Gegenantrag

Zu Tagesordnungspunkt 3: Beschlussfassung über die Entlastung der Mitglieder des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2017

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, die Mitglieder des Vorstands nicht zu entlasten.

Begründung:

Die Hannover Rück SE wird als drittgrößter Rückversicherer der Welt in keiner Weise der Verantwortung für Klimaschutz und Nachhaltigkeit gerecht, die sich aus dieser Größe ergibt. Der Konzern bleibt weit hinter seinen und Möglichkeiten zurück, einen wirksamen Beitrag zum Erreichen der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens und der UN-Nachhaltigkeitsagenda 2030 zu leisten.

Der Konzern beteuert zwar in seiner Nachhaltigkeitsstrategie, dass er zur Begrenzung möglicher negativer Folgen des Klimawandels beitragen und seinen CO2-Ausstoß minimieren will, interpretiert dies aber offensichtlich sehr eng. So berichtet der Konzern von Initiativen, welche direkte CO2-Quellen etwa durch Strom- und Wärmeversorgung oder Reisetätigkeit adressieren. Die möglichen CO2-Emissionen aus der Geschäftstätigkeit als Rückversicherer oder Investor werden jedoch in der Nachhaltigkeitsstrategie überhaupt nicht thematisiert. Sie können jedoch bedeutend sein: So ist die Hannover Rück SE zum Beispiel einer der vier größten Rückversicherer des polnischen Versicherers PZU, zu dessen Kunden fast alle wichtigen polnischen Kohleunternehmen gehören. Entgegen den Notwendigkeiten aus dem Pariser Klimaschutzabkommen, nach dem schnellstmöglich aus der Kohle ausgestiegen werden muss, planen polnische Unternehmen teilweise noch den Neubau von Kohlekraftwerken und wollen neue Tagebaue erschließen, die größer sind als der Braunkohletagebau Garzweiler.

Andere Versicherer und Rückversicherer haben die Zeichen der Zeit erkannt: Sie haben umfassende Divestment-Entscheidungen getroffen, nach denen sie ihre Anlagen aus Kohleunternehmen abziehen, etwa Allianz, AXA, Zürich, Generali, Scor und Swiss Re. Zürich, AXA, Swiss Ren und Scor schließen zudem die Versicherung von Kohle in unterschiedlichem Umfang aus.

Derartige Überlegungen lassen sich bei der Hannover Rück SE in keiner Weise feststellen. Wiederholte Briefe und Anfragen der Unfriend Coal Coalition und seiner Mitgliedsorganisation urgewald wurden konsequent ignoriert, obwohl der Konzern in seiner Nachhaltigkeitsstrategie erklärt, er strebe einen aktiven und kontinuierlichen Dialog mit seinen Anspruchsgruppen an.

Es ist unklar, ob diese Dialogverweigerung der „vergleichsweise geringen Verwaltungskostenquote“ geschuldet ist, derer sich Hannover Rück rühmt, also schlichtem Kapazitätsmangel an Menschen, die sich mit Nachhaltigkeitsfragen auseinander setzen, oder einer aktiven Entscheidung, den Dialog zu verweigern. Beide Gründe sind für ein Unternehmen unhaltbar, das als drittgrößter Rückversicherer großen Einfluss hat und Verantwortung für den Klimaschutz trägt.

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