Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat,
ich spreche für den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Mit den uns übertragenen Stimmrechten fordern wir von Heckler & Koch deutlich effektivere Maßnahmen für den Schutz von Menschenrechten ein.
Wir haben daher entsprechende Anträge u.a. auf Nicht-Entlastung des Vorstands eingereicht, die ich hiermit auch formal stelle.
Der Vorstand der H&K AG kommt seiner selbst auferlegten unternehmerischen Verantwortung durch Selbstbeschränkung nicht nach und missachtet das Primat von Menschenrechten und Völkerrecht.
„Grüne-Länder-Strategie“
Die Exportstrategie, nach der Heckler & Koch „grundsätzlich (…) nur Staaten (beliefert), die der Europäischen Union und/oder der NATO angehören oder NATO-gleichgestellt sind“ [1], lässt weiterhin Ausnahmemöglichkeiten zu. Auch ausgewählte Sicherheitspartner Deutschlands können demnach als „grün“ gelten, wenn die Bundesregierung Exporte an diese genehmigt. Obwohl Sie betonen, dass Sie mit der „Grünen-Länder-Strategie“ unternehmerische Verantwortung durch Selbstbeschränkung übernehmen wollen, verstecken Sie sich bei den Ausnahmemöglichkeiten hinter den Exportgenehmigungen der jeweiligen Bundesregierung, anstatt unabhängig strikte Kriterien anzuwenden. Die Möglichkeit von Ausnahmen auf Basis von vagen sicherheitspolitischen Interessen öffnet Tür und Tor für Exporte, die die „Grüne-Länder-Strategie“ konterkarieren können. Das gilt insbesondere in einer Zeit, in der Rüstungsexporte zur geopolitischen Verfügungsmasse zu verkommen drohen und die Einhaltung internationaler Verpflichtungen immer weiter in den Hintergrund rückt. Wenn es Heckler & Koch ernst meint mit seiner unternehmerischen Verantwortung, dann muss das Primat von Menschenrechten und Völkerrecht in ihren Entscheidungen gelten! Dieser Mindestmaßstab muss auch für Altverträge gelten und unabhängig davon, ob es sich dabei um EU-, NATO- oder Drittstaaten handelt.
Jahresumsatz
Der Umsatz des Konzerns stieg im Jahr 2024 auf rund 343,4 Mio. Euro an. Laut den Angaben des Konzernlageberichts 2024 fielen rund 70,2 Mio. Euro auf das Inland, rund 273 Mio. Euro auf „grüne“ Länder im Ausland (USA, UK, Frankreich + „sonstige Grüne Länder“) und 109.000 Euro auf den „Rest der Welt“.
- Auf welche Geschäfte mit welchen Waffentypen und Empfängerländern geht der Umsatz mit den „sonstigen grünen Ländern“ zurück? Bitte führen Sie den Umsatzanteil auf, jeweils pro Land aufgeschlüsselt nach Waffentypen und Geschäftsvolumen.
- Auf welche Geschäfte mit welchen Waffentypen und Empfängerländern geht der Umsatz mit dem „Rest der Welt“ zurück? Bitte führen Sie den Umsatzanteil auf, jeweils pro Land aufgeschlüsselt nach Waffentypen und Geschäftsvolumen.
- Was fällt unter „andere Produkte und Leistungen“, die 2024 22% des Umsatzes ausmachten und für welche Empfängerländer wurden diese erbracht?
„Grüne-Länder-Strategie“
- Die Exportstrategie, nach der Heckler & Koch „grundsätzlich (…) nur Staaten (beliefert), die der Europäischen Union und/oder der NATO angehören oder NATO-gleichgestellt sind“, lässt weiterhin Ausnahmemöglichkeiten zu. Auch ausgewählte Sicherheitspartner Deutschlands können demnach als „grün“ gelten, wenn die Bundesregierung Exporte an diese genehmigt. H&K betont, dass es sich bei der „Grünen-Länder-Strategie“ um eine Selbstbeschränkung handelt. Müsste H&K hier nicht also unabhängig strikte Kriterien wirksam werden lassen, anstatt sich hinter den Exportgenehmigungen und Bewertungen der Bundesregierung zu verstecken?
- Sie schreiben im Konzernlagebericht: „Da Waffenexporte ausschließlich mit Genehmigung der Bundesrepublik Deutschland zulässig sind, ist eine Belieferung in kritische Staaten definitiv ausgeschlossen“. Unter den Empfängern deutscher Rüstungsexporte befinden sich Staaten wie Ägypten, Saudi-Arabien oder die VAE. Würden sie deshalb zum Schluss kommen, dass diese nicht kritische Empfänger sind?
