Ich begrüße Sie, sehr geehrter Vorstand, sehr geehrter Aufsichtsrat und auch Sie, sehr geehrte Aktionär*innen von e on,
ich spreche heute hier in Namen des Dachverbands der Kritische Aktionärinnen und Aktionäre.,
Ich bin gekommen und Ihnen an alle die zu erinnern, die ihr Land, ihr Wasser, ihre Kinder, ihre Kultur und ihre Identität durch den Steinkohleabbau in Kolumbien verloren haben. Aber auch an alle,die ihr Leben auf dieser Erde verloren haben, um Ihren Energiehunger und Ihre Profitgier zu stillen!
Denn: Das Unternehmen El Cerrejon von BHP Billington, Anglo American und Glencore in der Region La Guajira, sowie Drummod und Prodeco in der Region Cesar zusammen mit dem kolumbianischen Staat, aber auch mit jedem, der Kohle aus diesen Gebieten bezogen hat, fördert nicht nur die Umweltzerstörung und den Klimawandel, sondern auch die Verletzung der Rechte zahlreicher Menschen.
Die Bergbauunternehmen Drummond und Prodeco begannen ihre Unternehmungen in den 1990er Jahren in Cesar, Kolumbien – mitten in einem Kriegsgebiet. Dadurch haben sie Paramilitärs angezogen, die allein in der Minenregion mehr als 55.000 Menschen vertrieben und über 3.100 Menschen ermordet haben. Im Jahr 2013 wurden mehrere Männer mit Beziehungen zum Paramilitär wegen des Mordes an Drummond- Gewerkschaftern im Jahr 2002 in Kolumbien verurteilt. In dem Prozess belasteten sie Drummond-Führungskräfte schwer.
Die Mine el Cerrejón, in La Guajira, aus der E.on auch wie in Cesar Steinkohle jahrelang gekauft hat, hat seit Beginn der Kohleförderung in den 1970er Jahren 35 Gemeinden enteignet, zum Teil gewaltsam geräumt, wie zum Beispiel die Gemeinden Tabaco und Roche, und bis heute nicht angemessen entschädigt.
Die Guajira ist eine Halbwüste. Durch den Kohleabbau in diesem sensiblen Gebiet hat das Volk der Wayúu und Bauerngemeinden, die seit hunderten von Jahren dort leben, zahlreiche ihrer Wasserquellen verloren.
Die Mine El Cerrejón verbrauchte im Jahr 2015 ca. 50 Millionen Liter Wasser am Tag. Aber die Menschen der Umgebung mussten ihre Grundbedürfnisse mit nur 0,7 Liter pro Kopf täglich stillen. Nur zum Vergleich: In Deutschland verbraucht ein Mensch durchschnittlich 123 Liter pro Tag!
(Nach offiziellen Angaben sind in den letzten Jahren allein in La Guajira mindestens 5.000 Kinder und 14.000 Erwachsene an den Folgen von Mangelernährung gestorben. Zahlreiche Arbeiter*innen wie die meisten Menschen aus der Umgebung leiden an Atembeschwerden).
2011 hat E.on sieben Millionen Tonnen Steinkohle aus Kolumbien bezogen. Einer Unternehmensbroschüre aus dem Jahr 2010 zufolge stammen rund drei Millionen Tonnen aus El Cerrejón. Im Jahr 2013 verheizte E.on mehr als sechs Millionen Tonnen kolumbianische Kohle. Das waren sieben Prozent dessen, was das Land damals pro Jahr aus der Erde brachte. Laut Spiegel Online vom Nov. 2017 hat E.on 2015 ebenfalls Kohle aus Kolumbien bezogen.
Nun werden Sie sicher sagen: „Wir beziehen ja keine Steinkohle mehr, das Geschäft hat Uniper übernommen. Nun haben wir sogar unsere Anteile an Uniper verkauft. Wir haben keine Verantwortung mehr.“
Wir jedoch sagen: Sie haben sehr wohl eine Verantwortung. Denn erstens hatten Sie noch im Geschäftsjahr eine Verantwortung als Anteilseigener von Uniper. Und zweitens gilt die menschenrechtliche Sorgfaltspflicht für Unternehmen für die gesamte Lieferkette. Auch wenn Sie in Zukunft keine Kohle mehr direkt beziehen und Strom damit erzeugen: Sie haben die Verantwortung sicherzustellen, dass der Strom in Ihren Netzen nicht unter Verletzung von Menschenrechten und Umweltschutzsstandards erzeugt worden ist. Wie wollen Sie dies in Zukunft sicherstellen?
