„34 Hinweise auf für das Lieferkettengesetz relevante Verstöße“: Rede von Lara Krahlisch

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat,

mein Name ist Lara Krahlisch und ich spreche für den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre und vertrete damit die uns übertragenen Stimm- und Fragerechte.

Wir setzen uns für eine sozial-ökologische Unternehmensführung ein und möchten daher einige Fragen zu Ihren menschenrechtlichen Sorgfalts- und Berichtspflichten und Ihren Klimazielen stellen.

1. Risikomanagement & Präventionsmaßnahmen
Meine erste Frage richtet sich an Ihr Risikomanagement und interne Präventionsmaßnahmen.
In Ihrer Grundsatzerklärung betonen Sie die Durchführung regelmäßiger Risikoanalysen bei unmittelbaren Lieferanten. Können Sie konkretisieren, wie viele solcher Analysen im Jahr 2025 durchgeführt wurden und welche präventiven Maßnahmen daraus resultierten?

2. Beschwerdemechanismus „Speak Up Line“
Gesprochen von Prävention: Sie haben die „Speak Up Line“ als zentralen Beschwerdekanal etabliert.
Laut Ihrem Bericht gingen im Berichtszeitraum 2024 bei der Hapag-Lloyd AG und ihren vollkonsolidierten Unternehmen weltweit insgesamt 34 Hinweise auf Verstöße ein, die als Lieferkettengesetz-relevant eingestuft wurden. Zum Ende des Berichtsjahres waren 30 Hinweise abgeschlossen behandelt.
Wir fragen uns, wie es mit den übrigen 4 Hinweisen auf Verstöße weiterging? Können Sie dies erläutern?

3. Veröffentlichung des LkSG-Berichts
Sie haben im Mai 2024 erstmals an das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) berichtet. Wir begrüßen ausdrücklich Ihre Transparenz und Ihr Bemühen, uns und der Öffentlichkeit den Sinn der Berichtspflichten aufzuzeigen. Doch die Veröffentlichung nach der Hauptversammlung 2024 ist dann doch etwas knapp.
Daher wollen wir sie heute einmal fragen, wann die Veröffentlichung Ihres nächsten Berichts zum Lieferkettengesetz geplant ist?
Planen Sie hier, Ihre Berichte entsprechend der neuen EU-Standards einheitlich und rechtzeitig vor der Hauptversammlung zu veröffentlichen?

4. Position zum LkSG
Wir haben das Lieferkettengesetz ja vor allem deshalb, weil deutsche Unternehmen daran gescheitert sind, freiwillig die Vorgaben der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGP) umzusetzen. Es braucht daher einen klaren Rechtsrahmen und Rechtssicherheit. Ihr Wort hat Gewicht in der aktuell nicht gerade konstruktiv geführten Diskussion um die Zukunft des EU Green Deals, von Berichtspflichten und des Lieferkettengesetzes. Sie sprechen sich für ein EU-Lieferkettengesetz aus, was wir ausdrücklich begrüßen und loben wollen. An dieser Stelle wollen wir Sie fragen: Wie sieht Ihre Position aktuell aus: Bekennen Sie sich immer noch zu den grundsätzlichen Vorhaben der EU im Rahmen des Green Deals und fordern eine bessere Umsetzung? Und: Wie bewerten Sie die aktuellen Omnibus-Verfahren?

5. Lieferantenkodex & Schulungen
Ferner möchte ich auf Ihren Lieferantenkodex eingehen: Ihr aktualisierter Verhaltenskodex für Lieferanten verpflichtet diese zur Einhaltung von Menschenrechtsstandards. Können Sie Ihre Maßnahmen erläutern, die Sie ergreifen, um sicherzustellen, dass Lieferanten diesen Kodex verstehen und umsetzen, insbesondere in Hochrisikoregionen?

6. Reduktion der Treibhausgasemissionen
Sie streben eine Reduktion der absoluten Treibhausgasemissionen Ihrer Flotte um ein Drittel bis 2030 an. Welche konkreten Schritte planen Sie in den nächsten zwei Jahren, um dieses Ziel zu erreichen, und wie messen Sie den Fortschritt?

7. Frauen in Führungspositionen
Hapag-Lloyd hat sich das Ziel gesetzt, den Anteil der weiblichen Führungskräfte auf den ersten vier Ebenen erheblich zu erhöhen. Das Monitoring der Fortschritte findet laut Ihnen quartalsweise statt. Können Sie uns Auskunft darüber geben, wie der prozentuale Anteil von Frauen in Führungspositionen gerade aussieht und welche konkreten Maßnahmen Sie ausführen, um einen höheren Anteil von weiblichen Führungskräften zu gewährleisten?

8. Hybride Hauptversammlung
Wie bereits von meinen Vorrednern angesprochen, findet die Hauptversammlung 2025 virtuell statt. Haben Sie konkret geprüft oder planen Sie, eine hybride Hauptversammlung durchzuführen, an der sowohl in Präsenz als auch digital teilgenommen werden kann?
An dieser Stelle interessieren wir uns dafür, was die Mehrkosten einer hybriden Hauptversammlung gegenüber eine virtuellen oder Präsenz-Hauptversammlung wären?
Wie sehen dahingehend Ihre Pläne für die Hauptversammlung 2026 aus?

Von unserer Seite aus danke ich Ihnen bereits im Voraus für die Beantwortung unserer Fragen und für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche uns allen noch einen guten Austausch.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://www.kritischeaktionaere.de/hapag-lloyd/34-hinweise-auf-fuer-das-lieferkettengesetz-relevante-verstoesse-rede-von-lara-krahlisch/