Wie will Hapag-Lloyd die großen Herausforderungen bewältigen?

24 Fragen zum Umwelt- und Klimaschutz, zu menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht, zum Lieferkettengesetz, zur Verwendung des Bilanzgewinns, den Anteilseignern und zum Aufsichtsrat

A. Fragen zum Umwelt- und Klimaschutz

1. In der vorab veröffentlichten Rede des Hapag-Lloyd-Vorstandsvorsitzenden Rolf Habben Jansen nehmen Klima- und Umweltschutz keinen sehr breiten Raum ein. Das lässt uns Aktionärinnen und Aktionäre im Unklaren darüber, wie die Hapag-Lloyd diese großen Herausforderungen, die in den nächsten Jahren auf den Konzern zukommen, bewältigen will. Bitte nehmen Sie dazu Stellung.

2. Gab es im abgelaufenen Geschäftsjahr Umweltklagen gegen Hapag-Lloyd? Bitte nennen Sie die drei gravierendsten Fälle.

3. Welchen Anteil der letztjährigen Gewinne von wohl über 9 Mrd. € (Berichten zufolge „ein Jahrzehnt an Profiten in einem Jahr“) halten Sie für angemessen als Investitionen in klima- und emissionsarme Technologien?

4. Wie rechtfertigen Sie einen Anteil von über zwei Dritteln der Gewinne als Dividende auszuschütten, während gleichzeitig Investitionen in alternative Antriebe und Effizienzmaßnahmen zur Senkung der Emissionen hinten anstehen müssen?

5. Der World Shipping Council (WSC) setzt sich für die Beschränkung eines EU-Emissionshandels für die Schifffahrt auf lediglich die Gewässer der Europäischen Union ein. Inwiefern trägt Hapag-Lloyd als bedeutendes WSC-Mitglied diese Haltung mit, ohne zumindest teilweise internationale Emissionen mitzuberücksichtigen?

6. Hapag-Lloyd gibt an, die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu respektieren und bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen: Welche konkreten Maßnahmen und Investitionen wurden getätigt, um dieses Ziel realistisch zu erreichen?

7. Warum setzt Hapag-Lloyd mit LNG auf einen ebenfalls fossilen Treibstoff, anstatt den Weg Richtung klimaneutraler Treibstoffe einzuschlagen?

8. Synthetisches LNG ist deutlich teurer in seiner Herstellung als beispielsweise Ammoniak, weil mehr erneuerbare Energie für die Produktion gebraucht wird. Sehen Sie den eingeschlagenen Pfad Richtung LNG daher als Risiko?  

9. Der Mitbewerber Maersk treibt die Entwicklung potentiell klimaneutraler Antriebe voran, hat bereits Schiffe mit Methanolmotoren geordert und investiert auch in die klimafreundliche Produktion. Warum ist Hapag-Lloyd so zurückhaltend und riskiert damit eine deutlich schwierigere Transformation?

10. Die glaubwürdige Umsetzung der eigenen Nachhaltigkeitsziele erfordert schnelle Maßnahmen zur Verbesserung der Umwelt- und Naturschutzbilanz von Hapag-Lloyd. Wie lässt sich die fortgesetzte Nutzung von Schweröl mit den eigenen Umwelt- und Nachhaltigkeitszielen vereinbaren?

B. Fragen zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht und zum Lieferkettengesetz

11. Auch die Begriffe Menschenrechte, menschenrechtliche Sorgfaltspflichten und Lieferkettengesetz nimmt Herr Habben Jansen in seiner Rede nicht in den Mund. Das lässt eine mangelnde Sensibilisierung der Vorstandsvorsitzenden für diese Themen vermuten. Bitte nehmen Sie dazu Stellung.

12. Gab es im abgelaufenen Geschäftsjahr gegen Hapag-Lloyd Klagen wegen des Verstoßes gegen menschenrechtliche Sorgfaltspflichten? Bitte nennen Sie die drei gravierendsten Fälle.

13. Auf das Thema Lieferketten geht Herr Habben Jansen sehr ausführlich ein. Da verwundert es, dass er das neue Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), das am 1. Januar 2023 in Deutschland zunächst für Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigen (ab 2024 auch für Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten in Kraft tritt), gar nicht erwähnt. Bitte beziehen Sie auch dazu Stellung!

14. Das deutsche Lieferkettengesetz wird vorbeugend gegen menschenrechtliche Verstöße im Rahmen Ihrer Auslandsgeschäfte bzw. bei den Zulieferern vorgehen. Was haben Sie konkret dazu an Ihren bisherigen Aktivitäten zur Erfüllung Ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten geändert?

