Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir kennen uns schon vom letzten Jahr und haben das gegenseitige Terrain schon etwas abgetastet. Es kann sein, dass sich einige Fragen vom letzten Jahr wiederholen, aber sie sind ja noch nicht alle erschöpfend beantwortet!
In dem Briefwechsel, den Sie, Frau Titzrath, vorrangig mit Professor Ihmig geführt haben, beziehen Sie sich mehrfach auf die ethische, soziale und wirtschaftliche Verantwortung in Ihrem Unternehmen.
…Das hat uns sehr gefreut, ebenso auch Ihre Bereitschaft in einen gemeinsamen Dialog mit uns einzutreten. Erfreulich war auch der Vorschlag von Wirtschaftssenator Horch, die Atomtransporte im Hamburger Hafen einzustellen, ebenso, wie es in Bremen schon seit Jahren der Fall ist.
Anfang April haben die HHLA und HAPAG Lloyd angekündigt auf den Umschlag von Kernbrennstoffen zu verzichten. Als langjährige Atomkraftgegnerinnen begrüßen wir Dieses als wichtigen Schritt, müssen aber zu bedenken geben, dass die Zahl der Atomtransporte über den Hafen, nach unseren Recherchen, trotzdem nur wenig sinken werden. Denn es findet immer noch alle drei Tage ein Atomtransport aus dem Hamburger Hafen statt.
Nach unserer Kenntnis hat die Firma Unikai , an der die HHLA die Mehrheit hält, die Transporte fortgesetzt und sich nicht dem Verzicht angeschlossen!
Gehen wir recht in der Annahme, dass die Kernbrennstoffe im Jahr 2017 mehr als 90% des im Hamburger Hafen umgeschlagenen Atommaterials ausmachten?
Ist es richtig, dass die HHLA auf den Umschlag sog. „sonstiger radioaktive Stoffe“, wie z.B. Uranerzkonzentrat ( „Yellow Cake“) ,sowie das hochgiftige gasförmige Uranhexafluorid nicht verzichten wird?
Wie lässt sich das mit Ihrem Anspruch einer ethischen Verantwortung vereinbaren??!
Ich stelle diese Fragen als langjährige Atomkraftgegnerin und möchte als Aktionärin Ihres Unternehmens nicht mitverantworten müssen, dass hochgiftige Gefahrengüter durch den Hamburger Hafen transportiert werden und damit die BürgerInnen unserer schönen Hafenstadt gefährdet werden!
Auf der anderen Seite möchten wir die Absprache zwischen HHLA und Senator Horch als einen ersten Schritt verstehen, und sehen darin, – im Fußballjargon gesprochen,- eine Steilvorlage für den zweiten Schritt an, nämlich auch den Umschlag von Rüstungsgütern zu stoppen!
Im letzten Jahr haben wir von Ihnen, Frau Titzrath, die Auskunft bekommen, dass Sie nicht genau wissen, was die Container enthalten. Deshalb fragen wir dieses Jahr wieder nach: Nutzt die HHLA die Möglichkeit festzustellen, ob sich in den Containern Rüstungsgüter befinden?
Die HHLA ist zu etwa 80 % am Umschlag im Hamburger Hafen beteiligt, daraus ergibt sich die Frage: Ist die HHLA auch zu etwa 80% am Umschlag von Gefahrengütern, wie Rüstungstransporten beteiligt?
Wie hoch ist der Prozentsatz am Gewinn vom Umschlag von Rüstungsgütern? Wie wichtig ist es wirtschaftlich für die HHLA solche Rüstungsbetriebe wie z.B. Rheinmetall, Krauss-Maffei Wegmann, Sig-Sauer und Heckler und Koch als Kunden zu haben und Ihre Container umzuschlagen?
Daraus ergeben sich folgende Fragen: Wer ist am Umschlag und Transport der Leopard 2 Panzer beteiligt, die womöglich in der Hamburger Schweißtechnik- Firma Krauss-Maffei Wegmann in Finkenwerder hergestellt – und dann von den Türken in der syrischen Stadt Afrin gegen die Kurden eingesetzt wurden? War die HHLA daran beteiligt?
Die nächste ähnlich gelagerte Frage lautet: Wurden die Patrouillenboote, oder Teile davon von der HHLA nach Saudi-Arabien verschifft? In einer Seeblockade verhinderten diese Boote den Nachschub an Lebensmitteln für die hungernde Bevölkerung im Krieg im Jemen.
Was hindert Sie daran, aus dem Geschäft mit Rüstungsgütern und Atomtransporten ganz auszusteigen?
Nun möchte ich zum Schluss noch auf einen anderen Gedanken zu sprechen kommen und zwar möchte ich mich auf den Eröffnungsgottesdienst im Michel zum Hafengeburtstag am 10.Mai diesen Jahres beziehen:
Senator Horch hat dort gesprochen und ein Diakon vom Seemannsheim „Duckdalben“. Vielleicht waren einige von Ihnen dabei und erinnern sich an die beeindruckende Rede und an die Fürbitten im Gottesdienst zum Thema „Stopp der Rüstungsexporte“. Es wurde in eindringlichen Worten davon berichtet, dass ein Seemann aus Syrien, nachdem er herausgefunden hatte, dass in den Containern auf seinem Schiff Rüstungsgüter transportiert wurden, die auf Umwegen auch in sein Heimatland, nach Syrien, gelangen konnten, im April diesen Jahres Selbstmord begangen hat. Dieses Schicksal teilt er leider mit anderen Seeleuten zuvor. Es ist verständlich, dass ein Mensch, den Zwiespalt nicht ertragen kann, dass er mit seiner Hände Arbeit tötendes Material in seine Heimat bringen soll!
Wo bleibt da die ethische Verantwortung Ihres Unternehmens?!
Ist das ein frommer Wunsch oder ist die HHLA bereit aktiv an einer Gesamtlösung mit zu arbeiten, wie Sie es in Ihrem Schreiben vom Januar 2018 angekündigt haben, mit dem Ziel „ Rüstungsexporte aus dem Hamburger Hafen zu stoppen“?
Es ist mir,- gerade als etwas älterer Mensch- ein inneres Bedürfnis, all diese Fragen und Forderungen zu formulieren, damit es NICHT wieder heißt: „Wir haben von alledem nichts gewusst!“
Wir alle, die wir hier im Raum versammelt sind – ob jung oder älter – tragen die Verantwortung dafür, dass wir den nächsten Generationen in allen Ländern eine friedliche, lebenswerte Welt hinterlassen.