Rede von Tilman Massa

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat,

mein Name ist Tilman Massa, ich bin vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

Wir haben einen Gegenantrag eingereicht, weil E.ON aus unserer Sicht nur unzureichend zum Erreichen der nationalen und internationalen Klimaschutzziele wie dem Pariser Klimaschutzabkommen und den UN-Nachhaltigkeitsziele 2030, den SGDs, beiträgt.

Ich möchte hier unseren Gegenantrag näher begründen und Fragen zum Deal mit RWE und zum Thema Nachhaltigkeit und Lieferkettenverantwortung stellen.

Deal mit RWE gefährdet Energiewende und das Klima

Der Vorstand riskiert mit dem Plan, das Geschäftsfeld der erneuerbaren Energien an RWE abzugeben, das Tempo der Energiewende zu verlangsamen. RWE setzt weiterhin vor allem auf die Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern wie Kohle, anstatt den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben. RWE soll auch noch eine Beteiligung an E.ON eingeräumt werden. Wir können nicht erkennen, wie E.ON mit diesem Plan einen wirksamen Beitrag zum Erreichen der nationalen und internationalen Klimaschutzziele leisten möchte.

E.ON wird sich auch weiterhin am klimaschädlichen Geschäft mit der Kohle beteiligen. Mit dem geplanten Deal würde E.ON über die Stadtwerke-Beteiligungen der RWE-Tochter Innogy mit mehr als elf Prozent auch beim Kohleverstromer Steag beteiligt sein.

Um die nationalen wie internationalen Klimaschutzziele zu erreichen, ist der Ausstieg aus der Kohle dringend geboten.

Wie wollen Sie in Zukunft Ihren Beitrag zum Pariser Klimaschutzabkommen und den Sustainable Development Goals genau leisten? Wie wollen Sie Druck auf Ihre Stromlieferanten wie RWE ausüben, die Energiewende voranzutreiben und aus der Kohleverstromung auszusteigen?

Das Bundeskartellamt will sich den Deal ja auch noch näher anschauen. Auch wenn davon auszugehen ist, dass der Deal insgesamt durchgewunken wird: Haben sie Vorbereitungen für möglich Auflagen der Kartellbehörden getroffen? Wenn ja, wie sehen diese aus? Wenn nein, warum nicht?

Übernahme von Innogy kostet 5.000 Arbeitsplätze

E.ON plant, das Netz- und Endkundengeschäft von Innogy zu übernehmen und sieht danach den Abbau von bis zu 5.000 Arbeitsplätzen vor. Nun wollen Sie gar ganze Standorte abbauen.

Statt Arbeitsplätze abzubauen, sollte der Vorstand dafür sorgen, dass vermeintlich überflüssige Stellen für die Umsetzung der Energiewende genutzt werden – auch im Sinne einer sozial verantwortlichen Unternehmensführung.

Herr Teyssen, Ihrer Ansicht nach ist der Abbau von Arbeitsplätzen „unvermeidlich“, soll aber immerhin „sozialverträglich und in der gewohnten engen Abstimmung mit unseren Sozialpartnern“ ablaufen. Wieso nutzen Sie nicht alle derzeitigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Innogy, um die Energiewende voranzutreiben?

Menschenrechtliche Sorgfaltspflichten gelten auch für Netzbetreiber

Auch wenn E.ON in Zukunft nur noch im Netz- und Endkundengeschäft tätig sein sollte, muss sichergestellt sein, dass der Strom in den Netzen nicht zu Lasten von Menschenrechten produziert worden ist. Es bleibt weiterhin unklar, wie E.ON seine Lieferkettenverantwortung umsetzen möchte.

E.ON hat es zuvor auch im Geschäftsjahr 2017 versäumt, seinen Einfluss auf Uniper geltend zu machen, damit Menschenrechte und Umweltschutz bei den Zulieferern von Steinkohle, insbesondere aus Kolumbien, geachtet werden. Auch wenn E.ON nun seine Anteile bei Uniper verkauft hat, ist die bisherige Negierung von Verantwortung nicht hinzunehmen.

Wie wollen Sie in Zukunft ihren menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten in Bezug auf ihre Stromproduzenten gerecht werden? Diese Verantwortung gilt schließlich für die gesamte Lieder- und Wertschöpfungskette.

Werden sie Ihrem zukünftigen Miteigentümer RWE Ihren Verhaltenskodex zu Menschenrechten, Arbeitsbedingungen, Umweltbelastungen sowie ethische Geschäftspraktiken einzuhalten?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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