Zu Tagesordnungspunkt 2: Verwendung des Bilanzgewinns.
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, die von Vorstand und Aufsichtsrat vorgeschlagene Verwendung des Bilanzgewinns abzulehnen.
Begründung:
Die Anhebung der Dividende auf 63 Euro ist deutlich zu hoch. Wie die Hapag-Lloyd AG in ihrem Geschäftsbericht 2022 berichtet, handelte es ich bei dem Geschäftsjahr 2022 um zwar um ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr. Jedoch steht das Unternehmen in den nächsten Jahren vor weitreichenden Transformationen, die mit hohem Investitionsbedarf einhergehen werden.
Höhere Investitionen für Klimaneutralität
Obwohl die Hapag-Lloyd AG bereits erste Schritte und Erfolge in Richtung Klimaneutralität verbuchen konnte, sind diese noch lange nicht weitreichend genug, um das Ziel schnell genug zu erreichen. Im Geschäftsbericht verweist Hapag-Lloyd auf die 12 Schiffe innerhalb der Flotte, die bereits mit Dual-Fuel-Kapazitäten ausgestattet sind. Hier muss aber zwangsläufig beachtet werden, dass Liquefied Natural Gas (LNG) keinesfalls die langfristige Lösung sein kann, um Klimaneutralität zu erreichen. Wirkliche Antworten darauf, wie die Hapag-Lloyd AG Dekarbonisierung und Klimaneutralität erreichen will, bleibt das Unternehmen schuldig.
Anerkennenswert ist, dass Hapag-Lloyd erste Bemühungen in Richtung Klimaneutralität unternimmt. So sind Investitionen in die Effizienz der Schiffe wie etwa die Reinigung und der Austausch der Schiffsschrauben richtige Schritte. Um wirklich nachhaltig zu dekarbonisieren, führt jedoch kein Weg an der Verwendung anderer Treibstoffe vorbei. Daher sehen wir es kritisch, dass die Hapag-Lloyd AG mit LNG weiterhin auf eine Technologie setzt, die fossile Energieträger benötigt.
Keine nachhaltige Dividendenpolitik
Darüber hinaus haben wir als Aktionär*innen ein Interesse an einer nachhaltigen Dividendenpolitik, die ein anhaltendes Wachstum des Unternehmens möglich macht. Eine so hohe Ausschüttung (65% des Bilanzgewinnes 2022) sehen wir daher in keinem Verhältnis zu dem Investitionsbedarf der nächsten Jahre, gerade da so hohe Gewinne in den nächsten Jahren ausgeschlossen sind. Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre fordert deshalb, dass nun mit großer Entschlossenheit die Weichen in Richtung Klimaneutralität gestellt werden, anstatt auf Kosten der vergangenen Rekordjahre zu leben.
Zu Tagesordnungspunkt 3: Entlastung der Mitglieder des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2022
Der Dachverband der Kritischen Aktionär*innen beantragt die Mitglieder des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2022 nicht zu entlasten.
Begründung
Die Klimaziele der Hapag-Lloyd AG sind insgesamt nicht sehr ambitioniert. Im Geschäftsjahr 2022 hat es der Vorstand nicht geschafft, die Hapag-Lloyd AG auf einen glaubhaften Kurs zur Dekarbonisierung zu bringen. So will das Unternehmen erst 2045 einen Netto-Null Treibhausgasausstoß für die gesamte Flotte unter Verwendung von alternativen Kraftstoffen erreichen.
LNG ist nicht der richtige Weg zur Dekarbonisierung
Ohne E-Fuels und mit LNG ist das Risiko, Klimaneutralität zu erreichen hoch. Grund dafür ist, dass es noch keinen absehbaren Weg gibt, LNG zu dekarbonisieren. Zwar verweist auch die Hapag-Lloyd AG auf die Risiken von LNG (etwas durch Methanschlupf). Umso erstaunlicher ist es, warum das Unternehmen trotzdem so stark auf LNG setzt.
