
Gegenanträge des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre zur virtuellen Hauptversammlung der H&K AG am 9. Juli 2025
Gegenantrag zu TOP 2: Verwendung des Bilanzgewinns
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre lehnt die vom Vorstand und vom Aufsichtsrat vorgeschlagene Verwendung des Bilanzgewinns ab und beantragt Folgendes:
Vortrag des Restbetrags in Höhe von EUR 210.301.139,71 auf neue Rechnung.
Ausschüttung einer Dividende in Höhe von EUR 0,01 je dividendenberechtigter Stückaktie, das entspricht bei 35.482.784 dividendenberechtigten Stückaktien einem Gesamtbetrag von EUR 354.827,84.
Begründung:
Die vom Vorstand und Aufsichtsrat vorgeschlagene Ausschüttung einer Dividende von 0,06 Euro je dividendenberechtigter Stückaktie ist zu hoch.
Statt eine Dividende in Höhe von 2.128.967,04 Euro an die Aktionärinnen Aktionäre auszuschütten, sollte die H&K AG fünf Sechstel davon (= 1.774.139,03 €) in einen noch zu schaffenden Rehabiliationsfonds für Kindersoldaten einzahlen.
In ehemaligen und aktuellen Krisen- und Kriegsgebieten – wie beispielsweise in Uganda, Sierra Leone, Kolumbien und dem Irak – schossen bzw. schießen Kindersoldaten mit Gewehren von Heckler & Koch (G3 u.a.). Viele von ihnen werden durch Kleinwaffen, auch von H&K, verletzt oder getötet (vgl. Gegenantrag zu TOP 4).
Gegenantrag zu TOP 3: Entlastung des Vorstands
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, die Mitglieder des Vorstands für das Geschäftsjahr 2024 nicht zu entlasten.
Begründung:
Der Vorstand der H&K AG kommt seiner selbst auferlegten unternehmerischen Verantwortung durch Selbstbeschränkung nicht nach und missachtet das Primat von Menschenrechten und Völkerrecht.
Grüne-Länder-Strategie
Die Exportstrategie, nach der Heckler & Koch „grundsätzlich (…) nur Staaten (beliefert), die der Europäischen Union und/oder der NATO angehören oder NATO-gleichgestellt sind“ [1], lässt weiterhin Ausnahmemöglichkeiten zu. Auch ausgewählte Sicherheitspartner Deutschlands können demnach als „grün“ gelten, wenn die Bundesregierung Exporte an diese genehmigt. Obwohl Sie betonen, dass Sie mit der „Grünen-Länder-Strategie“ unternehmerische Verantwortung durch Selbstbeschränkung übernehmen wollen, verstecken Sie sich bei den Ausnahmemöglichkeiten hinter den Exportgenehmigungen der jeweiligen Bundesregierung, anstatt unabhängig strikte Kriterien anzuwenden. Die Möglichkeit von Ausnahmen auf Basis von vagen sicherheitspolitischen Interessen öffnet Tür und Tor für Exporte, die die „Grüne-Länder-Strategie“ konterkarieren können. Das gilt insbesondere in einer Zeit, in der Rüstungsexporte zur geopolitischen Verfügungsmasse zu verkommen drohen und die Einhaltung internationaler Verpflichtungen immer weiter in den Hintergrund rückt. Wenn es Heckler & Koch ernst meint mit seiner unternehmerischen Verantwortung, dann muss das Primat von Menschenrechten und Völkerrecht in ihren Entscheidungen gelten! Dieser Mindestmaßstab muss auch für Altverträge gelten und unabhängig davon, ob es sich dabei um EU-, NATO- oder Drittstaaten handelt.
