RWE schafft Fakten und Politik schaut zu


Lützerath, Kohleausstieg und Klimawandel, gesundheitsschädliche Emissionen aus den Kohlekraftwerken im Rheinischen Revier, LNG-Terminals, Beteiligung an Urenco, gefährliche Abhängigkeit von fragwürdigen Investoren etc: Auszüge aus unseren Redebeiträgen auf der virtuellen Hauptversammlungen der RWE AG am 4. Mai 2023

Wir sind in diesem Jahr mit einem Bündnis am Start, das weite Teile der Zivilgesellschaft repräsentiert:

– Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe und der BUND-NRW,
– Wissenschaftliche Einrichtungen wie das New Climate Institute,
– Klima-Aktivist*innen von Fridays for Future
und durch die Geschäftstätigkeit von RWE direkt Betroffene vom Braunkohletagebau Garzweiler und vom Konzernsitz Essen
– und nicht zu vergessen: Kleinaktionär*innen, die uns ihre Stimmrechte übertragen haben.

Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands, zum RWE-Slogan Energie aus Leidenschaft:
„Ich sehe bei der RWE AG immer noch ein Geschäftsmodell, zu dem eher ein anderes Motto passt: Energie, die Leiden schafft!“
„Auf die Ausschüttung dieser Dividende sollte RWE zugunsten der Erhöhung der Rückstellungen für die Bewältigung der Ewigkeitslasten der Braunkohlengewinnung verzichten. Sollte es zu einer realistischen Bilanzierung der Ewigkeitslasten des Braunkohletagebaus im Rheinischen Revier kommen, würden die derzeitigen Rückstellungen der RWE AG bei weitem nicht ausreichen.“
„Die Beteiligung von 9,1 Prozent des StaatsfondsQatar Investment Authority (QIA)an RWE ist sehr groß. Damit hat Qatar einen großen Einfluss auf den Kurs dieser Aktiengesellschaft.“


Prof. Dr. Niklas Höhne, New Climate Institute:
„RWE wird seiner besonderen Verantwortung als einer der größten CO2 Emittenten in Deutschland nicht gerecht. Das Ziel bis 2040 klimaneutral zu werden, ist irreführend, da weite Teile der Emissionen von gehandeltem Gas bei der Berechnung einfach weggelassen werden. Man kann nicht klimaneutral sein, wenn man weiter Geld mit Handel von Gas verdient.“
Die Kohle unter Lützerath ist für die Versorgungssicherheit nicht zwingend notwendig, deshalb sollte die Entscheidung überdacht werden. Die Pläne für neue LNG-Terminals und -Lieferverträge sind überdimensioniert. Laufzeiten von 15 Jahren für Fracking-Gas sind mit dem Ziel der Klimaneutralität 2040 nicht vereinbar.“
„Staubemissionen der Kraftwerke stellen ein Gesundheitsrisiko dar. Dies ist nicht nur ein Risiko für das Klima, sondern auch für die langfristige Wirtschaftlichkeit des Unternehmens.“


Pauline Brünger, Klimaaktivistin und Sprecherin von Fridays for Future, hielt zuerst eine Rede auf der virtuellen Hauptversammlung von RWE und dann auf der Protestkundgebung vor der Konzernzentrale in Essen:
„Vieles, was ich Ihnen heute sagen möchte, wird Ihnen nicht neu sein. Während RWE 2006 noch in Gerichtsverfahren den menschengemachten Klimawandel in Frage gestellt hat, sieht die Kommunikation heute gänzlich anders aus. Im eins zu eins Gespräch würden die meisten von Ihnen, ob Vorstand oder Aktionär*innen, mir wahrscheinlich Folgendes sagen: ´Wir haben es verstanden. Wir ändern uns. Wir sind auf dem Weg.´ Worauf ich erwidern möchte: Eure Worte und euer Verständnis sind nichts wert, solange RWE weiterhin mit dem Pariser Klimaschutzabkommen bricht.“
„Während sich Menschen in ganz Deutschland Sorgen um einen kaputten Planeten und steigende Preise machen, profitiert RWE weiter von ihrem klimaschädlichen Geschäftsmodell und steigert inmitten der Energiekrise sogar ihre Gewinne. Das ist grotesk und nicht mehr vermittelbar.“
„Unser Widerstand gegen die RWE wird deswegen weitergehen. Nach der Zerstörung Lützeraths frisst sich der Tagebau Garzweiler jetzt weiter Richtung Westen und will auf dem Weg die Landstraße L12 und sieben weitere Windkraftanlagen platt machen. Kohle statt Erneuerbare – am Geschäftsmodell scheint sich nichts zu ändern. Für diesen Sommer plant die Klimabewegung deswegen bunten Protest gegen diese Abrisse.“

Matthias Walter, Mitglied der Bundesgeschäftsführung der Deutschen Umwelthilfe:
„RWE aber zerstört das Klima seit 125 Jahren, also seit Generationen, seit der Zeit meines Ur-Ur-Großvaters. Und RWE schädigt Natur, Umwelt und Menschen seit diesen 125 Jahren – ich möchte hier nur kurz an das Leid durch Krankheit und Tod aufgrund massiver Luftverschmutzung erinnern oder die Mondlandschaften, die Ihre Tagebaue hinterlassen, ein Schock, wenn man es das erste Mal mit eigenen Augen sieht. Da kann ich der Warnung der Kritischen Aktionäre nur zustimmen: RWE – Energie, die Leiden schafft. Und das über diese unglaubliche Zeitspanne, mehr als 5 Generationen, 125 Jahre. Das bedeutet unfassbare Verantwortung, der Sie als Konzern und Konzernführung eigentlich gerecht werden müssten.“


Christian Döring, niedergelassener Kinderarzt in der Kölner Innenstadt:
„Warum stellt hier ein Kinderarzt RWE fünf Fragen und begründet Gegenanträge trotz erheblichen Gewinnen im Kohlegeschäft? Es ist ein Geschäft mit der Gesundheit und dem Leben, v.a. der Kinder. Kinder sind besonders verletzlich bei Gesundheitsschädigungen durch Klimaverbrechen. Ihr vorrangiger Schutz auf körperliche Unversehrtheit ist in unserer Verfassung als Grundgesetz verankert. Aber die WHO stellt fest, dass Krankheit und Tod durch zunehmende Zerstörung des Klimas v.a. die Kinder und viel weniger die Erwachsenen betrifft. In Zahlen: 88% der gesamten Krankheitslast durch Klimaschädigung treffen Babys und Kinder jünger als 6 Jahre.“
„Kohleverstromung ist nicht nur treibhausgas-intensiv, die Verbrennung fossiler Energieträger ist allein in Deutschland jedes Jahr für ca. 200.000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich.“ (-> Studie „Global mortality from outdoor fine particle pollution generated by fossil fuel combustion: Results from GEOS-Chem“, Karn Vohra et al, April 2021), https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0013935121000487
„Als Aktionär von RWE soll ich über Ihren Geschäftsbericht informiert abstimmen können:
Wieviele von diesen statistischen 200.000 Todesfälle pro Jahr ist durch die RWE-Kraftwerks-Emissionen statistisch verursacht und wie begründen Sie diesen Anteil wissenschaftlich?“

Medienecho:
Westfälische Rundschau, 04.05.2023, RWE-Hauptversammlung: Was Aktionäre und Kritiker fordern

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