Zementgigant erwirtschaftet Profite auf Kosten des Globalen Südens

Gegenanträge des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre
zur Hauptversammlung der Heidelberg Materials AG am 16. Mai 2024

Auf der Präsenzhauptversammlung 2023 stellte sich Konzernchef Dominic von Achten (rechtes Foto, rechts außen) noch den Forderungen von Fridays for Future und Watch Indonesia (linkes Foto). 2024 „flieht“ der Zementgigant ins virtuelle Format.

Gegenantrag zu TOP 2: Beschlussfassung über die Verwendung des Bilanzgewinns für das Geschäftsjahr 2023

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, die von Vorstand und Aufsichtsrat vorgeschlagene Verwendung des Bilanzgewinns abzulehnen. Anstatt einer Dividende von 3,00 € pro Aktie sollen jeweils nur 2,70 € ausgezahlt werden. Die restlichen 0,30€ pro Aktie, insgesamt 54.620.436€ sollen einem Entschädigungsfonds zugeführt werden, der speziell Gemeinschaften unterstützen soll, die durch die Geschäftsaktivitäten von Heidelberg Materials beeinträchtigt wurden. 

Begründung:

Trotz rückläufiger Nachfrage nach Baustoffen hat Heidelberg Materials das Geschäftsjahr 2023 mit einem Rekordergebnis abgeschlossen. Der Zement-Gigant erhöhte seine  Umsatzerlöse um 4 Prozent auf 21,2 Milliarden Euro erhöhen und das Ergebnis des laufenden Geschäftsbetriebs um 29 Prozent auf 3,0 Milliarden Euro.

Immer höhere Profite – erwirtschaftet auf dem Rücken des Globalen Südens
Während entlang der Wertschöpfungskette des Konzerns Vorwürfe zu Umweltverschmutzung, Menschenrechtsverletzung und Völkerrechtsverletzungen weiter ignoriert werden, sollen immer höhere Dividenden ausgezahlt werden. Aus den Profiten, die auf dem Rücken von Menschen vor allem im Globalen Süden erwirtschaftet wurden, sollte zumindest einen Bruchteil als Entschädigung an diese zurückgezahlt werden. 


Gegenantrag zu TOP 3: Beschlussfassung über die Entlastung des Vorstands für das Geschäftsjahr 2023

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, den Mitgliedern des Vorstands die Entlastung zu verweigern.

Begründung:

Der Geschäftsbericht von Heidelberg Materials ist hinsichtlich der Nachhaltigkeit des Unternehmens entlarvend: „Wir machen unseren Erfolg vor allem, aber nicht nur, an Finanzkennzahlen fest.“ (Vorwort des Vorstandsvorsitzenden Dominic von Achten, GB, S. 6)

Angesichts der Herausforderung durch die Klimakatastrophe gehen die Maßnahmen für den Klimaschutz geradezu im Schneckentempo voran. So beträgt die Reduktion der spezifischen Netto-CO 2-Emissionen im Geschäftsjahr 2023 gerade einmal 3 Prozent.

Auswirkungen ausgewählter Klimaszenarien
Heidelberg Materials geht in seinem Geschäftsbericht auf die Auswirkungen von drei verschiedenen Klimaszenarien ein. Um das beste Szenario, den „1,5-Grad-Weg“, zu erreichen müssten die Maßnahmen von Heidelberg Materials deutlich ambitionierter sein. Man stellt bei Heidelberg Materials schon auf den „Mittelweg“ als angeblich „wahrscheinlichsten Weg“ ein, bei dem die durchschnittliche Erwärmung 2,7 Grad betragen würde.

Das Szenario für den „fossilien Weg“ wird wie folgt beschrieben: „Die soziale und ökonomische Entwicklung basiert auf der weltweit verstärkten Ausbeutung der fossilen Brennstoffressourcen mit einem energieintensiven Lebensstil. Erneuerbare

Energien sind wenig anerkannt. Die globale Wirtschaft wächst schnell, auch das Bevölkerungswachstum erreicht seinen Höhepunkt. Das führt zu einer starken Erhöhung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre, der Anstieg hält bis zum Ende des 21. Jahrhunderts an. Die klimatischen Veränderungen sind sehr stark. …“ (GB S.50)

Ausbau des Zementgeschäfts in Indonesien
In Indonesien baut die Heidelberg Materials AG ihre schon bestehende Geschäftstätigkeit weiter aus. „Zur Stärkung seiner Präsenz in Indonesien hat Heidelberg Materials im November 2023 über seine Tochtergesellschaft Indocement 100 % der Anteile an dem Zementunternehmen PT Semen Grobogan erworben. PT Semen Grobogan betreibt ein integriertes Zementwerk in Zentraljava, das eine Kapazität von 1,8 Mio t Klinker und 2,5 Mio t Zement hat und über Kalksteinreserven für mehr als 50 Jahre verfügt.“ (Geschäftsbericht S. 95)

Das Tochterunternehmen PT Indocement hält ebenfalls in Java weiterhin an den Plänen zur Errichtung einer Zementfabrik und dem Rohstoffabbau im Karstgebirge des Landkreises Pati fest, welche die Lebensgrundlage der lokalen, teils indigenen, Bevölkerung zerstören würde. Hier würden klar FPIC-Prinzipien missachtet und ein sensibles und wertvolles Ökosystem dem Raubbau zum Opfer fallen. Auch in der rechtlichen Bewertung des Investitionsvorhabens kann dem Unternehmen unterstellt werden, dass es bewusst versucht, eine rechtlich unklare Situation bezüglich der Raum- und Entwicklungsplanung Indonesiens – und das trotz massiver Proteste – für sich auszunutzen. 

Menschenrechtsverletzungen entlang der Wertschöpfungskette
Heidelberg Materials bekennt sich nach eigener Aussage zu den Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO, den OECD-Leitlinien für multinationale Unternehmen und zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sowie den Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen. Trotzdem tauchen Jahr für Jahr Berichte über Menschenrechtsverletzungen entlang der Wertschöpfungskette auf, mit Vorfällen in Togo, der Westsahara oder Indonesien als Spitze des Eisbergs.

Um die Ernsthaftigkeit dieses Bekenntnisses zu zeigen, fordern wir daher, dass Heidelberg Materials jährlich ein unabhängiges Institut beauftragt, um einen Bericht über die Einhaltung dieser Richtlinien zu erstellen. Ein solcher Bericht ist für uns fundamental, um über die Arbeit des Vorstandes urteilen zu können.

Fragwürdige Geschäfte in Togo und Marokko
In Togo ist Heidelberg Materials mit drei Tochterunternehmen vertreten, unterhält seit über 38 Jahren Beziehungen zur Herrscherfamilie und unterstützt so die vorherrschenden diktatorischen Strukturen und zerstört die Umwelt. Mit dem marokkanischen Tochterunternehmen Ciments du Maroc wird in völkerrechtswidrig besetzten Gebieten der Westsahara Profit gemacht und somit gegen internationales Recht verstoßen. Heidelberg Materials unterstützt Marokko bei der illegalen Besatzung über die Westsahara und verhindert damit internationale Bemühungen für die Unabhängigkeit. Dazu kommen illegale Investitionen und Zerstörung der Umwelt.

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