Waffenhersteller profitiert vom US-Zivilmarkt
Während sich Heckler & Koch hierzulande als zuverlässiger Partner von Sicherheitsbehörden präsentiert, liegt der Schwerpunkt in den USA auf dem Zivilmarkt. Insgesamt machte das US-Geschäft im vergangenen Jahr über ein Viertel des Konzernumsatzes aus. Über 95 Prozent des US-Geschäfts fallen auf „USA-Zivil“. [2] Für Heckler & Koch ist der Zivilmarkt in den USA also zentral.
In der dortigen Werbung sind die Kleinwaffen nicht in den Händen freundlicher Sicherheitskräfte und neben Bekenntnissen zur Nachhaltigkeit und Fotos von Windrad-Idyllen abgebildet. In den USA wirbt Heckler & Koch u.a. für die Pistole CC9, die durch ihre kleine Größe im Alltag verdeckt getragen werden kann, um für „den einen Tag“ bereit zu sein („Everyday concealability, that day capability“ [3]). Damit bedient Heckler & Koch das Narrativ, Schusswaffenbesitzer*innen, die ihre Waffen verdeckt tragen, würden diese nur zur Selbstverteidigung einsetzten und unterstützt den Mythos, Schusswaffen würden ihre Besitzer*innen sicherer machen. Dabei warnen Expert*innen genau vor dem Gegenteil: Der Besitz bzw. das Tragen von Schusswaffen erhöhe das Risiko von Tötungsdelikten, Selbstmorden oder unbeabsichtigten Verletzungen. [4] Der Einsatz von Waffen zur legalen Selbstverteidigung sei hingegen äußerst selten. Neunmal so viele Menschen geben an, Opfer einer Person mit einer Schusswaffe geworden zu sein, als durch eine Schusswaffe geschützt worden zu sein. [5] Allein im letzten Jahr sind in den USA fast 17.000 Menschen durch Schusswaffengewalt getötet und über 31.000 verletzt worden. Hinzu kommen zehntausende Suizide mit Schusswaffen. Bis zum 21. Juni wurden bereits 175 Fälle von Mass Shootings für 2025 gemeldet. Als Mass Shootings werden Vorfälle beschrieben, bei denen mindestens vier Opfer verletzt oder getötet wurden. [6]
Schmuggelrisiko an der US-mexikanischen Grenze
Nicht nur die USA, auch Mexiko leidet unter einer Epidemie der Schusswaffengewalt. Heckler & Koch verweist auf Waffenhändler, die von der mexikanischen Regierung beschuldigt werden, am illegalen Waffenschmuggel nach Mexiko beteiligt zu sein. Wir konfrontierten Sie bereits in den vergangenen Jahren mit den damit einhergehenden Risiken. Anstatt solche Händler konsequent zu meiden, verweist Heckler & Koch jedoch auf seiner US-Internetseite bei der Händler-Suche mittlerweile explizit auf drei der fünf Beschuldigten. Heckler & Koch stellt somit offensichtlich nicht ausreichend sicher, dass innerhalb der USA auf dem Zivilmarkt verkaufte Produkte nicht nach Mexiko weitergeschmuggelt werden können. Damit wird Heckler & Koch seiner eigenen Maxime nicht gerecht, denn diese lautet: „Im Zweifel nehmen wir Abstand von einem Geschäft“.
Angesichts des Falls illegaler Heckler & Koch-Exporte von Deutschland nach Mexiko (2006-2009), die in Mexiko nachweislich bei Menschenrechtsverletzungen eingesetzt wurden und zu unermesslichen Leid führten, sollte Heckler & Koch alles daran setzen zu verhindern, dass seine Waffen abermals nach Mexiko gelangen – egal auf welchem Weg.
Quellen: siehe unter Gegenantrag zu TOP 7
Gegenantrag zu TOP 4: Entlastung des Aufsichtsrats
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, die Mitglieder des Aufsichtsrate für das Geschäftsjahr 2024 nicht zu entlasten.
Begründung:
Der Aufsichtsrat der H&K AG ist seiner Aufgabe als Kontrollorgan des Vorstands nicht hinreichend nachgekommen und ermöglicht die Entwicklung neuer Waffen, die die Zivilbevölkerung in Deutschland gefährden können.