15. Das deutsche Lieferkettengesetz sieht unter anderem vor, dass Hapag-Lloyd auf Hinweise von Nichtregierungsorganisationen auf Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette reagieren muss. Hapag-Lloyd muss dann wirksame Abhilfemaßnahmen ergreifen und darüber berichten. Ist das Unternehmen bereit, mit Nichtregierungsorganisationen über konkrete Menschenrechtsverletzungen bei Lieferanten in den Austausch zu treten? In welcher Form stellen Sie sich diesen Austausch vor?

16. Die EU-Kommission hat einen Entwurf für ein EU-Lieferkettengesetz vorgestellt, das europaweit verpflichtende Menschenrechts- und Umweltstandards für Unternehmen schaffen soll. Wie ist Ihre Position zu diesem Gesetzentwurf? Welche Regeln finden Sie sinnvoll? Welche Kritikpunkte haben Sie?

C. Fragen zur Verwendung des Bilanzgewinns

17. Die Gewinnverwendung und die vorgeschlagene Dividende werfen Fragen auf: Wie kommt das Unternehmen dazu, in diesem Jahr 68 Prozent des Konzernergebnisses als Dividende an die Aktionärinnen und Aktionäre auszuschütten? Sieht eine maßvolle Dividendenpolitik nicht anders aus?

18. Die Rekorddividende von 35 Euro pro Aktie macht bestimmt manche Aktionär*innen glücklich. Nicht aber diejenigen, die sich Sorgen machen, dass Hapag-Lloyd mit der Verbrennung nicht nachhaltiger Treibstoffe der Umwelt und dem Klima schadet. Mit einer Ausschüttung von 20 Euro pro Aktie wären sicher die meisten Aktionär*innen noch recht zufrieden gewesen. Mit dem frei werdenden Betrag könnte Hapag-Lloyd wichtige Investitionsvorhaben für den Klima- und Umweltschutz schneller umsetzen. Bitte nehmen Sie dazu Stellung.


D. Fragen zu den Anteilseignern und zum Aufsichtsrat der Hapag-Lloyd AG


19. Die Hapag-Lloyd ist eine Aktiengesellschaft, deren Anteile sich zum größten Teil in der Hand einiger weniger Großaktionäre befinden: Kühne Maritime GmbH / Kühne Holding AG: 30%; CSAV Germany Container Holding GmbH, ein chilenisches börsennotiertes Unternehmen: 30%; Freie und Hansestadt Hamburg über HGV Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH: 13,9%; Qatar Holding Germany GmbH: 12,3%; The Public Investment Fund on behalf of the Kingdom of Saudi Arabia: 10,2%; nur 3,6% der Anteile befinden sich in Streubesitz. Würden Sie sagen, dass es unter diesen Anteilseignern unterschiedliche Interessen bezüglich Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien gibt?

20. Gab es im zurückliegenden Geschäftsjahr aber auch in den Jahren davor Kontroversen unter den Anteilseignern? Wenn ja: Nennen Sie die drei wichtigsten Themen und wie sich die unterschiedlichen Anteilseigner dabei positioniert haben.

21. Wie wirkten sich diese Kontroversen im Aufsichtsrat und im Vorstand der Hapag-Lloyd AG aus und wie wurde letztlich entschieden?

E. Sonstige Fragen

22. Am 17.05.2022 musste die Luxuskreuzfahrt der MS Europa 2 von Hamburg nach Kiel abgesagt werden. Grund war ein technischer Defekt am Schiff. Um was für einen technischen Defekt handelte es sich?


23. Für eine Luxusreise in der Suite von Kiel über Bergen, Leknes, Honningsvåg, Tromsø, Ålesund, Geiranger und Stavanger nach Hamburg nimmt Hapag-Lloyd mehr als 7000 Euro pro Passagier. Wie viele Suiten gibt es auf der MS Europa 2? Waren alle Suiten auf der o.g. abgesagten Kreuzfahrt belegt?

24. Bitte nennen Sie die Höhe der Löhne Ihres Kreuzfahrtpersonals: Wie viel verdient der Kapitän der MS Europa 2 und anderer vergleichbarer Kreuzfahrtschiffe monatlich? Wie viel die Officers, die Petty Officers, die Mitarbeiter*innen aus den Bereichen Unterhaltung und Hotel mit niedrigerem Rang und die Maschinenarbeiter, die Kellner*innen und das Haushaltspersonal?  

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