Rede von Christian Russau

„K+S hat erhebliche Schäden an der Umwelt zu verantworten“: Christian Russau auf der HV

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich vertrete den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V..

Beide Organisationen müssen auch in diesem Jahr bemängeln, dass K+S ganz erhebliche Schäden an der Umwelt zu verantworten hat. Wir begrüßen, dass der Vorstand die Probleme künftig nicht mehr leugnen, sondern angehen will. Die daraus resultierende Aufgabe ist wegen der Versäumnisse der letzten Jahrzehnte gewaltig. Das bis heute fehlende umweltverträgliche Entsorgungskonzept beinhaltet für das Unternehmen in Deutschland weiterhin ein unkalkulierbares Risiko und ist umweltpolitisch ein Skandal. Angesichts der Tatsache, dass die Lagerstätten im hessisch-thüringischen Kaligebiet in etwa 40 Jahren erschöpft sein werden, muss K+S sich ab sofort auch den Anforderungen der Nachbergbauphase stellen.

Die Einstellung der Verpressung salzhaltiger Abwässer in den Untergrund zum 31.12.2021 wurde behördlicherseits mit dem Bewirtschaftungsplan Salz der Flussgebietsgemeinschaft Weser von den Bundesländern an Werra und Weser vorgezeichnet und in dem Vergleich von K+S mit dem BUND rechtsverbindlich vereinbart. Wir begrüßen die Einstellung der Verpressung. Sie war überfällig. Die durch die Verpressung ausgelösten Probleme werden jedoch mit dem Ende der Verpressung nicht aufhören. In den zurückliegenden 80 Jahren wurden im hessisch-thüringischen Kalirevier fast eine Milliarde Kubikmeter Salzwasser in den Untergrund verpresst. Wir wissen heute alle, dass dieses Abwasser dort nicht verbleibt, sondern aufsteigt, das Grundwasser verunreinigt, Trinkwasserbrunnen gefährdet und über die Grundwasserströme als sogenannte „diffuse Einleitungen“ maßgeblich zur Versalzung der Werra beitragen. Ohne ein tiefgreifendes Sanierungskonzept wird dieses Problem zu einer Ewigkeitsbelastung, die noch Jahrhunderte in der Nachbergbauphase die Umwelt schädigen wird. Dieses Szenario ewiger Umweltverschmutzungen ist für uns nicht akzeptabel. Der Vorstand muss sich der Aufgabe eines umfassenden und tiefgreifenden Sanierungskonzeptes stellen.

Der Fortbestand von K+S ist in Deutschland unmittelbar von der Umstellung auf eine umweltgerechte Produktion und Entsorgung abhängig. Die jahrzehntelange umweltpolitische Ignoranz hat das Unternehmen in eine gefährliche Situation gebracht. Betriebsstillstände wegen bei geringer Wasserführung in der Werra haben deutlich gezeigt, welche Folgen die fahrlässige Unterlassung der Entwicklung von Aufbereitungstechniken zur Reduzierung des Salzabstoßes hat. Die Gefahr, dass K+S neuerliche drastische Betriebsbeschränkungen erfahren wird, liegt weiterhin in der Luft. Die Folgen der umweltpolitischen Rücksichtslosigkeit der letzten Jahrzehnte haben die Handlungsspielräume sehr stark eingeschränkt und schweben heute wie ein Damoklesschwert über dem Unternehmen.

Nur eine konsequente Kurskorrektur und Neuausrichtung bietet eine Chance, die Lagerstätten im Werra-Revier in den nächsten 40 Jahren wirtschaftlich erfolgreich zu nutzen. Die künftige Entsorgungs- und Sanierungsstrategie muss sich zum Ziel setzen, dass

  • Werra und Weser wieder zu Süßwasserflüssen werden,
  • die Abfälle aus der Kaliproduktion entweder aufbereitet und wirtschaftlich genutzt oder vollständig als Feststoffe wieder in die ausgebeuteten Bergwerke eingebaut werden und
  • die vorhandenen Belastungen der Grund- und Oberflächengewässer aus der Verpressung und den bestehenden Abraumhalden durch Sanierungskonzepte reduziert werden.

Ausgehend von dieser Zielsetzung, fordern der BUND und der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre den Vorstand auf:

  • Verzichten Sie auf die Oberweserpipeline! Bekennen Sie sich zur Entsorgung unvermeidbarer Produktionsabfälle in den Bergbaugebieten!
  • Beenden Sie die Politik des ständigen Haldenwachstums und verpflichten Sie sich zum Versatz fester Abfälle in den ausgebeuteten Bergwerken!
  • Nutzen Sie endlich alle technischen Möglichkeiten zur Eindampfung und Rohstoffgewinnung aus den salzhaltigen Abwässern!
  • Stellen Sie sich ab sofort der Nachbergbauphase! Entwickeln Sie ein Sanierungskonzept, damit die Gewässerbelastungen aus dem Haldenabwasser und den verpressten Abwässern nicht zu Ewigkeitslasten werden, sondern verringert werden!

Ich danke ihnen für ihre Aufmerksamkeit.

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