Rede auf der Hauptversammlung der Deutschen Lufthansa AG am 6. Mai 2025
Sehr geehrter Herr Spohr, sehr geehrter Herr Kley, sehr geehrte Mitglieder des Vorstands und Aufsichtsrats, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
mein Name ist Markus Dufner. Ich bin Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Mit unseren 30 Mitgliedsorganisationen sowie Kooperationspartner aus den Bereichen Umwelt und Menschenrechte repräsentieren wir einen Teil der Zivilgesellschaft. Zudem ist der Dachverband Mitglied der Klimaallianz Deutschland mit 155 Mitgliedsorganisationen. Zur heutigen Hauptversammlung wurden uns die Stimmrechte für mehr als 272.000 Aktien übertragen.
Auf der heutigen Hauptversammlung möchte ich hauptsächlich über Klimaschutz im Lufthansa-Konzern und eine Klimaklage gegen die Deutsche Lufhansa sprechen.
Herr Kley, Sie beginnen diese Versammlung mit der Aussage, man könne mal eine Hauptversammlung aus einem Flugzeug heraus übertragen. Bemerkenswert.
Herr Spohr, bemerkenswert an Ihrer Rede fand ich, welchen Stellenwert das Thema Klimaschutz in Ihrer Rede einnimmt: nämlich keinen. Stattdessen wollen Sie zusätzlich zur Steuerfreiheit für Kerosin noch mehr Privilegien: Sie fordern „eine Reduktion nicht nur bei der Luftverkehrssteuer“. Kerosin ist in der gewerblichen Luftfahrt gänzlich von der Mineralölsteuer befreit. Damit genießt ausgerechnet der besonders klimaschädliche Flugverkehr ein enormes Steuerprivileg gegenüber allen anderen Verkehrsträgern.
Meine Damen und Herren, erst vor wenigen Wochen musste die Lufthansa vor dem Landgericht Köln wegen irreführender Werbung eine Niederlage gegen die Deutsche Umwelthilfe hinnehmen. Es geht um die Aussage der Lufthansa: „CO2-Emissionen ausgleichen durch einen Beitrag zu Klimaschutzprojekten“. Diese Aussage ist irreführend. Das Ausgleichs- und Reduktionsversprechen der Lufthansa ist unhaltbar.
Das Gericht ist darauf eingegangen, wie eine der weltweit größten Airlines systematisch die Kundinnen und Kunden täuscht und eine Klimaneutralität von Flugreisen gegen zusätzliche Gebühren vorgaukelt. Flugreisen sind mit am gravierendsten, was die Belastung des Klimas angeht.
Herr Spohr, gegen Ablasszahlungen ein gutes Gewissen zu verkaufen, ist besonders verwerflich. Für das Gericht war erwiesen, dass eine Klimaneutralität nicht erreicht wird und die sogenannten Sustainable Aviation Fuels (SAF) keine ‚direkte‘ Reduktion liefern können.
Bitte nehmen Sie Stellung zu diesen schwerwiegenden Vorhaltungen.
Wie wird die Lufthansa auf diese gerichtliche Niederlage reagieren?
Wenn die Lufthansa ernsthaft Emissionen reduzieren will, sollte sie auf innerdeutsche Flüge verzichten und wie vor dreißig Jahren Bahntickets anbieten. Aufgrund der hohen saisonalen Nachfrage hatte die Lufthansa im August 2024 angekündigt, mehr Kurzstreckenflüge statt von der Kernmarke von anderen Airlines durchführen lassen. Konzern-intern sollen Discover und City Airlines Flüge übernehmen.