Hauptversammlung der Mercedes-Benz AG am 7.5. 2025

Sehr geehrte Mitglieder des Vorstands und Aufsichtsrats, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
mein Name ist Markus Dufner. Ich bin Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Mit unseren 30 Mitgliedsorganisationen sowie Kooperationspartnern aus den Bereichen Umwelt und Menschenrechte repräsentieren wir einen Teil der Zivilgesellschaft. Zudem ist der Dachverband Mitglied der Klimaallianz Deutschland mit 155 Mitgliedsorganisationen. Zur heutigen Hauptversammlung wurden uns die Stimmrechte für rund 20.000 Aktien übertragen.
Herr Dr. Brudermüller, Sie leiten heute zum ersten Mal die Hauptversammlung der Mercedes-Benz Group AG. Ihre sehr ausführliche, programmatische Rede hat den Eindruck vermittelt, dass Sie gleich die Position des Vorstandsvorsitzenden mit ausfüllen wollen. Herr Pischetsrieder war da deutlich zurückhaltenden.
Herr Dr. Brudermüller, Sie bauen offenbar darauf, dass neue Marktrealitäten regulatorische Maßnahmen im Sinne des Klimaschutz abschwächen. Aber nach wie vor müssen wir vom Verbrenner-Aus im Jahr 2035 ausgehen.
Anders als BMW hat Mercedes-Benz zentrale Branchentrends verschlafen und sich strategisch zu spät neu ausgerichtet. Welche Erklärung haben Sie dafür, Herr Dr. Brudermüller und Herr Källenius?
2024 ging der Verkauf von E-Autos um mehr als 27 Prozent zurück. Wie erklären Sie diesen drastischen Rückgang?
Nun wollen Sie die Verluste mit massivem Stellenabbau und die Verlagerung der Produktion in Niedriglohnländer wettmachen. Im Rahmen des Programms „Next Level Performance“ planen Sie Einsparungen in Höhe von fünf Milliarden Euro bis 2027.Mit Abfindungsprogrammen und Druck auf die Beschäftigten sollen mehr als 30.000 Jobs abgebaut werden. Teilweise werden bis zu 500.000 Euro je Beschäftigtem gezahlt. So fehlt dann Geld für Investitionen in zukunftssichere Arbeitsplätze.
Einem Bericht der Wirtschaftswoche zufolge ist das Ziel von „Next Level Performance“, so viele Mitarbeiter wie möglich herauszudrängen.
In Trennungsgespräche wird gedroht: „Ihr Job fällt weg, ihn wird es nicht mehr geben“.
Arbeitet Mercedes mit solchen Drohungen?
Stimmt es, dass Mercedes Schulungen dafür durchführt?
Wie viele Arbeitnehmer von Mercedes-Benz in Deutschland haben bisher von diesem Abfindungsangebot Gebrauch gemacht?
Spüren Sie einen Widerstand in der Belegschaft?
Wie viele Arbeitsplätze werden nach Ungarn verlagert?
In welchen Ländern sollen noch Arbeitsplätze entstehen? Wie viele?
Herr Källenius, wir lehnen einen massiven Stellenabbau in Deutschland ab. Sichern Sie zukunftsfähiger Arbeitsplätze hierzulande. Und natürlich muss Mercedes auch seiner Verantwortung für den Klima- und Umweltschutz gerecht werden.
Der Dachverband fordert deshalb, die die Dividende zu senken:
von 4,30 € auf 20 Cent je Aktie!
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, wir alle haben gern sichere Arbeitsplätze, und wir alle sind von der Klimakatastrophe betroffen. Deshalb bitte ich Sie, diesmal unserem Gegenantrag zu TOP 2 zuzustimmen und auf einen Großteil Ihrer Dividende zu verzichten.
Herr Källenius, Sie haben mit einem abrupten Strategiewechsel für Aufsehen gesorgt. Die „Electric only“-Strategie war gestern. Nun favorisieren Sie eine angebliche „duale Antriebsstrategie“.
Aber was verbirgt sich wirklich dahinter? Tatsächlich geht es verstärkt mit dem Verbrenner weiter. Von 19 neuen Modellen werden sage und schreibe 17 mit Verbrennungsmotoren ausgestattet sein. Das nenne ich eine Anti-E-Auto-Strategie.
