsentieren, haben den Tarifvertrag unterzeichnet, aber die DWS Group hat sich für einen Auftragnehmer entschieden, der den Standard, den die Mehrheit anerkennt, ablehnt.

Esperanza, ehemalige Reinigungskraft in einem Bürogebäude der DWS Group, das mit CBM zusammenarbeitet, berichtete: „In der Silvesternacht war ich wegen Corona im Krankenhaus. Da ich kein Einkommen hatte, ging ich wieder zur Arbeit, obwohl ich mich nicht ganz gesund fühlte. Wir brauchen gute Löhne und müssen geschützt werden.”

Die Reinigungskräfte sind Mitglieder von Local 32BJ, dem Zweig der Service Employees International Union, der größten Gewerkschaft für Immobilienarbeiter in den Vereinigten Staaten. Die Reinigungskräfte organisieren sich seit 2019 im Rahmen der „Justice for Janitors Campaign“ in Südflorida. Die Kampagne setzt sich seit Jahrzehnten für höhere Löhne und Sozialleistungen für Hunderttausende von Reinigungskräften in den Vereinigten Staaten ein.


Heute, 18.30 Uhr (12.30 Uhr Ortszeit in New York) Protest und Übergabe von Petition in DWS-Büros in den USA

Mitglieder der Gewerkschaft SEIU 32BJ werden an drei Orten in den Büros der Deutschen Bank und der DWS Group in New York City und Miami eine Petition mit Forderungen überreichen, darunter auch am nordamerikanischen Hauptsitz der Deutschen Bank in New York City. Auf Anfrage kann SEIU 32BJ Filmaufnahmen der gewerkschaftlichen Delegationen zur Verfügung stellen.

  • Deutsche Bank Büro Miami – 600 Brickell Ave, Miami FL,
  • Deutsche Bank NYC Büro – 1 Columbus Circle, New York, 10019
  • DWS Group NYC Büro – 875 3rd Avenue, 26. Stock, New York, 10022


Interviews:
SEIU Florida Direktorin Helene O’Brien
Derzeitige und ehemalige CBM-Mitarbeiter*innen


Video mit Rede der Hausmeisterin Esperanza (SEIU):
https://wetransfer.com/downloads/de58a05a13129246964a7024f2be957720220607163259/99d902

Pressekontakt:
Ana Tinsley, SEIU Local 32BJ Communications, atinsley@seiu32bj.org, +1 646-331-4765SEIU Local 32BJ

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