Kritische Aktionäre fordern Stopp der Waffenexporte – Übernahme durch CDE rückt näher

Vor der außerordentlichen Hauptversammlung von Heckler & Koch haben Kritische Aktionär*inne im baden-württembergischen Rottweil protestiert. Sie forderten das Unternehmen auf, Kleinwaffenexporte in kriegführende und menschenrechtsverletzende Staaten zu unterbinden. Das Aktionärstreffen, das um 9 Uhr im Restaurant „Badhotel“ in Rottweil begann, dauerte bis in den Nachmittag – für Heckler & Koch ungewöhnlich lang. Großaktionär Andreas Heeschen, der sich in den Aufsichtsrat wählen ließ, war nicht persönlich erschienen.

Der schwäbische Waffenhersteller aus der Kleinstadt Oberndorf am Neckar könnte bald luxemburgisch sein: Die Finanzholding Compagnie de Developpement de l’Eau (CDE) strebt eine Mehrheit an dem hoch verschuldeten Unternehmen an. Hinter CDE steht der französische Investor Nicolas Walewski, ein früherer Geschäftspartner von Heeschen. Ihm hat Heeschen angeblich seine Heckler & Koch-Anteile verpfändet. Allerdings darf Heeschen seine Anteile erst dann an die CDE verkaufen, wenn die Bundesregierung grünes Licht gegeben hat. Der Bundesnachrichtendienst hat offenbar noch nicht ausreichend geprüft, wer hinter dem neuen Investor steht.

Kritische Aktionär*innen protestieren vor der Hauptversammlung von Heckler & Koch in Rottweil.

Der Antrag der CDE, den erst im Sommer ins Amt gekommenen Aufsichtsratsvorsitzenden von Heckler & Koch, Harald Kujat, abzuberufen, wurde in der heutigen Hauptversammlung abgelehnt. Kujat war von 2000 bis 2002 Generalinspekteur der Bundeswehr und danach bis 2005 Vorsitzender des NATO-Militärausschusses. Der 77-Jährige wird sich wohl nur so lange an der Spitze des Aufsichtsrats halten können, bis CDE sich die Mehrheit an Heckler & Koch gesichert hat.

Bereits gestern hatte Kujat auf die internen Streitigkeiten im Unternehmen reagiert: „Mit Blick auf das laufende Vergabeverfahren für das neue Sturmgewehr der Bundeswehr ist es sicherlich nicht förderlich, wenn unklare Gesellschafterverhältnisse in den Medien kolportiert werden“, sagte er der Stuttgarter Zeitung. Auch dass im Bundeswirtschaftsministerium derzeit ein Übernahmeantrag beraten wird, ob die Mehrheit an Heckler & Koch an einen ausländischen Aktionär abgegeben werden kann, sieht er skeptisch: „Grundsätzlich betrachtet ist es für unser Land aus außen- und sicherheitspolitischen Gründen natürlich wichtig, wer Einfluss auf Heckler & Koch hat.“

Reden von Tilman Massa, Dachverband der Kritischen Aktionäre, und von Charlotte Kehne, Ohne Rüstung Leben

Die Medien berichten über die Hauptversammlung:
– SWR-Fernsehen (19.12.2019): „Abwahlantrag gescheitert: Kujat bleibt bei Heckler & Koch – Kritische Aktionäre lesen Aufsichtsrat die Leviten“
– FAZ (19.12.2019): „Es geht hoch her bei Heckler & Koch“
– SZ (19.12.2019): „Machtkampf in der Pulverfabrik“
– Welt (19.12.2019): „Bei Heckler & Koch eskaliert der Machtkampf der Phantome“
– Handelsblatt (19.12.2019): „Bei Heckler & Koch tobt ein Zweikampf um die Macht“
– Stuttgarter Zeitung (19.12.2019): „Abwahlantrag gescheitert – Ex-General Kujat bleibt“
– Neue Rottweiler Zeitung (19.12.2019): „Heckler & Koch: Bediente Heeschen sich selbst?“
– Schwarzwälder Bote (19.12.2019): „Wirbel bei Heckler & Koch: Großaktionär kritisiert Mehrheitseigner“
– Deutschlandfunk (19.12.2019): „Nahkampf im Aufsichtsrat“
– Wirtschaftswoche (19.12.2019): „Warum sich Heckler & Koch vor seinem neuen Investor nicht fürchten muss“

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