Rede von Markus Dufner auf der virtuellen Hauptversammlung der H&K AG am 1. Oktober 2024
Sehr geehrter Herr Dr. Runte, sehr geehrter Herr Dr. Koch, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
mein Name ist Markus Dufner und ich bin Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.
Der Dachverband hat 29 Mitgliedsorganisationen und erhält Stimmrechtsübertragungen von Stiftungen und Kleinaktionär*innen. Wir verstehen uns als Sprachrohr der Zivilgesellschaft auf den Hauptversammlungen deutscher Aktiengesellschaften.
Ich nehme in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal an einer Hauptversammlung der H&K AG teil. Anfang Juli war ich von Köln nach Rottweil gereist, um auf der Aktionärsversammlung in der Pulverfabrik teilzunehmen.
Mein besonderes Interesse gilt dem Lebenslauf von Edmund Heckler. Er ist wie ich in Tuttlingen an der Donau geboren – worauf ich keineswegs stolz bin. Ich freue mich, dass der Lebenslauf dieses leitenden HASAG-Mitarbeiters und Firmenmitgründers der Heckler & Koch AG weiter aufgearbeitet wird.
Doch zurück zum 2. Juli 2024. Nach den Berichten der Gesellschaft begann die Aussprache – die dann nach zwei Redebeiträgen der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre von Heckler & Koch und der Nachfrage des Vertreters von Herrn Heeschen abgebrochen wurde. Ich glaube, ich war nicht der einzige, der einigermaßen überrascht war.
Was war am 2. Juli geschehen? Sie Herr Dr. Runte, waren als Aufsichtsratsvorsitzende der H&K AG und Versammlungsleiter, nicht in der Lage, vor Beginn der Aktionärsversammlung die Beschlussfähigkeit der Hauptversammlung festzustellen. Erst nach einer halbstündigen Überprüfung verkündeten Sie, dass weniger als 50 Prozent des Grundkapitals auf der Hauptversammlung angemeldet war. Laut Satzung müsse die Hauptversammlung abgebrochen werden.
Die Medienresonanz war denn auch vernichtend:
„Gewinn von Heckler & Koch sackt ab – Aktionärstreff abgebrochen“ war im Nachrichtenmagazin Der Spiegel zu lesen.
„Riesenzoff bei der Waffenschmiede Heckler & Koch“, titelte das Manager Magazin. „Die Finanzholding CDE und der Investor Andreas Heeschen streiten sich um ein millionenschweres Aktienpaket. Die heutige Hauptversammlung musste deshalb kurz nach Beginn abgebrochen werden.“
Und auch die Süddeutsche Zeitung war wenig optimistisch: „Aktionärsstreit bei Heckler & Koch geht weiter“
Daraus ergeben sich eine Reihe von Fragen:
Wann wird der Machtkampf innerhalb der H&K AG zwischen Andreas Heeschen und Nicolas Waleski von der Compagnie de Developpement de l’eau S.A. (CDE) beendet sein?
Frage 1: Warum hat die H&K AG nicht im Vorfeld der Hauptversammlung dafür gesorgt, dass diese ordnungsgemäß stattfinden kann? Und können wir damit rechnen, dass bei der heutigen Hauptversammlung alle Aktionärinnen und Aktionäre zu Wort kommen werden und dass wir am Ende über die Tagesordnungspunkte abstimmen können?
Frage 2: War die Nachlässigkeit des Versammlungsleiters der Grund für das Desaster? Oder wer sonst übernimmt dafür die Verantwortung?
Frage 3: Sind Aufsichtsrat und Vorstand der H&K AG bereit, sich bei den Aktionärinnen und Aktionären, die am 2. Juli umsonst zur Hauptversammlung nach Rottweil gereist sind, für das Desaster zu entschuldigen?
Frage 4: Warum speist die H&K AG die Aktionärinnen und Aktionäre nun mit einer virtuellen Hauptversammlung ab?
Die Nachteile, die eine Online-Hauptversammlung für die Aktionärinnen und Aktionäre beinhaltet, traten bereits bei anderen Gesellschaften zutage und wurden schon häufig diskutiert. Ich fordere Sie deshalb auf, Ihre nächste Hauptversammlung wieder in Präsenz abzuhalten.
Doch es gibt noch weitere Kritikpunkte. Die Informationen, die Sie uns auf der Ihrer Internetseite zur Verfügung stellen, scheinen durchaus ergänzungsbedürftig zu sein.
Leider finde ich auf der H&K-Webseite keine Darstellung der aktuellen Aktionärsstruktur.
Frage 5: (a) Bitte teilen Sie uns jetzt mit, wieviel Prozent der Aktien die 10 größten Anteilseigner der H&K AG derzeit halten.
(b) Auf welcher Seite Ihres Internet-Auftritts sich diese Angaben befinden.