Herr Källenius, Sie sagten eben in Ihrer Rede: „Neue Autos von Mercedes-Benz sollen langfristig bilanziell CO2-neutral werden. Über den gesamten Lebenszyklus hinweg.“ (https://group.mercedes-benz.com/dokumente/investoren/hauptversammlung/mercedes-benz-ir-hv-2025-rede-vorstandsvorsitzender-ola-kaellenius.pdf)
Was verstehen Sie unter langfristig?
Mercedes-Benz hat es dringend nötig, schon mittelfristig mehr E-Autos als Autos mit Verbrennungsmotor zu verkaufen. Mit weiterhin deutlich über 100 g/km CO2-Emissionen im durchschnittlichen Pkw-Verbrauch ist völlig unklar, ob der Konzern auch die nun verzögerten CO2-Flottengrenzwerte der EU-Kommission auch in drei Jahren wird einhalten können. Allein die in 2024 verkauften Autos werden für 97 Millionen Tonnen CO2 bei durchschnittlicher Nutzungsdauer sorgen. Zum Vergleich: Der größte direkte CO2-Emittent unter deutschen Konzernen, Heidelberg Materials, hat war letztes Jahr fast 62 Millionen Tonnen CO2 emittiert.
Herr Källenius, Sie müssen jetzt mal ausführlich erklären, wie Sie die CO2-Flottengrenzwerte der EU-Kommission einhalten wollen.
Plant der Konzern konkrete Investitionen in die Entwicklung nachhaltiger und wettbewerbsfähiger Elektrofahrzeuge?
Wie sieht es aus mit der Entwicklung kleiner und erschwinglicher E-Autos?
Der eingeschlagene Kurs zeigt eine riskante Fixierung auf kurzfristige Kostenoptimierung statt auf nachhaltige und sozialverträgliche Unternehmensführung.
Wie Herr Speich von Deka Investment fordere auch ich ein „Say on climate“ der Hauptversammlung.
Wenn ein Auto schrottreif ist, müssen Hersteller es eigentlich zurücknehmen und recyceln lassen. Um dem zu entgehen, haben sich laut EU-Kommission zwischen 2002 und 2017 insgesamt 15 Autokonzerne abgesprochen und müssen nun Bußgelder zahlen. Mercedes hat das Kartell in Brüssel offengelegt und entgeht deshalb einer Strafe. Hart trifft es vor allem Volkswagen, das mit rund 128 Millionen Euro das höchste Bußgeld zahlen muss, BMW gerade mal 25 Millionen Euro.
Herr Källenius, Sie waren 2002 noch nicht im Amt. Was haben Sie zu Ihren Vorgängern gesagt, die sich an den Kartellabsprachen beteiligt haben?
Welche Vorkehrungen trifft Mercedes-Benz, dass es nicht mehr zu Verletzungen des Kartellrechts kommt?
Wie will Mercedes-Benz sicherstellen, dass zukünftig alle Umwelt- und Recyclingverpflichtungen konsequent eingehalten werden?
Ich fasse zusammen und stelle unsere weiteren Gegenanträge: Der Vorstand kommt weiterhin nicht hinreichend seiner Verantwortung nach, wirksamere Maßnahmen für den Klimaschutz und eine sozial- und klimagerechte Transformation umzusetzen. Deshalb beantragt der Dachverband, den Vorstand nicht zu entlasten.
Der Aufsichtsrat ist seiner Kontrollfunktion gegenüber dem Vorstand in zentralen strategischen Fragen nur unzureichend nachgekommen. Deshalb soll der Aufsichtsrat nicht entlastet werden.
Zu TOP 14 beantragt der Dachverband, den Beschlussvorschlag der Verwaltung abzulehnen. Den Vorstand soll nicht erneut bevollmächtigt werden, über die Durchführung einer virtuellen Hauptversammlung entscheiden zu können.
Herr Källenius, Herr Dr. Brudermüller, wann wird Mercedes-Benz wieder zu einer Präsenz-Hauptversammlung zurückkehren?
Mit der Durchführung einer Hybrid-Hauptversammlung würden Sie zum Vorreiter für Aktionärsdemokratie werden. Die Vorteile des Präsenz- und des virtuellen Formats kämen zur Geltung. Wann können wir damit rechnen? Ich freue mich auf die Beantwortung meiner Fragen. Vielen Dank!