- Die Kategorisierung, welche Länder als „grün“ gelten oder zum „Rest der Welt“ zählen, ist weiterhin nicht einfach nachvollziehbar. Die Kriterien und Risikoanalysen von H&K hierzu sind nicht transparent. Bitte konkretisieren Sie ihre Bewertungsbasis. Um welche Bewertungsinstrumente und Analysen handelt es sich konkret? Bitte zeigen Sie einen transparenten Kriterienkatalog auf.
- Wie viele (Anfragen für) Lieferungen haben Sie im vergangenen und laufenden Geschäftsjahr abgelehnt, die seitens der Bundesregierung genehmigungsfähig gewesen wären, aber nicht (mehr) ihren Kriterien entsprochen haben? Um welche Empfängerländer handelte es sich dabei?
- Welche Länder wurden im vergangenen und laufenden Geschäftsjahr über die H&K Standorte in den USA, Frankreich und Großbritannien beliefert?
Menschenrechtliche Sorgfaltspflichten allgemein
- Planen Sie, den nächsten Geschäftsbericht auch nach den neuen EU-Standards gemäß CSRD zu verfassen und so Ihre Berichtserstattung auch im Bereich Nachhaltigkeit zu vereinheitlichen?
- Ihrem Bericht zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) ist zu entnehmen, dass Sie 2024 keine Menschenrechtsverletzungen bei Zulieferern festgestellt haben. Analysieren Sie hierzu auch Ihre Kundschaft gesondert oder gar nicht bzw. erfolgt diese Analyse nur im Rahmen der „Grünen-Länder-Strategie“
- Halten Sie es mit dem Risikoprofil eines Kleinwaffenherstellers und im Sinne eines effektiven und risikobasierten Ansatzes entsprechend der UN-Standards (UNGP) nicht für sinnvoller, vielmehr Ihre Kundenbeziehungen bzw. „Downstream-Lieferkette“ genau zu analysieren im Hinblick auf menschenrechtliche Risiken?
- Haben Sie aktuell Menschenrechtsverletzungen bei sich oder Zulieferern festgestellt oder haben dazu Hinweise bzw. Beschwerden erhalten? Wenn ja, zu welchen Fällen genau und wie reagieren Sie?
- Haben Sie Geschäftsbeziehungen mit Zulieferern aufgrund von unzureichendem Hinwirken auf Beendigung von Umwelt- und Menschenrechtsverstößen beenden müssen und wenn ja, in welchen Fällen und aus welchen Gründen genau?
Aktionärsrechte und virtuelle Hauptversammlung:
Wir fordern Sie weiterhin auf, dass Sie für einen echten Austausch auch eine Hauptversammlung in Präsenz durchführen, an der ergänzend auch online teilgenommen werden kann, also die hybride Hauptversammlung.
- Haben Sie konkret geprüft oder planen Sie, eine hybride Hauptversammlung durchzuführen, an der sowohl in Präsenz als auch digital teilgenommen werden kann?
- Was wären die Mehrkosten einer hybriden Hauptversammlung gegenüber eine virtuellen oder Präsenz-Hauptversammlung?
- Wie sehen dahingehend Ihre Pläne für die Hauptversammlung 2026 aus?
Gesellschaftliche Stimmung und Marketingstrategie
In Deutschland wurde über Jahre hinweg durch wiederholte Narrative und das gezielte Zeichnen von Feindbildern eine zunehmend militärfreundliche Grundhaltung etabliert – mit sichtbarem „Erfolg“, wie etwa die Normalisierung von Waffenexporten oder die salonfähige Sprache über „Kriegstüchtigkeit“ zeigen.
Welche Auswirkungen hat dieser gesellschaftliche Stimmungswandel auf die Außendarstellung und Marketingstrategie von Heckler & Koch?
Wird H&K künftig offensiver oder selbstbewusster kommunizieren?
Wird sich dies auch in der Bildsprache, Tonalität oder Zielgruppenansprache Ihrer Kampagnen widerspiegeln?
Werbeetat im Detail
Bitte nennen Sie den aktuellen Werbeetat von Heckler & Koch, aufgeschlüsselt nach folgenden Kategorien – jeweils im Vergleich zum Vorjahr:
(a) Printwerbung in allgemeinen Tages- und Wochenzeitungen
(b) Printwerbung in Fach- und Branchenmedien
(c) Online-Werbung (inkl. Google-Ads o. ä.)
(d) Werbung in sozialen Netzwerken (Facebook, Instagram, LinkedIn etc.)
Wie sollen sich diese Werbemaßnahmen im laufenden und im kommenden Geschäftsjahr weiterentwickeln?
