Botschaft der Beschützer:innen der Mutter Natur im Kendeng-Gebirge an den Zement-Konzern

Rede von Janty Jie auf der Hauptversammlung von Heidelberg Materials am 16. Mai 2024

Janty Jie von Watch Indonesia und Gunretno (auf Handy-Display) appelieren an Konzernchef Dominic von Achten, keinen Kalkstein im Kendeng-Gebirge auf Java abzubauen.

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat,

ich hoffe, es geht Ihnen allen gut. Mein Name ist Janty Jie von Watch Indonesia! e.V. In enger Zusammenarbeit mit zahlreichen engagierten Ehrenamtlichen unterstützen wir mit der Kampagne „Save Kendeng“ die Bäuer*innen am Kendeng-Karst-Gebirge in der Region Pati auf Zentraljava in Indonesien. Was Sie gerade gesehen haben, war eine klare Botschaft von ihnen, den Beschützer:innen der Mutter Natur im Kendeng-Gebirge. Sie setzen sich mit gewaltfreien und kreativen Protesten gegen die Zerstörung des Kendeng-Karsts durch das Projektvorhaben des Heidelberg-Materials-Tochterunternehmens PT. Indocement ein. Nun möchte ich einen Brief von einem Vertreter der Gemeinschaft vorlesen.

Brief von Gunretno, Vertreter der Sedulur Sikep und Bäuer:innen in Pati auf Java (Indonesien)

„Mit größtem Respekt haben wir seit 2017 in der Hauptversammlung von Heidelberg Materials appelliert, den Projektplan Ihres Tochterunternehmens PT. IndoCement zum Abbau von Kalkstein und zum Bau eines Zementwerks in Pati zu stoppen. Doch Sie ignorieren uns und lassen zu, dass das Projektvorhaben fortgesetzt wird. Sie gestatten es Ihrem Tochterunternehmen, alle erdenklichen Wege zu gehen, um das Projekt umzusetzen: von der Manipulation von Umweltdaten in der Umweltverträglichkeitsprüfung über Einschüchterungen bis hin zur Spaltung der Gesellschaft.

Sehr geehrte Damen und Herren, für Sie ist das Kendeng-Karst-Gebirge möglicherweise lediglich ein Ort, der erneut enorme Gewinne versprechen könnte, der ein potenzielles finanzielles Investment darstellt und der Ihnen Ihr Leben im Überfluss sichert. Für uns, Sedulur Sikep, und die Bäuerinnen und Bauern in Pati ist dieser Ort unsere Lebensgrundlage und ein wertvolles Ökosystem von unschätzbarem kulturellen und ökologischen Wert. Die Zerstörung dieses einzigartigen Gebiets würde nicht nur unsere Existenz bedrohen, sondern auch die Vielfalt und Schönheit unserer Umgebung für immer zerstören.

Seit 2010 hat sich das Schicksal des Kendeng-Karst-Gebirges dramatisch verändert, als unsere Provinzregierung den Schutzstatus des Gebiets aufgehoben und etwa 5000 Hektar für Bergbau und Industrie freigegeben hat. Die Folgen sind verheerend: Nie zuvor haben wir solch extreme Überschwemmungen und Dürren erlebt, die unsere Reisfelder vernichten und uns jährliche Ernteverluste in Höhe von Milliarden Indonesischen Rupiah bescheren. Ein weiteres großes Zementprojekt würde das Kendeng-Gebirge endgültig an seine Grenzen bringen. Wenn Sie unsere Sorgen nicht verstehen, laden wir Sie ein, uns zu besuchen und mit eigenen Augen den kritischen Zustand des Kendeng-Karst-Gebirges zu sehen.

Seit Generationen leben wir am Fuß des Kendeng-Gebirges im Einklang mit der Natur. Wir sind entschlossen, diesen Ort mit all unseren Kräften zu verteidigen und sind bereit, dafür zu kämpfen, selbst wenn es bedeutet, unser Leben zu riskieren. Die Verbundenheit mit unserem Land und die Verantwortung für kommende Generationen sind unsere Antriebskraft im Kampf für den Schutz des Kendeng-Gebirges.

Sie können ebenfalls dazu beitragen, das Kendeng-Gebirge vor der Zerstörung zu bewahren. Wir appellieren erneut an Sie: Bitte stoppen Sie den Projektplan Ihres Tochterunternehmens PT. IndoCement! Ihre Unterstützung ist entscheidend, um unsere Heimat und Lebensgrundlage zu schützen. Lassen Sie uns gemeinsam für den Erhalt des Kendeng-Gebirges kämpfen.

Mit freundlichen Grüßen,

Gunretno
Mitglied der indigenen Gruppe Sedulur Sikep und der Bürger*innen-Initiative „Netzwerk der Menschen, denen das Kendeng Gebirge am Herzen liegt“

Außerdem sind die betroffenen Gemeinden auch sehr enttäuscht, dass die Mediation im Rahmen des langwierigen OECD-Beschwerdeverfahrens gescheitert ist und zu keinem Ergebnis geführt hat. Haben Sie weitere Pläne, um mit den Gemeinden in Kontakt zu treten und ihre Bedenken bezüglich des Projekts anzuhören?

Sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat, zum Abschluss möchten wir auch wissen: Was werden Sie tun, wenn aufgrund des Projektvorhabens Ihres Tochterunternehmens Menschen gewaltsam vertrieben werden und sterben? Werden Sie es zulassen und tatenlos bleiben, während Ihr Profit auf dem Leid von Menschen und der Natur beruht?

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