Löhne zum Leben statt Dividende bei Hugo Boss

Wenn der Konzern nicht voran geht, können die Aktionär*innen ihm den Weg weisen. So fordert die Aktionärin und FEMNET-Vorsitzende Dr. Gisela Burckhardt anlässlich der Hauptversammlung von Hugo Boss die Schaffung eines „Fonds für existenzsichernde Löhne“ für die Näher*innen in den Lieferketten des Konzerns. Spätestens in Zeiten der Corona-Krise wird nun sichtbar, dass ohne nachhaltige Einkommensstrukturen die Überlebensfähigkeit der Bekleidungsbranche und ihrer Beschäftigten auf dem Spiel steht.

Global greift Corona um sich, so auch bei Hugo Boss. Nicht nur Produktion und Handel in Deutschland sind betroffen, überall drohen Insolvenzen: Innerhalb kürzester Zeit sind globale Lieferketten zusammengebrochen. Besonders stark gefährdet sind die Näher*innen, die für Marken wie Hugo Boss zu Niedriglöhnen Kleidung produzieren. Weltweit stürzen Textilarbeiter*innen angesichts von Auftragsstornierungen und Fabrikschließungen in lebensbedrohliche Existenznöte.

„Es ist nicht akzeptabel, den Menschen, die die Produkte von Hugo Boss herstellen, nur Hungerlöhne zu zahlen. Damit verdammt Hugo Boss seine Arbeiter*innen und ihre Familien zu chronischer Verletzlichkeit, materieller und psychologischer Entbehrung“ erklärt die Frauenrechtlerin Dr. Gisela Burckhardt.

Statt der Ausschüttung einer Mindestdividende fordert die Aktionärin von Hugo Boss die Schaffung eines „Fonds für existenzsichernde Löhne“. Anlässlich der virtuellen Hauptversammlung am 27. Mai 2020 hat sie dazu einen Gegenantrag zur Verwendung des Bilanzgewinns 2019 gestellt. Der Fonds soll dazu dienen, die Löhne der Näher*innen in der Lieferkette von Hugo Boss sukzessive anzuheben, bis der Konzern das international anerkannte Menschenrecht auf existenzsichernde Löhne erfüllt. Weiterhin fordert Burckhardt eine transparente Berichterstattung über die Maßnahmen. So könne der Fonds die prekäre Lage der mehrheitlich weiblichen Arbeiter*innen und Migrant*innen verbessern, erklärt sie. Laut der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte muss Hugo Boss für den Schutz der Beschäftigten im Konzern selbst wie auch in seinen Lieferketten Sorge tragen. Vor diesem Hintergrund hat die Aktionärin weitere Gegenanträge zur Nichtentlastung des Vorstands und des Aufsichtsrats gestellt.

Schon vor der Corona-Pandemie erhielten die Beschäftigten in der Lieferkette von Hugo Boss laut der neuen Studie „Ausbeutung Made in Europe“ Löhne unterhalb der Armuts­grenze, etwa bei Zulieferern in Kroatien und Bulgarien. „Wenn sich schon nicht der Konzern um die Menschen kümmert, die seine Produkte nähen, dann tun es eben die Aktionär*innen und gehen in diesen harten Zeiten mit gutem Beispiel voran“ appelliert Burckhardt an die Anteilseigner. „Als verantwortliche Investorin ist es meine feste Überzeugung, dass mein Gewinn niemals auf der Ausbeutung der Arbeitskräfte beruhen darf.“

Kontakt: Katharina Edinger, FEMNET e.V., Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0175 – 58 46 55 60 / Email: presse@femnet.de

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