Medienkooperationen und regionale Einflussnahme
Wie viel wurde im letzten Geschäftsjahr für Anzeigen geschaltet bei:
(a) dem Schwarzwälder Boten
(b) weiteren regionalen Tageszeitungen (bitte mit Nennung)
(c) überregionalen Medien wie FAZ, WELT, Handelsblatt etc. (bitte mit Nennung)?
Gab es darüber hinaus finanzielle Zuwendungen, Sponsorings oder sonstige Kooperationen mit den genannten Verlagen oder deren Tochtergesellschaften?
Falls ja, bitte ich um eine transparente Aufschlüsselung.
Sponsoring und Imagepflege
Plant Heckler & Koch ein gezieltes Sponsoring – etwa nach dem Vorbild der Bundeswehr, z. B. im Sportbereich, bei Berufsmessen oder auf Jugendveranstaltungen, um gezielt Nachwuchs anzusprechen und die gesellschaftliche Akzeptanz weiter zu erhöhen?
Falls ja: In welchen Bereichen ist Sponsoring aktuell vorgesehen oder bereits erfolgt?
Werbesprache und internationale Außendarstellung
Mit welchen konkreten Slogans, Claims oder werblichen Aussagen wirbt Heckler & Koch aktuell für seine Produkte:
(a) auf dem deutschen Markt
(b) in militärischen Fachmedien (national und international)
(c) im Ausland, insbesondere in den USA?
Wie unterscheidet sich die Kommunikationsstrategie zwischen deutschen und internationalen Kampagnen?
Wird in bestimmten Märkten gezielt mit Begriffen wie „Freiheit“, „Sicherheit“ oder „Verantwortung“ geworben?
Nachwuchsgewinnung und ethische Kommunikation
Mit welchen Aussagen, Werten oder Versprechen wirbt Heckler & Koch um potenzielle Auszubildende?
Welche Kommunikationskanäle werden dafür genutzt – etwa Schulbesuche, Ausbildungsmessen, Social Media?
Und vor allem:
Wie thematisiert H&K gegenüber Jugendlichen und jungen Erwachsenen die ethische Dimension der Arbeit in einem Rüstungsunternehmen?
Gibt es Informationsangebote zur Gewissensfreiheit oder alternativen Berufsperspektiven?
Einfluss der Anteilseigner
Gab es im Verlauf der letzten 12 Monate eine Einflussnahme seitens der Hauptaktionäre auf die strategische Ausrichtung von H&K – insbesondere in Hinblick auf eine mögliche Aufweichung oder Flexibilisierung der Grünen-Länder-Strategie?
Wurden diesbezüglich interne Diskussionen oder Vorbereitungen für strategische Richtungsänderungen geführt?
Parteispenden
Hat Heckler & Koch im Jahr 2023 oder 2024 finanzielle Zuwendungen, Spenden oder Sachleistungen an politische Parteien oder parteinahe Organisationen geleistet?
Wenn ja:
- In welcher Höhe?
- An welche Parteien oder Organisationen?
- Zu welchem Anlass oder Zweck?
Gibt es für das laufende oder kommende Jahr entsprechende Planungen?
Spenden und Lobbyismus
- Wer hat von H&K im Geschäftsjahr 2024 Spenden (Zuwendungen) in welcher Höhe erhalten?
- Hat sich das Verhalten potentieller Spendengeldempfänger seit Beginn des Ukraine-Krieges geändert?
- Von wem hat H&K im Geschäftsjahr 2024 Spenden (Zuwendungen) bekommen? Bitte nennen Sie jeweils den Namen der Person bzw. Institution und die Höhe des Geldbetrags.
- Bitte geben Sie die Ausgaben von H&K in Zusammenhang mit Lobbyismus-Aktivitäten in den Jahren 2023 und 2024 an? Welcher Anteil entfiel auf Lobbyismus in Deutschland (z.B. Ausgaben für Büro in Berlin), auf EU-Ebene (z.B. in Brüssel oder Straßburg) oder auf internationale Ebene?
- Mit wem und zu welchen Inhalten hat H&K seit 2020 bis jetzt Beraterverträge abgeschlossen? Bitte nennen Sie auch hier jeweils den Namen der Person bzw. Institution und die Höhe des Geldbetrags.
- Wie hat sich das Gewerbesteuer-Aufkommen bei H&K in den Jahren 2020, 2021, 2022 und 2023 entwickelt?
- An welchen Messen hat H&K 2023 und 2024 teilgenommen und welche Kosten sind hierbei entstanden?
- Wie hoch waren die Ausgaben in den o.g. Jahren für sog. Roadshows (Veranstaltungen oder Treffen mit Investoren)?