Drohnenabwehr und KI: ungeklärte Risiken für Unbeteiligte
In einem Zeitungsbericht über neue Produkte von H&K heißt es: „Mit SMASH X4 (einem Aufsatz für das G27P) sollen Soldaten Drohnen bis zu einer Entfernung von rund 200 Metern zerstören können. … Um das Risiko für Unbeteiligte möglichst gering zu halten, könnten die Soldaten mit dem G27P keine Gefechtsmunition verschießen, sondern nur Übungsmunition. Diese würde Menschen, die sie versehentlich trifft, ab einer gewissen Entfernung vermutlich nicht töten.“
Heckler&Koch entwickelt und liefert offenbar Waffen, die im Inland zur Spionageabwehr eingesetzt werden sollen und dabei Zivilisten gefährden, auch wenn sie „vermutlich nicht getötet“ würden. Damit beteiligt sich Heckler und Koch an der weltweit zu beobachtenden Verwischung zwischen Krieg und Frieden. Der Entwicklung von militärischen Waffen für den Einsatz im Frieden im eigenen Land unter Hinnahme der Gefährdung von Zivilisten können wir nicht zustimmen.
Heckler und Koch kündigt außerdem ein neues Waffensystem an: Quelle: H&K, kampee patisena/Moment RF/Getty Images: „Waffenbauer Heckler & Koch stellt einen Granatwerfer vor, der bald in der Luftabwehr verwendet werden soll. In Kooperation mit Valhalla Turrets und ATS entsteht eine innovative Dual Mode Granat Maschinenwaffe. H&K kombiniert moderne Elektronik und KI, um seine Waffentechnologie zu revolutionieren. Abgefeuert wird Granatmunition im Kaliber 40 Millimeter mit einer geplanten Reichweite von 30 Meter bis 1,5 Kilometer. Es können verschiedene Munitionsarten verschossen werden, etwa Patronen mit Sprengsplitterwirkung. Drohnen sollen dann mit einem Splitterhagel bekämpft werden. Die Explosionsreichweite der Munition lasse sich programmieren, heißt es.“
Künstliche Intelligenz (KI) solle entscheiden, ob eine Drohne eine Gefährdung sei und abgeschossen werde. Wie sieht es mit dem Risiko für Menschen aus? Mit Verwechslungen und Fehlern? Mit den Splittern aus der Splittersprengwirkung? Wie wird gewährleistet, dass Entscheidungen in der Hand von Menschen bleiben? Wer ist im Zweifelsfall verantwortlich, wenn Zivilisten zu Schaden kommen? Man sei kurz vor der Marktreife. Dazu gehört ein ethisches Konzept für den Einsatz von KI. Ohne Klarheit in diesen Fragen können wir dieser Entwicklung nicht zustimmen.
Rehabilitationsfonds für Kindersoldaten
Der Aufsichtsrat der H&K AG soll sich für die Schaffung eines Rehabiliationsfonds für Kindersoldaten einsetzen.
In ehemaligen und aktuellen Krisen- und Kriegsgebieten – wie beispielsweise in Uganda, Sierra Leone, Kolumbien und dem Irak – schossen bzw. schießen Kindersoldaten mit Gewehren von Heckler & Koch (G3 u.a.). Viele von ihnen werden durch Kleinwaffen, auch von H&K, verletzt oder getötet.
Kleinwaffen sind die Massenvernichtungswaffen des 21. Jahrhunderts: Die weitaus meisten Kriegsopfer, insbesondere unter der Zivilbevölkerung, werden durch Kleinwaffen getötet. Sie können bis zu 50 Jahre lang eingesetzt und auch von Kindern leicht bedient werden. Selbst wenn sie einst legal exportiert wurden, finden sie oft ihren Weg zu Terrorgruppen, Privatarmeen und Kriminellen. Allein das G3-Sturmgewehr von Heckler & Koch ist mit zehn Millionen Exemplaren in mindestens 80 Ländern der Welt im Umlauf. Alle 14 Minuten stirbt ein Mensch allein durch Waffen des führenden deutschen Pistolen- und Gewehrherstellers Heckler & Koch.
