VW weigert sich, ehemalige Sklavenarbeiter in Brasilien zu entschädigen

Pressemitteilung der Brasilien Initiative Freiburg und des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre

Stattdessen plant VW Erhöhung der Gehälter und Boni für die VW-Vorstände

Freiburg, Köln, 30. März 2023. Gestern Nachmittag kam es im brasilianischen São Paulo zur mittlerweile dritten Anhörung vor der Bundesstaatsanwaltschaft für Arbeit im Fall der Sklavenarbeit auf der ehemaligen VW-Fazenda Vale do Rio Cristalino in Amazonien Ende der 1970er bis Mitte der 1980er Jahre. Zeitgleich sollte vor Ort von Aktivist:innen einen von fast 3.000 Bürgerinnen und Bürgern aus Deutschland unterzeichnete Petition übergeben werden, die von Volkswagen Entschädigung für die ehemaligen Sklavenarbeiter:innen fordert. Laut brasilianischen Medienberichten verließen die anwesenden Vertreter:innen und Rechtsanwält:innen von VW do Brasil die Anhörung und lehnten eine weitere Beteiligung an dem Verfahren ab. Laut der Tageszeitung Folha de São Paulo beharrten die vor Ort anwesenden Vertreter:innen des Unternehmens auf dem Argument, dass Volkswagen keine Verantwortung für die damaligen Geschehnisse auf dem Grundstück trage.

„Das Verhalten von VW ist beschämend, unsere von fast 3.000 Bürger:innen unterzeichnete Petition wurde vollkommen missachtet und zeigt wie in den Vorstandsetagen über die Zivilgesellschaft gedacht wird“, so Günther Schulz von Brasilieninitiative Freiburg e.V. „Angesichts der nur noch wenigen Überlebenden ist das gestrige Verhalten von VW besonders skandalös. VW sollte schnellstens einer Vereinbarung zustimmen und die Verzögerungstaktik aufgeben“, so Schulz weiter. „VW muss endlich dieses düstere Kapitel seiner Historie zum Abschluss bringen.“

„Statt die Opfer der VW-Sklavenarbeit der Vale do Rio Cristalino-Farm endlich nach all den Jahren zu entschädigen, will Volkswagen auf der am 10. Mai in Berlin anstehenden Jahreshauptversammlung des Konzerns die Bezüge, Boni und Gehaltszahlungen für den Vorstandsvorsitzenden Oliver Blume von bis zu 12 auf bis zu 15 Millionen Euro und die der weiteren acht Mitglieder des Vorstands von 5,5 auf bis zu 8,5 Millionen Euro jährlich erhöhen“, kritisiert Christian Russau, Vorstandmitglied des Dachverbands der Kritischen Aktionär:innen aus Köln. „In Summe wären das also potentielle Erhöhungen von 27 Millionen Euro: die wollen sich Blume & Co. in die eigene Tasche stecken, aber für die Sklavenarbeiter in Brasilien gibt es von VW nur ein müdes Lächeln“, kritisiert Russau weiter. „Dieses Geld steht den ehemaligen Sklavenarbeitern zu!“

Auf der Fazenda Vale do Rio Cristalino wurden Erkenntnissen der brasilianischen Bundesstaatsanwaltschaft zufolge damals Hunderte von Arbeiterinnen und Arbeitern in sklavenarbeitsähnlichen Zwangsverhältnissen zur Waldrodung eingesetzt. Den Fall ins Rollen gebracht hatte bereits Anfang 1983 Padre Ricardo Rezende Figueira von der Landpastoral CPT. Auch die Brasilieninitiative Freiburg e.V. hatte bereits Mitte der der 1980er Jahre maßgeblich dazu beigetragen, dass der Fall der Sklavenarbeit auf der VW-Farm auch in Deutschland bekannt wurde. Seit 2019 ermittelt infolge der Recherchen und Belege, die Padre Ricardo Rezende Figueira den Staatsanwält:innen vorgelegt hat, die Bundesstaatsanwaltschaft in diesem Fall und fordert 165 Millionen Reais (derzeit umgerechnet 30 Millionen Euro) als Individual-Entschädigung für die damaligen Arbeiter:innen, deren verbliebenen Angehörigen sowie als Einzahlung in einen Fonds, dessen Aufgabe es sein soll, Recherchearbeiten durchzuführen, um alle Betroffenen aus dieser Zeit zu finden.

Kontakt und Presseanfragen:

  • Günther Schulz, Brasilien Initiative Freiburg, +49176519595519
  • Christian Russau, Dachverband der Kritischen Aktionär:innen, + 491712095585

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