Corona, Lieferketten und China Cables: Fragen von Gisela Burckhardt, FEMNET

  1. Hat Hugo Boss wegen der Covid-19 Pandemie Aufträge an Zulieferer storniert?
    1.a. Wenn ja Aufträge in welcher Höhe und bei welchen Zulieferern in welchen Ländern wurden storniert?
    1.b. Wenn nein: Wurden die Verträge mit den Zulieferern neu verhandelt? (z.B. Forderung nach Preisabschlägen, späterer Zahlung, o.ä.)
    1.c. Wurde weniger Ware abgenommen als ursprünglich vereinbart?
    1.d. Wurden für laufende Verträge spätere Lieferzeitpunkte festgesetzt?
  2. Liegt derzeit fertig hergestellte Ware von Hugo Boss bei Produzenten oder in Häfen und wartet auf Abnahme von Hugo Boss?
  3. Teilt Hugo Boss das Risiko von Aufträgen mit seinen Zulieferern, indem das Unternehmen Vorauszahlungen für den Einkauf von Stoffen und Accessoires leistet bzw. die Stoffe und Accessoires selber einkauft und dem Produzenten zur Verfügung stellt? Oder muss die Fabrik zu 100% in Vorleistung gehen?
  4. Wurden bei ihren Zulieferern Arbeiter*innen entlassen? Wenn ja, bei welchen Zulieferern in welchen Ländern und wie viele insgesamt?
  5. Erhielten die Beschäftigten bei Ihren direkten Zulieferern die Löhne weiterhin bezahlt? Wenn nein, welche Kürzungen wurden je nach Zulieferer bzw. je nach Produktionsland bei den Löhnen für die Beschäftigten vorgenommen?
  6. Hat Hugo Boss zukünftige Aufträge – auch teilweise z.B. Mengenreduktion – storniert? Wenn ja in welcher Höhe? In welchen Ländern?
  7. Sofern die Fabriken wieder produzieren, welche Maßnahmen wurden bei Ihren Zulieferern getroffen, um die Sicherheit und Gesundheit aller Beschäftigten gewährleisten zu können?
  8. Ist Hugo Boss bereit zu einem (internationalen) Nothilfefonds beizutragen, mit dem Lohnfortzahlungen, Schutzmaßnahmen und andere Unterstützungsmaßnahmen in Produktionsländern finanziert werden?
  9. Hat Hugo Boss den Global Call to Action der ILO to protect garment workers during COVID-19 pandemic unterzeichnet?
  10. Hat Hugo Boss den Aufruf von Multistakeholder Initiativen „Responding responsibly to the COVID-19 crisis” unterzeichnet?
  11. In seiner Antwort zum Gegenantrag des Aktionärs Torsten Schnittker gibt Hugo Boss an, dass ein Verzicht des Aufsichtsrats auf seine Vergütung nur auf freiwilliger Basis erfolgen kann. Wie ist diese Aussage vereinbar mit den Lohnkürzungen in der Corona-Krise bei Beschäftigten hier wie in der Lieferkette bei seinen Zulieferern oder sogar dem Verlust von Arbeitsplätzen? Beschäftigte verlieren ihren Job oder erhalten eine Lohnkürzung, die nicht mehr zum Überleben ausreicht, aber der Aufsichtsrat kann nicht auf seine üppige Vergütung verzichten? Könnte Hugo Boss die Stundenanzahl für das Jahr 2019 benennen, die
    a) ein Aufsichtsratmitglied für Hugo Boss aufgebracht hat und
    b) eine Näherin z.B. in der eigenen Fabrik von Hugo Boss in der Türkei, gearbeitet hat?

Zum Thema menschenrechtliche Sorgfaltspflicht und China Cables:

Die unter dem Namen „China Cables“ öffentlich gewordenen, zuvor geheimen Dokumente der chinesischen Regierung belegen die systematische Verfolgung und Unterdrückung der Uigurinnen und Uiguren in Umerziehungslagern in Xinjiang, China. Mehr als 80.000 Menschen der muslimischen Minderheit sollen dort für Zulieferer internationaler Marken der Technologie-, Textil- und Autobranche arbeiten, auch unter Zwangsarbeit.

Hugo Boss wird als Kunde des Textil- und Kleidungsherstellers Changji Esquel Textile Co. Ltd aufgeführt und daher auch in dem Bericht „Uyghurs for sale“ des Australian Strategic Policy Institute (Aspi) erwähnt.

Esquel hat demnach drei Spinnereien in Xinjiang in der Nähe der Baumwollfelder der Region errichtet. Im Mai 2019 teilte der CEO von Esquel dem Wall Street Journal mit, dass ihm Beamte 2017 uigurische Arbeiter*innen aus Süd-Xinjiang angeboten hätten und Esquel davon in 2 Jahren insgesamt 34 Personen angenommen hätte.

  1. In welchem Umfang hat oder hatte Hugo Boss Geschäftsbeziehungen mit Changji Esquel Textile Co. Ltd?
  2. Kann Hugo Boss nachweislich ausschließen, dass es bei diesem oder anderen Zulieferern aus Xinjiang bzw. China zu Zwangsarbeit kommt? Wenn ja, wie genau? Falls nicht, warum?
  3. Was hat Hugo Boss nach Bekanntwerden der „China Cables“ unternommen, um systematische Menschenrechtsverletzungen der Lieferanten aus China ausschließen zu können?
  4. Hat Hugo Boss aufgrund der in den „China Cables“ bekannt gewordenen Menschenrechtsverletzungen Geschäftsbeziehungen mit chinesischen Zulieferbetrieben beendet? Falls ja, welche genau und aus welchen Gründen genau?
  5. Hat Hugo Boss aufgrund der in den „China Cables“ bekannt gewordenen Menschenrechtsverletzungen bestimmte Maßnahmen gegenüber chinesischen Zulieferbetrieben eingeleitet? Wenn ja, welche? Falls nicht, warum nicht?

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