Gegenantrag zu TOP 7: Wahl zum Aufsichtsrat
Herr Julian Whitehead, Präsident des Verwaltungsrats der Kireap Group AG, wohnhaft in Letchworth Garden City, England, Vereinigtes Königreich, soll nicht zum Mitglied des Aufsichtsrats gewählt werden.
Begründung:
Der Aufsichtsrat von Heckler & Koch hat Julian Whitehead als neues Mitglied für den Aufsichtsrat vorgeschlagen. Er soll Dr. Regina Engelstädter ersetzen, die ihr Amt als Mitglied des Aufsichtsrats mit Wirkung zum Ablauf der Hauptversammlung vom 9. Juli 2025 niederlegen und aus dem Aufsichtsrat der Gesellschaft ausscheiden wird.
Bei einer Wahl von Herrn Whitehead bestünde der Aufsichtsrat nur noch aus männlichen Mitgliedern. Neben dem Vorsitzenden Dr. Rainer Runte ist derzeit Nicolaus P. Bocklandt Mitglied des dreiköpfigen Aufsichtsrats.
Zwar hat die H&K AG weniger als 2.000 Beschäftigte und unterliegt formell nicht der Quote von 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen, die das Gesetz zur Ergänzung und Änderung der Regelungen für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen festschreibt.
Dennoch muss sich der Aufsichtsrat der H&K AG sich darum bemühen, weibliche Beschäftigte zur Wahl in den Aufsichtsrat vorzuschlagen. Der Aufsichtsrat sollte auch mindestens ein weibliches Mitglied für den Vorstand bestellen. Der Vorstand der H&K AG bestand bisher immer aus männlichen Mitgliedern.
Heckler & Koch beansprucht, sich im Rahmen des ESG-Managements an den drei Säulen Umwelt, Soziales und Governance (gute Unternehmensführung) sowie den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen (SDG) zu orientieren.
H&K AG von entschiedenem Eintreten für Geschlechtergerechtigkeit weit entfernt
Bei einem Unternehmen, das vorgibt, sich „im Kontext der sozialen Nachhaltigkeit“ an den UN-Zielen zu orientieren und sich „insbesondere in den Bereichen Bildung (Nr. 4), Geschlechtergleichheit (Nr. 5) sowie menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum (Nr. 6)“ zu engagieren, vermissen wir ein entschiedenes Eintreten für Geschlechtergerechtigkeit.
Nach den Zahlen des aktuellen Women-on-Board-Index (Stand Dezember 2024) ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten von 178 untersuchten DAX-Unternehmen leicht auf 37,2 Prozent gestiegen, in den Vorständen auf 20,3 Prozent. Ausgewertet wurden Konzerne in den Börsenindizes Dax, MDax und SDax sowie die im regulierten Markt an der Börse notierten, paritätisch mitbestimmten Unternehmen.
Quellen für Gegenantrag zu TOP 3:
1 https://www.heckler-koch.com/de/Unternehmen/Heckler%20-%20Koch/Grüne-Länder-Strategie
2 Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2024, S. 9 und Konzernanhang für das Geschäftsjahr 2024, S. 58.
4 https://publichealth.jhu.edu/center-for-gun-violence-solutions/research-reports/gun-violence-in-the-united-states#firearm-ownership-and-safety und https://publichealth.jhu.edu/center-for-gun-violence-solutions/solutions/regulation-of-public-carry-of-firearms.
5 https://www.americanprogress.org/article/debunking-the-guns-make-us-safer-myth/#:~:text=The%20truth%20is%20that%20guns,in%20a%20gun%2Dfree%20household. 6https://www.gunviolencearchive.org