Bei Uniper verweist man auf die Mitgliedschaft in der sogenannten Bettercoal-Initiative für Umwelt- und Sozialstandards. „Wir sehen positive Signale, dass der Betreiber von Cerrejon auf eine verantwortungsvolle Zusammenarbeit mit Better Coal setzt.“ Zitat Spiegel Online vom 3.11.2017
Aber bis 2018 hat sich wenig geändert. Aktuell plant El Cerrejón auch noch den Fluss „Bruno“ für die Ausweitung der Mine umzuleiten, ohne alle betroffenen Gemeinden angemessen konsultiert zu haben. Nur per Gerichtsbeschluss konnten diese ihre Rechte geltend machen. Auch nachdem das Oberste Verwaltungsgericht die Genehmigung suspendiert hat, hat Cerrejón dennoch die Arbeiten zur Umleitung des Flusses fortgesetzt. Die Menschen, die gegen die Umleitung kämpfen, sind heute stark bedroht, sowie zahlreiche Umwelt- und Menschenrechtsaktivist_innen in ganz Kolumbien. Mehr als 20 wurden 2018 bereits ermordet. Der kolumbianische Staat ist also kein Garant für die Rechte der eigenen Bevölkerung.
Der Plan für die Schließung der Mine El Cerrejon in La Guajira im Jahre 2034 ist mit den Gemeinden nicht abgestimmt.
Die entstandenen Schäden müssen beglichen werden. Dabei müssen die Gemeinden die Vorgaben machen. Denn nur sie wissen am besten, wie ihr Territorium wiederhergestellt werden kann.
Gemeinsam mit 50 deutschen Unternehmen und Verbänden hat E.ON im November 2017 eine Erklärung zum Klimaschutz abgegeben. Darin begrüßen die Unterzeichner das Weltklimaabkommen von Paris als Wendepunkt für die globale Energieerzeugung und fordern die Bundesregierung dazu auf, den Klimaschutz zu einer ihrer zentralen Aufgaben zu machen. E.on Behauptet, mit dieser Teilnahme ein wichtiges Signal für einen ambitionierten Klimaschutz zu setzen.
Auf der E.on Webseite steht weiter: „Steigender Meeresspiegel und sich verschiebende Klimazonen: Schneller als gedacht sind die Folgen des vom Menschen verursachten Klimawandels spürbar. Es ist also höchste Zeit, dass wir gerade als Energieunternehmen diese globale Herausforderung annehmen.“
Ja, Sie haben Recht: E.On trägt einen sehr großen Anteil am Klimawandel und trägt immer noch Verantwortung an der verheerenden Lage der Menschen und Umwelt in Kolumbien.
Ich frage den Vorstand von E.on, aber auch Sie als Aktionärinnen und Aktionäre:
Wie will sich E.on für die Respektierung der Rechte der Betroffenen Menschen in der Cesar und Guajira einsetzen?
Wird E.on die Umleitung der Flüsse Bruno und Ranchería durch El Cerrejón ablehnen?
Angesichts von jahrzehntelangen Menschenrechtsverletzungen in La Guajira durch el Cerrejón, und in Cesar durch Drummond und Prodeco: Warum hat E.on die Situation ignoriert? Sie standen zwar immer in Dialog mit den Unternehmen, aber das änderte kaum die Lage der Menschen und Umwelt vor Ort! Wie sind es all die Jahre, in denen E.on aus der elenden Lage der Bevölkerung aus La Guajira und Cesar profitiert, in der Tat wieder gut zu machen?
Werden Sie in Zukunft als Netzbetreiber Ihre Macht und Ihren Einfluss nutzen, ihre Geschäftspartner, allen voran die Stromerzeuger wie RWE, auf die Einhaltung der Menschenrechte bei Importen von Steinkohle zu verpflichten?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.