Fraport in Brasilien unter schweren Vorwürfen / Klimaziele unzureichend

  • Ermittlungen gegen Fraport in Brasilien: Nach umfangreichen Protesten stoppt Umweltbehörde Rodungsarbeiten von geschütztem Regenwald bei Flughafen in Fortaleza
  • Fraports Flughafen in Porto Alegre komplett geflutet und bis Ende September unbenutzbar: Fragen nach Verantwortung und Haftung
  • Kritische Fragen zu Umwelt- und Klimaschutzplänen auf Hauptversammlung

Anlässlich der morgigen Hauptversammlung der Fraport AG fordert der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre die Flughafenbetreiberin zu mehr Klima- und Umweltschutz auf. Er kritisiert die anhaltenden Expansions- und Entwicklungspläne der Flughäfen von Fraport in Brasilien, für die wie am Flughafen in Fortaleza im Bundesstaat Ceará gesetzlich geschützter Atlantischer Regenwald gerodet werden sollte. Im Süden Brasiliens wurde der Flughafen von Porto Alegre durch massive Regenfälle geflutet. Dieser war auf einem historischen Überschwemmungsgebiet errichtet und von Fraport unlängst mittels der Landbahnverlängerung erweitert worden. Berichten zufolge will Fraport die öffentliche Hand zur Kasse bitten.

Fragwürdige Flughafenausbaupläne gefährden Regenwald

Für die Durchführung eines nur viertägigen Musikfestivals im Juli dieses Jahres billigte Fraport die Rodung von 200.000 m² geschützten städtischen tropischen Wald. Dieser ist für die Biodiversität der Region und für das Klima der gesamten Stadt Fortaleza von großer Bedeutung und erstreckt sich weiter entlang der Ostküste Brasiliens und gilt als eines der artenreichsten Ökosysteme der Welt. Der Wald ist daher gesetzlich geschützt. In einem offenen Brief forderten an die 90 Biolog*innen Fraport auf, die städtischen Wälder zu erhalten.[1] Doch Fraport ließ die Rodungsarbeiten auf ihrem eigenen Gelände beginnen, ohne für die Rodungsarbeiten eine gesetzliche Genehmigung zu haben. Infolge des Protestes und medialen Echos verhängte zunächst die brasilianische Bundesumweltbehörde IBAMA einen sofortigen Rodungsstopp. Die Landesstaatsanwaltschaft von Ceará hat Ermittlungen gegen Fraport aufgenommen. Die Festivalveranstalterin einigte sich indessen auf einen anderen Ort für die Durchführung des Festivals. Fraport muss sich zu diesem Vorgehen und den Plänen mit dem geschützten Waldgebiet kritischen Fragen stellen.

Liva Schäfer vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre erklärt dazu: „Die illegale Rodung, die Fraport ohne gesetzliche Genehmigung am Flughafen von Fortaleza vorgenommen hat, zeigt das wahre Gesicht von Fraport: der Erhalt von gesetzlich geschützten Naturflächen interessiert Fraport nicht, es geht dem Konzern um die Erschließung des Gebiets als renditeträchtige Immobilie. Das zeugt von einem Mangel an Respekt gegenüber der Umwelt und den Menschen, die von ihr abhängen. Das widerspricht den Umwelt- und Sicherheitsrichtlinien, die Fraport propagiert. Fraports gesamte Ausbaupläne bleiben – trotz der jetzt erfolgten Standortverlegung des Festivals – weiterhin eine Gefahr für die Umwelt, die Biodiversität und die Menschen in der Region.“

Fraport-Flughafen in Porto Alegre: Geflutet, weil auf Sumpfgebiet gebaut, doch wer soll nun zahlen?

Die massiven Regenfälle der vergangenen Wochen haben im Süden von Brasilien, im Bundesstaat Rio Grande do Sul, den Fraport-Flughafen in Porto Alegre geflutet, so dass dieser laut Behördenangaben bis mindestens September dieses Jahres geschlossen bleiben muss. Indessen beruft sich Fraport nun gegenüber den Behörden auf „höhere Gewalt“. Fraport will sich so die Reparaturkosten des auf überschwemmungsanfälligem Sumpfgelände errichteten und von Fraport mittels Landbahnerweiterung in jüngerer Vergangenheit erweiterten Flughafens erstatten lassen. Für diese Flughafenerweiterung hatte Fraport bereits seit 2019 die Bewohner*innen der Vila Nazaré zwangsumgesiedelt [2].

Christian Russau vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre erklärt dazu: „Bei den in Brasilien üblichen Konzessionsverträgen, die Fraport mit dem brasilianischen Staat unterzeichnet hat, gilt ‚höhere‘ Gewalt nur dann als Grund, wenn sich die Betreiberin nachweislich nicht etwas hat zu schulden kommen lassen. Daher verlangen wir zuerst eine ehrliche und schonungslose Bestandsaufnahme, bevor Kosten sozialisiert, nachdem zuvor Gewinne privatisiert wurden. Es braucht erstens eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung, welchen Anteil Fraport selbst an klimawandelbedingten Starkwetterereignissen hat. Zweitens muss Fraport offenlegen, welche Risikoanalysen und Schadensvorkehrungen am überschwemmungsanfälligen Flughafenstandort Porto Alegre vorgenommen wurden und warum diese so offensichtlich versagt haben.“

Klimaziele und Maßnahmen zur Emissionsreduzierung unzureichend

Fraports Flughafen in Frankfurt am Main zählt zu den 20 klima- und umweltschädlichsten Flughäfen der Welt. Dies ist das Ergebnis des „Airport Tracker 2024“ von ODI und Transport & Environment, welche die Auswirkungen von Flughäfen auf Klima und Luftqualität untersucht haben.[3]

Obwohl die Fraport AG das Flugaufkommen als maßgeblich für den eigenen Umsatz sieht und somit auch klimaschädliche Emissionen der Wertschöpfungskette (Scope 3) beachten sollte, sehen die Klimaschutzziele des Unternehmens mau aus. Während andere Unternehmen ihre Scope-3-Emissionen in ihre Klimaschutzpläne einbeziehen, lassen sich entsprechende Daten und Maßnahmen im aktuellen Geschäftsbericht nicht auffinden.

Liva Schäfer vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre kritisiert: „Fraports Klimaziele sind nicht glaubwürdig, wenn diese nicht auch die ganze Wertschöpfungskette umfassen. Auch sonst muss Fraport liefern: Es ist nicht ersichtlich, zu welchem Anteil auch ökologische Ziele in die Konzernstrategie einfließen.“

Kontakt:

Liva Schäfer, Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, dachverband[at]kritischeaktionaere.de , Tel.: 0221 599 5647, Mobil-Tel. 0173 713 52 37

[1] https://www.kooperation-brasilien.org/de/themen/landkonflikte-umwelt/betreff-fraport-in-fortaleza-offener-brief-an-die-gesellschaft-fuer-den-schutz-von-gruenflaechen-in-fortaleza-ceara

[2] https://www.kritischeaktionaere.de/fraport/machen-sie-sich-nicht-mitschuldig-an-der-zwangsumsiedlung-in-brasilien-rede-von-christian-russau/

[3] https://odi.org/en/publications/airports-air-pollution-and-climate-change/

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