Wenn LNG als potentiell belastend für die Atmosphäre und höchstens als Übergangstechnologie betrachtet werden muss, ist die Frage erlaubt, warum sich die Hapag-Lloyd AG nicht jetzt schon intensiver mit E-Fuels beschäftigt. Gerade hier zeigt auch der Vergleich mit anderen großen Reedereien wie Maersk, dass dieser Weg möglich und erstrebenswert ist.
Wir fragen uns natürlich auch, ob angesichts der Trägheit hinsichtlich E-Fuels auch das Investment der Qatar Holding Germany GmbH und des Public Investment Fund on behalf oft the Kingdom of Saudi Arabia eine Rolle spielen.
Zu geringe Investitionen in die Flotte
Auch in die Modernisierung der Flotte muss Hapag-Lloyd mehr investieren. Ein Betrag im mittleren Hundert-Millionen-Euro-Bereich ist im Vergleich zu den sehr guten Geschäftsjahren und außergewöhnlich hohen Gewinnen in unseren Augen zu wenig. Wir fordern daher, dass an dieser Stelle deutlich mehr investiert wird, um die Nachhaltigkeitsziele schneller zu erreichen.
Zu wenig Transparenz hinsichtlich des Lieferkettengesetzes
Seit dem 1. Januar 2023 gilt in Deutschland das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Es regelt, wie deutsche Unternehmen sicherstellen müssen, dass in ihren globalen Lieferketten sämtliche Menschenrechte eingehalten werden. Das bedeutet, dass Hapag-Lloyd auch für Menschenrechtsverletzungen, die im Ausland begangen werden, haftbar gemacht werden kann.
Ist das Unternehmen ausreichend auf dieses neue Gesetz vorbereitet? Weder auf der Webseite noch im Geschäftsbericht 2022 der Hapag-Lloyd AG werden die Begriffe „Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz“ oder „Lieferkettengesetz“ erwähnt. Zumindest hinsichtlich seiner Berichterstattung muss das Unternehmen hier transparenter werden.
Zu Tagesordnungspunkt 4: Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrates für das Geschäftsjahr 2022
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt die Mitglieder des Aufsichtsrates nicht zu entlasten.
Begründung:
Die Mitglieder des Aufsichtsrates sind ihrer Pflicht als Kontrollorgan des Unternehmens nicht ausreichend nachgekommen.
Hier ist insbesondere das Versäumnis, die Hapag-Lloyd AG auf einen klimafreundlicheren Kurs zu bringen, zu bemängeln. So haben sich die spezifischen CO2-Emissionen gegenüber dem Vorjahr um 14% verschlechtert.
Es stellt sich auch die Frage, wie das Investment der Stadt Hamburg den Kurs von Hapag-Lloyd beeinflusst. Die Hansestadt hat bekanntlich weitreichende Klimaziele. Wie sind diese mit dem nicht sehr ambitionierten Kurs von Hapag-Lloyd vereinbar? Hier fordern wir, dass die Hapag-Lloyd AG unabhängig von den Vorgaben und Zielen der Stadt Hamburg schon jetzt ihren Kurs nachbessert, indem die nötigen Transformationen zur Klimaneutralität in Gang gebracht werden.
Zu Tagesordnungspunkt 8a: Virtuelle Hauptversammlungen
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, den Beschlussvorschlag von Aufsichtsrat und Vorstand abzulehnen, den Vorstand zu bevollmächtigen, über die Durchführung einer virtuellen Hauptversammlung entscheiden zu können
Begründung:
Die Entscheidung darüber, wie eine Hauptversammlung durchgeführt wird, betrifft hauptsächlich die Aktionär*innen. Wir sind der festen Überzeugung, dass nur Hauptversammlungen in Präsenz einen echten Austausch zwischen Aktionär*innen und Unternehmensführung gewährleisten können. Daher sind wir der Ansicht, dass die Hauptversammlung über solche Fragen entscheiden sollte. In Anbetracht ziehen wir aber die Option der hybriden Hauptversammlung, die die Vorzüge beider Möglichkeiten vereint.