Frage 6: (a) Wo veröffentlicht die H&K AG mitteilungspflichtige Veränderungen, also auch Käufe und Verkäufe von Aktien?
(b) Bitte teilen Sie uns die 10 größten Aktienkäufe und -verkäufe zwischen 2020 und 2024 mit.
Frage 7: An welchen Aktiengesellschaften im In- und Ausland ist die H&K AG mit wieviel Prozent beteiligt?
Jetzt einige Fragen zum Thema Spenden, Zuwendungen, Lobbyismus, Beraterverträge, Steuern sowie anderen Themen.
2021, während der Ahrtal-Flut, wurden Spenden, die von H&K kamen, abgelehnt, da das Geschäftsmodell von H&K als unethisch angesehen wurde.
Frage 8: (a) Wer hat von H&K im Geschäftsjahr 2023 Spenden (Zuwendungen) in welcher Höhe erhalten?
(b) Hat sich das Verhalten potentieller Spendengeldempfänger seit Beginn des Ukraine-Krieges geändert?
Frage 9: Von wem hat H&K im Geschäftsjahr 2023 Spenden (Zuwendungen) bekommen? Bitte nennen Sie jeweils den Namen der Person bzw. Institution und die Höhe des Geldbetrags.
Frage 10: Bitte geben Sie die Ausgaben von H&K in Zusammenhang mit Lobbyismus-Aktivitäten in den Jahren 2020, 2021, 2022 und 2023 an? Welcher Anteil entfiel auf Lobbyismus in Deutschland (z.B. Ausgaben für Büro in Berlin), auf EU-Ebene (z.B. in Brüssel oder Straßburg) oder auf internationale Ebene?
Frage 11: Mit wem und zu welchen Inhalten hat H&K seit 2020 bis Juni 2024 Beraterverträge abgeschlossen? Bitte nennen Sie auch hier jeweils den Namen der Person bzw. Institution und die Höhe des Geldbetrags.
Frage 12: Wie hat sich das Gewerbesteuer-Aufkommen bei H&K in den Jahren 2020, 2021, 2022 und 2023 entwickelt?
Frage 13: An welchen Messen hat H&K 2020, 2021, 2022 und 2023 teilgenommen und welche Kosten sind hierbei entstanden?
Frage 14: Wie hoch waren die Ausgaben in den o.g. Jahren für sog. Roadshows (Veranstaltungen oder Treffen mit Investoren)?
Frage 15: Wann finden im H&K-Werk in Oberndorf Werksführungen für die Öffentlichkeit statt? Muss man sich dafür eigens anmelden?
Abschließend noch Fragen zu Whistleblowing, Datenschutz und Auskunftsrecht.
Erst einmal ist es erfreulich, dass die H&K AG über eine Whistleblower-Hotline verfügt. Auf der Internetseite steht: „Unsere Whistleblower-Hotline ermöglicht es Mitarbeitern und Partnerunternehmen, einen Verdacht über mutmaßliches Fehlverhalten und ethische Verstöße zu melden. Sie tragen zu Risikominimierung und Bildung von Vertrauen bei und erlauben es unseren Führungskräften, Missständen frühzeitig zu begegnen.“ (https://www.heckler-koch.com/de/Unternehmen/Compliance)
Die Telefonnummer der Hotline lautet: +49 (0) 7423 79 2222. Ich habe sie gestern mal testweise angerufen. „Herzlich willkommen bei der Compliance-Hotline von Heckler & Koch. Der nächste freie Mitarbeiter ist für Sie reserviert“, sagte eine automatische weibliche Stimme. Dann harrte ich geduldig fast 15 Minuten in einer Warteschleife mit fernöstlich unterlegtem Klangteppich aus – ohne dass sich jemand meldete.*
Meine Fragen dazu:
(a) Was ist die durchschnittliche Wartezeit bei Anrufen?
(b) Wieviel Anrufe verzeichnet die Compliance oder Whistleblower Hotline im Monat?
(c) Nennen Sie einige Beispiele für Hinweise auf Fehlverhalten und ethische Verstöße, die gemeldet wurden.
(d) Wer geht den Hinweisen nach?
Und noch zwei abschließende Fragen:
Frage 1: Welche Informationen haben Sie über die Personen gespeichert, die als „Kritische Aktionärinnen und Aktionäre Heckler & Koch“ aktiv sind und auf der Hauptversammlung der H&K AG sprechen?
Frage 2: Mit welcher Begründung speichern Sie diese Informationen?
*) Auf der Hauptversammlung am 1. Oktober antwortete der Vorstandsvorsitzende der H&K AG, man werde prüfen, warum sich bei der Whistleblower-Hotline niemand gemeldet habe. Am 2. Oktober versuchte ich es um 15.25 Uhr erneut mit einem Anruf und landete erneut in der Wartschleife. Als sich nach 10 Minuten niemand meldete, legte ich auf.