Anlässlich der bevorstehenden Jahreshauptversammlung von Hugo Boss am 14.5.2024 kritisieren FEMNET, die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) und der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre die einseitige Nachhaltigkeitsstrategie und hinterfragen, ob Hugo Boss seiner Sorgfaltspflichten gemäß dem deutschen Lieferkettengesetz nachkommt.
Mangelnde Berücksichtigung sozialer Aspekte in der Nachhaltigkeitsstrategie
Der Nachhaltigkeitsbericht von Hugo Boss zeigt die mangelnde Berücksichtigung sozialer Aspekte in der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens. Alle fünf Handlungsfelder der Nachhaltigkeitsstrategie beziehen sich auf Umweltaspekte, kein einziges auf soziale Kriterien. Das kritisieren FEMNET, CCC und der Dachverband der Kritischen Aktionäre, die den Vorstand von Hugo Boss bei der Hauptversammlung dazu befragen werden.
Kritik an Sozialaudits und Umsetzung des Lieferkettengesetzes
Gleichzeitig nennt Hugo Boss immer noch Sozialaudits als Instrument für die Sozialverträglichkeit seiner Produzent*innen. „Sozialaudits decken in der Regel nicht die tatsächlichen Probleme in den Fabriken auf“, erklärt Dr. Gisela Burckhardt, Vorstandsvorsitzende von FEMNET. „Wichtige Informationen wie die Durchführung unangekündigter Audits, gendersensible Ansätze und die Einbeziehung vertrauenswürdiger Dritter fehlen.“
Des Weiteren ist fraglich, ob Hugo Boss seinen Sorgfaltspflichten gemäß dem deutschen Lieferkettengesetz nachkommt. Es wird das Verfahren beschrieben, aber nicht die Ergebnisse. Es fehlen Informationen zu der durchgeführten Risikoanalyse, den ergriffenen Maßnahmen und der Wirksamkeit des Beschwerdesystems.
Existenzsichernde Löhne und Gewerkschaftsfreiheit bei Lieferanten
Ein weiterer zentraler Punkt der Stellungnahme betrifft die Frage der existenzsichernden Löhne für Arbeiter*innen in den Produktionsländern von Hugo Boss. Trotz früherer Versprechen gibt es keine Informationen darüber, ob existenzsichernde Löhne gezahlt werden oder ob entsprechende Maßnahmen ergriffen wurden.
Darüber hinaus verweisen FEMNET, die CCC und der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre darauf hin, dass das Unternehmen mit Lieferanten zusammenarbeitet, die Gewerkschaftsarbeit unterdrücken, wie im Fall Özak Textil und Lanka Leather. Zwar ließ Hugo Boss nicht in Fabriken produzieren, in denen es nachweislich zu Arbeitsrechtsverletzungen kam, pflegt jedoch langjährige Beziehungen zu diesen Lieferanten und sollte sich für das Recht auf Organisationsfreiheit einsetzen und sicherstellen, dass sie die Sorgfaltspflichten gemäß dem Lieferkettengesetz erfüllen.
FEMNET, CCC und der Dachverband der Kritischen Aktionäre fordern Hugo Boss dazu auf, ihre soziale Verantwortung ernst zu nehmen und soziale Nachhaltigkeitsziele in die Unternehmensstrategie zu integrieren, sich für existenzsichernde Löhne und die Organisationsfreiheit bei ihren Lieferanten einzusetzen.
Kontakt:
Anne Munzert (FEMNET), Anne.munzert[at]femnet.de
Hintergrund:
FEMNET ist eine gemeinnützige Frauenrechtsorganisation, die sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie des globalen Südens einsetzt und Mitglied der Kampagne für Saubere Kleidung www.femnet.de
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre sind eine Aktionärsvereinigung, die sich fürmehr Verantwortung und Transparenz von Unternehmen in Bezug auf Umweltschutz, Arbeits- und Menschenrechte, Rüstungsproduktion und die Abkehr von Profitmaximierung zu Lasten Dritter einsetzt.
Die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) ist ein Netzwerk, das sich für die Rechte der Arbeiter*innen in den Lieferketten der internationalen Modeindustrie stark macht. https://saubere-kleidung.de